Erneuerungsmassnahmen seitens privater Bemühungen

1969 war das deutsche Unternehmen von Jorge Böhm (Gründer der PLANSEL) größter Importeur portugiesischer Weine nach Deutschland, hierdurch konnten erste Kenntnisse für spätere Aktivitäten erworben werden.

Mit Hilfe des Rechtsanwaltes Dr. Vera Jardim (Mitverantwortlicher des diesbezüglichen Gesetzes für Auslandsinvestitionen) konnte 1976 die erste Neugründung eines Unternehmens mit ausländischem Kapital im nachrevolutionären Portugal gegründet werden.

Böhm organisierte von Anfang an Reisen deutscher Weindistributoren und Journalisten nach Portugal. Nach seinem Umzug nach Portugal wurde dies eine Strategie mit Unterstützung verschiedener Organisationen: IVV, Unternehmen und Bürgermeister von Montemor. Viele deutsche Unternehmen wurden danach zu Importeuren portugiesischer Weine. Böhm veröffentlichte in der wichtigsten Fachpresse Informationen über Portugals Weine, deren Anbaugebiete und dem Fortschritt hinsichtlich Erhaltungszucht autochthoner Rebsorten.

Der inzwischen gegründete rebzuchtorientierte Pflanzguterzeugungsbetrieb PLANSEL erkannte sehr früh die Notwendigkeit einer gemeinsamen Politik aller Beteiligten der unterschiedlichen Bereiche der Weinwirtschaft. Viele Sektoren hatten keinerlei Kontakt untereinander, Grundsatzentscheidungen wurden deshalb in „hoheitlicher“ Manier erlassen, und wenn sich diese als falsch herausstellten durch neue amtliche Erlässe oft mit gegensätzlichen Inhalten ersetzt. Dieses Verfahren war nicht besonders fortschrittsfördernd.

PLANSEL hatte das Glück von dem zu dieser Zeit erstarkendem Landwirtschaftsverband CAP eine große Unterstützung zu erfahren. PLANSEL regte deshalb Anfang der 90er Jahre ein Treffen aller Beteiligten des Weinwirtschaftsbereiches an, sowohl der Verwaltung wie der Privatwirtschaft. Das Treffen fand im Landwirtschaftsministerium statt um über eine interprofessionelle Organisation zu sprechen, durch die zukünftig im Dialog aller Beteiligten, anstelle hoheitlicher Erlässe über Grundsatzfragen entschieden werden sollte. Es war von erfreulich hoher Beteiligung und Einstimmigkeit zugunsten dieser Idee. Leider wurde dieser Vorschlag damals vom Ministerium mit der Begründung, dass ministeriale Entscheidungen nicht vinkuliert werden dürfen, abgelehnt. PLANSEL versuchte in mehreren gut besuchten Seminaren mit ausländischen Rednern auf die Idee einer brachenumfassenden Organisation hinzuarbeiten. Zur dieser Zeit hatte der Gründungsgesellschafter der PLANSEL, Diplomingenieur Raposo Palma, schon erfolgreich bei Gründung der ATEVA (regionaler Weinbauverband des Alentejo) mitgewirkt.

Die Versuche der Verwaltung mit sogenannten Beiräten (conselho consultivo) zumindest eine Kommunikation von unten nach oben innerhalb verschiedener staatlicher Organisationen zu schaffen (Carlos Portas) war ein guter Ansatz, der jedoch wenig berücksichtigt wurde. Mit einer echten Kompetenzdelegation in neue interprofessionelle Organisationen, den CVRs (regionale Weinbaukammern) und der ViniPortugal (Absatzförderung), wurden dann erfolgreiche Schritte in eine nachhaltige Zukunft der Weinwirtschaft erzielt.

Mitte der 90er Jahre kam Böhm’s Tochter nach dem Abschluss des Önologiestudiums (F.H. Geisenheim) nach Portugal und setzte sich für eine eigene Weinerzeugung ein, die auf den Forschungsergebnissen ihres Vaters und der Universität Évora aufbauen konnte. Die Kellerei der PLANSEL verfügt über 65 Hektar Weinberge mit Rebsorten, die Ergebnis langjähriger Studien sind – zwei Drittel der Weine werden exportiert.

