Der Einfluss des Bodens auf die Weinqualität

Der direkte Einfluss des Bodens auf die Qualität ist und bleibt ein vieldiskutiertes Thema, obgleich es durch Armstrong und Wetherby (1976) schon mustergültig beantwortet wurde. Der Fortschritt der Studien zur Isolierung und Bestimmung der Bodenparameter und ihres Einflusses auf die Weinqualität bildet ohne Zweifel eine Grundlage für verheißungsvolle Perspektiven.

Ein traditionelles Verständnis des Bodens betrachtet diesen als Ergebnis der Wechselwirkungen zwischen Klima und Bodenlebewesen als aktive Faktoren, die auf die passiven Eigenschaften wie Felsen und Relief in einem gegebenen Zeitraum einwirken.

Der direkte Bezug zur Terroir‑Konzeption (siehe Abb.122) ist in diesem Sinne augenscheinlich. Wenn auch die Bedeutung von Klima, Geologie, Topographie oder irgendeinem anderen der benannten Faktoren, die die Pflanzen oder die Produktqualität beeinflussen, hervorgehoben wird, so erkennt man auch indirekt die Bedeutung des Bodens an. Durch ihn, aber insbesondere durch seine Eigenschaften, wirken die grundsätzlichen Einflussfaktoren des Mediums Umwelt auf die Rebe und ihre Produkte ein.

Der Boden ist kein mehr oder weniger begründetes Begriffskonzept, wie dies das Terroir sein kann, sondern es ist ein natürlicher Körper und wird wissenschaftlich beschrieben durch die Bodenkunde (Pedologie), die den Boden in wissenschaftlicher und technischer Hinsicht untersucht und seiner Zusammensetzung, Formation, Entwicklung und geographischen Verteilung besondere Aufmerksamkeit widmet.

Bei der Ansprache des Bodens ist es normal, dass auf die die Lithosphäre bedeckende Schicht, die in Wechselwirkung mit der Atmosphäre, der Hydrosphäre und der Biosphäre steht, Bezug genommen wird, und so von der Bodensphäre als natürlicher Verknüpfung zwischen dem organischen und anorganischen Bereich gesprochen wird.

Der Boden ist die Lebensgrundlage der Pflanzen, ihr Nährstoffspeicher, Wasserreservoir und Regulator für die Klimaeinflüsse (z.B. Temperatur, Niederschlag). Er ist auch die Grundlage für die meisten menschlichen Aktivitäten, auch für jede forst‑ und landwirtschaftliche Nutzung im Allgemeinen und den Weinbau im Speziellen.

Der Boden wird anhand seines Profils beschrieben. Der Begriff Profil würde in der Geologie geprägt und später von der Bodenkunde übernommen. Landwirte, Gärtner und selbst manche Fachleute betrachten den Boden als eine oberflächliche Einheit und beachten nur die obere Schicht von wenigen Zentimetern. Anders dagegen der Bodenkundler, der dank des Bodenprofils dreidimensional sieht und sich darüber hinaus auch für sein Vorkommen in der Landschaft und die Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen Böden interessiert.

Das Bodenprofil ist ein Ausschnitt oder ein senkrechter Schnitt, der alle Schichten umfasst, wie sie im Lauf der Bodenbildung entstanden und verändert worden sind (Abb. 141). Diese Schichten verlaufen parallel zur Oberfläche des Geländes und werden als Horizonte bezeichnet. Jede einzelne unterscheidet sich durch physikalische, chemische, mineralogische und biologische Strukturen. Es muss deshalb hervorgehoben werden, dass das Profil durch seine Horizonte gekennzeichnet ist und dass die Horizonte durch ihre Eigenschaften charakterisiert sind. Deswegen ist es nicht korrekt (obgleich üblich, weshalb wir es auch hier so handhaben), von Eigenschaften des „Bodens“ zu sprechen, denn ein und derselbe Boden hat verschiedene Korngrößenzusammensetzungen oder unterschiedliche Gehalte beispielsweise an organischer Substanz.

