Geschichte

Der Ursprung der Familie der Vitazeen mit ihren zurzeit 10 Gattungen geht vermutlich auf die Kreidezeit zurück, mit Sicherheit jedoch auf das ältere Tertiär (spätes Paläozän). Vertreter der Familie werden auf der gesamten kontinentalen nördlichen Halbkugel gefunden, dem heutigen Eurasien und Nordamerika; seit dem Entstehen des Atlantiks haben sie sich auf den auseinandergedrifteten Kontinenten differenziert. In Eurasien westlich des Altai‑Gebirges entwickelte die Euvitis mit ihrer wichtigsten Untergattung Vitis Tourn. eine einzige Art, Vitis vinifera L. (Branas, 1974: 15). Diese unterteilt sich in V. (E.) vinifera sylvestris und V. (E.) vinifera sativa, aus welchen der Mensch dann die unterschiedlichen Rebsorten selektioniert hat.

Aus der ursprünglich zweihäusigen Vitis vinifera subsp. sylvestris entwickelte sich neben den Sorten des kleinasiatischen Urzentrums der Vitis orientalis Negr. ein eigenes Genzentrum, das der Vitis vinifera occidentalis Negr., wel‑ches wohl dem späteren „griechischen Wein“ entspricht. Ein weiteres Zentrum entwickelte sich im „römischen“ Italien durch Vermischung der ersten mit den etruskischen Rebsorten. Mitte des 1. Jahrtausends n. Chr. entwickelte sich in Frankreich und Deutschland ein weiteres Zentrum mit Sorten, die wir auch heute noch kennen. Weitere Zentren entwickelten sich im Osten, im Donau‑Tal und am Schwarzen Meer, aber vor allem im Südwesten, in Iberien, unter dem Klimaschutz der Pyrenäen.

Die Iberische Halbinsel hat hierbei einen besonders eigenständigen genetischen Reichtum, da sie sich fast isoliert am Rande der ökologischen und klimatischen Veränderungen im Mittelmeerraum und in Zentraleuropa befand. Nach Verzögerungen der kommerziellen Entwicklung im frühen Mittelalter, die aber in Portugal fast nie und in Spanien auch nur bedingt die genetische Konti‑nuität der Sorten betraf, konnten die beiden Iberischen Staaten mit Weinen ihrer großartigen Sorten machtvoll in das internationale Marktgeschehen eingreifen. Der Einbruch dieser einmaligen Qualitäts‑ und Marktposition, bedingt durch die „amerikanischen Plagen“ und politische Fehlentwicklungen, wird heute nach dem EU‑Beitritt wieder aufgefangen.

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