 

Aufklärungsmassnahmen zum Interprofessionalismus

  • 1988: Seminar in Montemor “Anregungen zur Schaffung interprofessioneller Strukturen in der Weinwirtschaft“, PLANSEL / CAP
  • 1990: Seminar an der nationalen landwirtschaftlichen Forschungsanstalt in Oeiras „Portugals Weinwirtschaft 2000 – Aufruf zur Notwendigkeit einer interprofessionellen Weinvertriebsagentur“ (1992), Zusammenarbeit PLANSEL / CAP
  • 2003: 1. International Symposium ISHS on Grapevine Growing, Commerce and Research, verantwortlicher Organisator J. Böhm, Zusammenarbeit PLANSEL / CAP
  • 2010: Symposium an der Universität Évora: „Große Vergangenheit unserer Rebsorten – ein Verpflichtung für die Zukunft“, Zusammenarbeit Bayer / PLANSEL

 

Veröffentlichungen über Portugals Weinwirtschaft im Ausland

  • Chance oder Gefahr für die EG – Portugal (1984), Hans Jörg Böhm, die Weinwirtschaft, Nr. 26/84
  • Weinbau mit vielen Chancen in der EG (1985), Hans Jörg Böhm, die Weinwirtschaft, Nr. 28/85
  • Strukturen und Absatzwege Portugals (1986), Hans Jörg Böhm, die Weinwirtschaft, Nr. 14/86
  • Interview: „Divided and rule‑less, Portugal needs to put its vineyards in order if it is to benefit from her membership of the EEC“ (1986), Zitat Hans Jörg Böhm, Wine and Spirit, Februar 1986
  • Umstellung auf Qualitätswein (1987), Hans Jörg Böhm, Weinwirtschaft, Nr. 6/87
  • Mit grossen Schritten in eine europäische Zukunft (1988), Hans Jörg Böhm, alles über Wein, Nr. 2/88
  • Qualitätsweine auf dem Wege in den deutschen Handel (1989), Hans Jörg Böhm, Weinwirtschaft, Nr. 24/89
  • VQPRD‑Qualitätsweingebiete abgegrenzt (1990), Hans Jörg Böhm, Weinwirtschaft, Nr. 16/90
  • Entdeckt: Rotweine aus dem Alentejo (1991), Hans Jörg Böhm, Weinwirtschaft, Nr. 23/91
  • Leichtwein aus dem Norden Portugals (1993), Hans Jörg Böhm, Weinwirtschaft Nr. 9/93
  • „O grande livro das castas“, Portugal vitícola (2007), koordinierender Autor Hans Jörg Böhm (Herausgeber Chaves Ferreira)
  • Weinatlas Spanien und Portugal (2011), Hans Jörg Böhm (Herausgeber Ulmer Verlag)

 

Veröffentlichungen (hinsichtlich der Gründung einer Marketingagentur für Wein)

  • Das Seminar: Portugals Weinwirtschaft 2000 – Aufruf zur Notwendigkeit einer interprofessionellen Weinvertriebsagentur (1992), Hans Jörg Böhm, Vida rural, Nr. 22/92
  • Die portugiesische Weinwirtschaft muss sich bewegen, hin zu einer eigenen interprofessionellen Weinmarketingagentur (1992), Hans Jörg Böhm, Revista do agricultor, Juni 1992
  • Der Gründer der PLANSEL veröffentlicht das Portal Vine to Wine circle in drei Sprachen im Internet um Information über die Rebsorten, Qualitätsweinbauländer, Geschichte und Terroir in den weininteressierten Importländern zu wecken.

 

Maβnahmen zur Globalisierung der portugiesischen Rebsorten

  • 1992‑99: USA – Universität Cornell / NY (Prof. Denis Gonsalves, David Altman – American tobacco)
  • 2003‑2009: USA – Universität Davis / CA, Dra. Deborah Golino (FPS) – Sunridge and E&J Gallo; offizielle Anerkennung und Verbreitung der PLANSEL Rebklone auf breiter Basis
  • 2004: Australien – South Australian grapevine improvement SA.; offizielle Anerkennung und Verbreitung der PLANSEL Rebklone auf breiter Basis
  • 2006‑09: Neuseeland – Riversun nurserey; offizielle Anerkennung und Verbreitung der PLANSEL Rebklone auf breiter Basis
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