Um einen Boden zu untersuchen, muss eine Grube oder ein Bodenprofil ausgehoben werden (Abb. 142). So ist es möglich, den Boden ganzheitlich anzusprechen und durch die Betrachtung der sonnenzugewandten Seite die Himmelsrichtung der Geländeneigung und die verschiedenen Horizonte zu bestimmen. Für die Unterscheidung der Haupthorizonte werden Großbuchstaben verwendet, um die wichtigsten Bildungsprozesse zu beschreiben, während zur Bezeichnung der weniger bedeutenden Prozesse Kleinbuchstaben als Anhang dienen.

Das wesentliche Ziel ist hierbei die Feststellung der taxonomischen Einheit (Bodentyp, siehe unten) durch die komplette makromorphologische Beschreibung der sicht‑ und messbaren Eigenschaften im Feld sowie die im Labor vorgenommene mikromorphologische Beschreibung und Analyse. Die zu beschreibenden und analysierenden Eigenschaften und Bestandteile variieren jedoch stark, entsprechend der Zielsetzung der Arbeit.

Viele Eigenschaften können bei der Bodenuntersuchung betrachtet werden. Im folgenden Abschnitt werden diejenigen mit dem größten Einfluss auf den Weinberg und die Weinqualität erläutert.

Korngrößenverteilung.

Häufig findet man in der Literatur die Angabe, dass die Rebe lockere und tiefgründige Böden suche und eher steinige als lehmhaltige; die Kasuistik ist jedoch enorm und deshalb muss mehr ins Detail gegangen werden. Die Korngrößenverteilung (Steinanteil und Feinmaterial) hängt mit sehr heterogenen Einflussgrößen und Bestandteilen des Bodens zusammen, wie seinen physikalischen, chemischen und physikalisch‑chemischen Eigenschaften, dem vegetationswidrigen Zustand (Toxizität, pflanzenwidrige Komposition), der Temperatur und dem Wasserhaushalt. (Abb. 144)

Der Steinanteil (Bodenskelett) hat eine große Bedeutung für das Bodenklima, da er zur Verringerung des Oberflächenwasserabflusses und des Bodenabtrags sowie zur Erhöhung der Infiltration beiträgt. Steine können auch den kapillaren Aufstieg verhindern und Wasser‑ und Temperaturhaushalt, je nach Gesteinszusammensetzung, beeinflussen. Beispielsweise kann Kalkgestein Wasser speichern, Silikatgestein weist einen geringen spezifischen Wärmekoeffizienten auf (Abb. 146): Kieselstein‑ Böden in der D.O. Rueda). In Bezug auf den Weinbau sind steinige Böden generell von Vorteil für die Qualität, jedoch von Nachteil im Hinblick auf die Wuchskraft der Pflanze, ihre Fruchtbarkeit und damit die Produktionsmenge.

In Hinsicht auf den Feinboden (Korngröße unter 2 mm) bevorzugt die Rebe lockere, sandige, gut dränierte Böden, bei denen jedoch Trockenheit nicht zum begrenzenden Faktor wird. Die Uniformität des Bodenprofils wird als wichtig angesehen, jedoch gibt es keine klaren Angaben über Grenzwerte in Bezug auf Tongehalt, Tiefgründigkeit, Horizontstärke usw. (Abb. 144): gegensätzliche Korngrößenverteilung).

Tonreiche Böden werden laut Fregoni (1973) mit extraktreichen, aromatischen, farbintensiven, aber häufig plumpen Weinen in Verbindung gebracht. Daher und aufgrund morphologischer und physikalischer Probleme, die die Entwicklung des Pflanzenwachstums beeinflussen, wird anhand der Verhältnisse in den wichtigsten Weinanbaugebieten eine Obergrenze von 45% Tonanteil gesetzt. Einige wichtige Ausnahmen bestätigen aber die Regel (Abb. 148)Kalkböden in der D.O. Xerez.

In Regionen mit vorherrschend sandigen Böden entstehen durch den relativ geringen Tonanteil beträchtliche Probleme bei der Bewirtschaftung aufgrund geringer Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherkapazität, mit entsprechenden Risiken für die Qualitätsweinerzeugung.

Als Bodengefüge oder Bodenstruktur bezeichnet man die Ausbildung wasserstabiler Bodenaggregate, die direkten Einfluss auf die Wurzelbildung des Weinstocks haben. Ein ausgeprägtes Platten‑ oder Prismengefüge wirkt sich nachteilig auf die Vegetation aus.

Die relative Verschlechterung des Bodengefüges im Bearbeitungshorizont, bedingt durch Pflugsohle, Hangneigung, Erosion und Verlust an organischer Substanz, fördert die Bildung von oberflächlichen Bodenkrusten, die wiederum die Infiltration, den Luftaustausch, aber auch die Wahl des Anpflanzungsverfahrens beeinflussen .

Die Böden der meisten nicht sandigen Bodeneinheiten sind in der Regel verhärtet oder im trockenen Zustand sehr hart und verkrustet, was ihre Bewertung bestimmt, aber auch Verschluffung und die Bildung der oben zitierten Oberflächenverkrustung (Lehm) nach sich zieht, vor allem, wenn keine gröberen Elemente den Boden bedecken und somit diese Auswirkungen verhindern können. Dieses Problem verstärkt sich bei Nivellierungsmaßnahmen oder der Neueinteilung der Parzellen, einschließlich tiefgreifender Bodenbearbeitungs‑maßnahmen.

Zur effektiven Tiefgründigkeit wird bisweilen gesagt, das Wurzelsystem der Rebe überschreite nur selten die Tiefe von 1,20 m, generell befänden sich 90% der Rebwurzeln innerhalb der oberen 60 cm und der Großteil zwischen 20 und 60 cm Tiefe. Dies scheint allerdings nicht immer zu stimmen. Solange die Bodenbedingungen es gestatten (Abwesenheit von Bodenverdichtungen und anderen begrenzenden Faktoren), kann man eine deutliche Wurzelentwicklung unterhalb von einem Meter Tiefe feststellen, was eine gute Ausnutzung des Boden sicherstellt, sowohl in Bezug auf die Nährstoff‑ wie auch die Wasserversorgung.

Regelmäßig entstehen regionale Probleme in Talsohlen oder Senken (hydromorphisch oder durch Überschwemmung), weshalb es sich empfiehlt, vor allem bei größeren Einheiten die Kontrolle und Ableitung von Staunässe sicherzustellen. Dies gilt besonders, wenn sich dies vorteilhaft auf den Stauwasserstand und damit auf die effektive Bodentiefe und die Bearbeitungsmöglichkeiten auswirkt .

Das Bodenklima.

Die Klimakomponenten mit ihren Auswirkungen auf den Boden (und umgekehrt) sowie ihre Wechselwirkungen in Hinsicht auf die Pflanze bestimmen letztendlich die Qualität des Weines.

Klimabedingte Veränderungen im Boden wirken sich meist mittel‑ oder langfristig durch Umwandlungs‑ und Auswaschungsprozesse aus: im Profil (effektive Tiefe, Unterscheidung der Horizonte, Kontraste usw.), bei den physikalischen Eigenschaften (Gefügeausbildung, Porosität, Farbe usw.), beim organischen Material (Anreicherung, Humifizierung, Mineralisierung), in der Bodenlösung (Verdünnung – Konzentrierung), beim pH‑Wert und beim Austauschkomplex (momentane und potenzielle Bodenfruchtbarkeit). Die Bedeutung dieser Veränderungen hängt offensichtlich von ihrer Richtung ab, und das Endergebnis bestimmt die Qualität des Produktes in der Form, wie es bereits in den vorhergehenden Abschnitten beschrieben wurde.

Weitere Einflussgrößen sind Veränderungen des Bodens durch die Wechselwirkungen von Pflanze und Klima, weshalb man auch vom Bodenklima spricht, dem Zusammenspiel von Bodentemperatur, Bodenluft und Bodenwasser. Generell fungiert der Boden durch seine Eigenschaften als Regulator der Klimaelemente: Sonneneinstrahlung (Wärme, Rückstrahlung), Temperatur (spezifische Wärme), Niederschlag/Bewässerung (Korngrößenverteilung, Wasserhaltekapazität) und Evapotranspiration/Wasserentnahme (physikalische Eigenschaften, Kapillarität und Bodenvolumen).

Wie bereits oben erwähnt, ist das Temperaturregime des Bodens deutlich anders als das der Atmosphäre, was dazu führt, dass das Wurzelwachstum vor dem Wachstum der oberirischen Pflanzenteile beginnt und auch später endet.

Die Bodentemperatur wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie der Farbe, der spezifischen Wärme der Materialien, aus denen er sich zusammensetzt (Wasser, organische Substanz und die Bedeckung mit Pflanzenrückständen, Vegetation und Steinen) und der Topographie. Hinsichtlich der Relation von Farbe und Temperatur kann man davon ausgehen, dass Reben, die auf dunklen Böden wachsen (Niederungen, Senken), sich besser entwickeln, stärkeres Wachstum und eine dunklere Färbung des Laubs mit wärmeren Tönen aufweisen. Darüber hinaus zeigen sie ein geringeres Risiko für Verbrennungen, Verminderung der Triebigkeit und vorzeitige Beendigung des Wachstums wegen Temperaturanstieg.

Die Bodenfeuchtigkeit kann man als Resultat eines Gleichgewichts aus Zufuhr (Regen, Niederschlag, hoher Stauwasserstand, Bewässerung) und Verlust (Oberflächenwasserabfluss, Evapotranspiration, Dränage) verstehen. Der Boden muss dabei als ein regulierender Vermittler gesehen werden, der dank seiner Eigenschaften (Textur, Struktur, Porosität und Tiefe) diese Rolle im Weinberg übernimmt. Diese ist auf der Iberischen Halbinsel ausschlaggebend in Anbetracht des Regenmangels während der Schlüsselmonate des vegetativen Zyklus. Der Feuchtigkeitsmangel zu bestimmten Jahreszeiten ist ausschlaggebend für geringe Entwicklung, niedrige Produktion, hohen Zuckergehalt und Säuremangel der Weine.Das wesentliche Resultat ist die Kontrolle der Wasserversorgung im Weinberg, die bei der Entwicklung der Pflanze während eines großen Teils der Vegetationszeit und bei der Entfaltung der Weinqualität eine wichtige Rolle spielt. Ein ausgeglichener Wasserhaushalt ist ein wichtiges Werkzeug in der Hand des Winzers für eine ausgewogene Wasserversorgung (Regen/Bewässerung). Er muss die verschiedenen Komponenten der Wasserbilanz (Evaporation, Transpiration, Oberflächenwasserabfluss und Dränage) und das verfügbare Bodenwasser berücksichtigen, um so die angemessene Wasserversorgung für jedes spezifische Entwicklungsstadium bereitstellen zu können. Die Wasserbilanz kann darüber hinaus wichtige Kenngrößen für die Methode der Zonierung (siehe unten) liefern: Speicherkapazität, Wasserüberschuss oder ‑defizit zu bestimmten Zeitpunkten usw. Anschaulich gesagt, bestimmt man die Wasserbilanz einer gegebenen Region für jeden Boden anhand seiner Feuchtigkeitskonstanten und analysiert die verschiedenen Variationsquellen, die ein Terroir definieren: Unterschiede im Jahreszyklus, Heterogenität in den Jahren des Untersuchungszeitraums und die Verschiedenheit der Böden (sandige und/oder weniger tiefgründige Böden mit geringer Speicherkapazität verlieren ihre Feuchtigkeit lange vor den tonhaltigen und tiefgründigen Böden mit großen Wasserreserven). (Abb. 149) Unterschiede in der Feuchtigskeitsbilanz bei verschiedenen Bodentypen).

Das Kolloid‑Systemstellt einen zentralen Punkt für die Bodenfruchtbarkeit dar. Es ist aus organischen (organisches Material, Humus) und mineralischen Kolloiden (Tone) aufgebaut.

Hinsichtlich der organischen Kolloide wird häufig gesagt, dass humusreiche Böden plumpe Weine erzeugen. Andere Autoren weisen auf eine Beziehung zwischen der Natur der Böden und dem Polyphenolgehalt der Traube hin und zeigen, dass stickstoffreiche Böden zu armen Weinen mit geringem Extrakt und wenig Anthocyanen führen. Dessen ungeachtet scheint der Humus von sich aus keinen nachteiligen Einfluss auf die Weinqualität zu haben, insbesondere in tonhaltigen Böden. In dieser Hinsicht bestätigen bestimmte Versuche, dass er die Rolle der Kationen für das Gleichgewicht der organischen Säuren übernehmen kann, aber auch für die chemische Zusammensetzung der Pflanze in Abhängigkeit vom Standort und für den Anteil absorbierter Ionen.

Böden mit hohem Gehalt an organischer Substanz fördern die Farbintensität und den Tanninreichtum des Mostes, können aber insgesamt gesehen durch eine stärkere vegetative Entwicklung und höhere Produktion infolge der höheren Fruchtbarkeit zu verminderter Qualität führen. Ein Großteil der Weinbergsböden der Iberischen Halbinsel ist kalkhaltig. Bei diesen ist der Humus durch aktiven Kalk stabilisiert und kann daher nur sehr schwer von Bakterien mineralisiert werden. Die jährliche Mineralisierungsrate ist hier nur halb so groß wie in den übrigen Weinbergsböden, weshalb sie zweifache Stickstoffgaben benötigen, um eine entsprechende Stickstoffversorgung zu gewährleisten. Auf sauren Böden, allerdings aus anderen Gründen, geschieht etwas Ähnliches in Bezug auf das Problem der Nitrifikation (Abb. 152) pH und Bodeneigenschaften). Zugleich ist es üblich, die Phosphorwerte zum Gehalt an organischer Substanz in Beziehung zu setzen. Bei niedrigen pH‑Werten kann es zu Festlegungsprozessen kommen, vor allem in größeren Bodentiefen.

Die Bedeutung des Bodens für die Qualität des Weines ist gut am pH‑Wert zu erkennen. Der pH‑Wert des Bodens ist für sich genommen weder ein Maßstab für den Gesundheitszustand des Bodens noch für das ernährungsmäßige Gleichgewicht der Pflanze noch für die Qualität von Traube, Most und Wein. Auf der ganzen Welt, wie auch auf der Iberischen Halbinsel, werden rote und weiße Qualitätsweine sowohl auf sauren, neutralen wie auch auf alkalischen Böden erzeugt. Dennoch besteht eine Beziehung zwischen dem pH‑Wert und wichtigen Bodeneigenschaften, wie Bodenstruktur und Nitrifikation, bestimmten Nährstoffgleichgewichten sowie Mangel‑ und Toxizitätserscheinungen, die sich ihrerseits auf die Weinqualität auswirken können. (Abb. 151)

Das mineralische Kolloidsystem hat einen engen Bezug zur Bodenfruchtbarkeit und Verfügbarkeit von Nährstoffen, welche sich wiederum nicht nur auf das Bodengleichgewicht, sondern auch auf die Produktion und die Qualität auswirken.

Die Fruchtbarkeit des Bodens ist ein vielschichtiges Phänomen, das mit äußerlichen Einflussgrößen (Klima, Standort, Pflanze) ebenso zusammenhängt wie mit den physikalischen, chemischen und physikochemischen Eigenschaften des Bodens und der An‑ oder Abwesenheit bestimmter Nährstoffe.

Oft wird gesagt, dass die besten Weine auf nährstoffarmen Böden erzeugt werden, und noch heute behaupten manche Fachleute, dass die Weinqualität im umgekehrten Verhältnis zur Produktivität der Böden stehe. Je nach Gesichtspunkt kann man diese Behauptung als richtig oder falsch einstufen. In dieser Hinsicht gilt es als weinbauliches Dogma, dass gute Weine auf armen kalkreichen Böden erzeugt werden. Jedoch gibt es Umstände, unter denen es bei extremen Bodensituationen unmöglich wird, ausgewogene Weine zu erzeugen, und andere, unter denen auch auf fruchtbaren Böden erlesene Weine erzeugt werden können. Letztendlich kann man sowohl auf fruchtbaren als auch auf armen Böden die richtigen oder falschen pflanzenbaulichen Maßnahmen treffen, die ausgeglichene oder unausgeglichene Wuchsbedingungen erzeugen, was wiederum zu guter oder schlechter Qualität, hohem oder niedrigem Ertrag führt.

Insofern ist die Technologie ausschlaggebend. Ausgehend von analytischen Daten des Bodens muss berücksichtigt werden, dass die Menge der den Wurzeln zur Verfügung stehenden Nährstoffe ebenso wichtig ist wie deren anteilsmäßige Zusammensetzung. Der Mangel an Nährstoffen in der Oberschicht des Bodens fördert das Tiefenwachstum der Wurzeln, und dieses gestattet wiederum eine ausgeglichenere Wasserversorgung des Weinbergs, was letztendlich als Qualitätsfaktor anzusehen ist.

Alle diese Fragen bestimmen das sogenannte Ionengleichgewicht des Bodens (Abb. 152). Das Ionengleichgewicht (Konstante von Gapon, KG) wird bestimmt durch das Zusammenspiel von „interner“ Lösung (organisch‑mineralischer Austauschkomplex) und „externer“ Lösung (Bodenlösung), die durch Zufuhr (Bewässerung, Flüssigdüngung usw.) und Entnahme (Nährstoffentzug durch die Pflanze, Auswaschung) beeinflusst wird. Häufig ist der Nährstoffzustand der Böden in seiner räumlichen Verteilung sehr heterogen. Es ist daher offensichtlich, dass trotz der vorhandenen Mengen an gewissen Nährstoffen weder das Nährstoffgleichgewicht noch die Erträge gut sein können, wenn es an einem anderen Nährstoff fehlt. Denn nach dem Minimumgesetz reicht ein unzureichendes Element aus, damit sich der Boden als insgesamt nährstoffarm verhält.

Die Komponenten, die die Bodenfruchtbarkeit bestimmen, sind auch entscheidend für die Weinqualität. Das heißt, dass wir bei der Untersuchung eines bestimmten Standorts den Gesamtwert der Nährstoffe sowie deren Anteil an der Gesamtkapazität und letztendlich auch die möglichen Antagonismen zwischen ihnen berücksichtigen müssen Hinsichtlich der absoluten Werte der Kationen kann man folgende Werte als akzeptabel ansehen: Calcium 10–20 cmol(+)/kg, Magnesium 2,5–5,0 cmol(+)/kg, Kalium 0,6–1,2 cmol(+)/kg. Bezüglich ihres Anteils an der Austauschkapazität: austauschbares Calcium 40–70%, Magnesium 10–20%, Kalium 2–12%; der Anteil an Natrium, der die Alkalinität der Böden angibt, sollte zwischen 0,5 und 3% (niemals über 10%) liegen. Man verwendet in der Regel zwei Relationen, um die Antagonismen bei der Rebe zu bewerten: Das Verhältnis Calcium zu Magnesium sollte bei 5, Kalium zu Magnesium zwischen 0,5 und 1 liegen. Die Planzenunverträglichkeit (Toxizität) von zu hohen Aluminiumkonzentrationen in zu sauren Böden ist ein besonderes Problem bei der Einschätzung der Produktivität und Rentabilität. Die Ursache für die niedrigen Erträge ist zum einen die beschränkte Verfügbarkeit von Austauschbasen und Nährstoffen wie Phosphor, Molybdän und Bor, zum andern die von Aluminium‑, Mangan‑ oder Wasserstoffionen hervorgerufene Toxizität. Häufig ist daher eine pH‑Korrektur notwendig.

Die Bezeichnung Chlorose ist ein Sammelbegriff, der auf ein Ungleichgewicht im pflanzlichen Stoffwechsel hinweist. Es lässt sich eine Gelbverfärbung der Blätter am Rebstock erkennen, die unterschiedlichen Ursprungs sein kann. Trotz ausführlicher Literatur zu diesem Thema konnte kein kausaler Zusammenhang zwischen dem Überschuss an Calciumcarbonat und mangelnder Chlorophyllsynthese festgestellt werden .

Calciumcarbonat ist eine wichtige Quelle für Calcium. Darüber hinaus hat die Rebe spezifische Anforderungen in Bezug auf diesen Nährstoff (Qualitätsfaktor), obwohl er Auslöser für die Eisenchlorose bei Pfropfreben ist. Daher ist die Kenntnis des prozentualen Kalkanteils, des aktiven Calciums und des Eisengehalts (Richtgröße für den Chlorosegrad) von größtem Interesse bei der Wahl der Kombination Rebunterlage/Pfropfreis.

Die Rebe verfügt über eine moderate Salztoleranz. In diesem Sinne ist es angebracht, zwischen dem negativen Einfluss der Salinität auf den Ertrag und auf die Qualität zu unterscheiden. Dieser Einfluss hängt vom Typ der vorherrschenden löslichen Kationen und Anionen ab, zum Beispiel von der Konzentration von Natrium und Chlor in den Beeren, Kalium und Schwefel im Most, Veränderung des pH‑Wertes in beiden usw.

Im Weinberg gibt es Probleme mit der Salinität bei Werten von über 3 dS/m (obwohl die Anfälligkeit der Unterlagen unterschiedlich ist), jedoch können im Falle der Anwesenheit von Schwefel schon Werte von 2,2 dS/m beunruhigend sein. Die salinitätsbedingten Probleme können unterschiedlicher Art sein. An erster Stelle steht die Physiologie der Rebe, da ein Luxuskonsum von bestimmten Ionen den Most und schließlich den Wein beeinflussen kann. An zweiter Stelle steigt der osmotische Druck durch die Salinität an, was wiederum durch die stark hygroskopische Eigenschaft von Salzen wie dem Gips die Wasserversorgung der Rebe während der trockenen Jahreszeit beeinträchtigen kann.

Spurenelemente von größerer Bedeutung im Weinbau sind Eisen, Mangan, Zink, Kupfer und Bor. Ihre Pflanzenverfügbarkeit hängt vom pH‑Wert ab (Abb. 151). In sauren Böden ist sie für die Mehrzahl der Spurenelemente besser. Nichtsdestoweniger empfiehlt es sich, die Symptome der Mangel‑ oder Toxizitätserscheinungen während der Vegetationszeit ab dem Austrieb und den ersten Stadien des Wachstums genau zu beobachten.

Die Bodenkartierung

Die umfassende Untersuchung der Böden einer Region, eines Gutes oder eines kleinen Betriebs wird in der Regel als Bodenbestandsaufnahme (soil survey) oder, in einer genaueren Form, Bodenkartierung (soil resources inventory, SRI) bezeichnet und macht zwangsläufig eine ausführliche Bodenbeschreibung mit Bodenkarte erforderlich.

Die Bodenkarte umfasst einen graphischen Teil mit einer Legende, die mit einer Datenbank verknüpft ist. Zusammenfassend kann man sagen, dass die unterschiedlichen Einheiten der graphischen Teile einer Bodenkarte anhand von Grenzwerten abgegrenzt werden. Die Gesamtheit aller Abgrenzungen mit gleicher Bezeichnung und gleichem Inhalt stellt eine kartographische Einheit dar (soil map unit, SMU). Der Inhalt dieser kartographischen Einheiten ist genau bestimmt und wird als taxonomische Einheit (soil taxonomic unit, STU) bezeichnet. Eine kartographische Einheit, die Böden mit sehr ähnlichen Eigenschaften und Nutzungen zusammenfasst, nennt sich Bodenserie; eventuelle Abweichungen von der geforderten Homogenität der Serie werden als Einschlüsse bezeichnet.

Die Abgrenzung der unterschiedlichen Einheiten erfolgt mittels verschiedener ferngesteuerter Sensoren in Abhängigkeit vom Maßstab (Fernerkundung, Fotointerpretation, Radar usw.) oder aber in direkter Form zur präzisen Feststellung anhand von geomorphologischen Kriterien (hauptsächlich Relief, Gestein, Dränage) und anderen Standards, die an bestimmte Eigenschaften der Fotoaufnahmen gebunden sind (Textur, Tonanteil, Farbe usw.).

Die Bodenkarte enthält Informationen in Bezug auf den Maßstab, die Ausführlichkeit, mit der die Untersuchung durchgeführt wurde und die Anzahl der Beobachtungen. Vom Gesichtspunkt der kartographischen Einheiten her ist es von Interesse, zwei Maßstabstypen zu unterscheiden: zum einen der kleine Maßstab, in der die SMUs mit ihren Untereinheiten erscheinen, das heißt sie enthält unterschiedliche Bodentypen; zum andern die Karten mit großem Maßstab, der notwendigerweise übergreifend ist und daher nur den Hauptbodentyp nennt, mit eventuellen Einschlüssen von geringerer Bedeutung. Die Ersten sind in der allgemeinen Form der Bodenkartierung dargestellt, also ohne Einzelheiten. Sie werden bevorzugt von Institutionen der Verwaltung und für die Regelung der Bodennutzung verwendet und sollten den flächenmäßigen Anteil der verschiedenen taxonomischen Einheiten angeben. Die Karten mit großem Maßstab beziehen sich auf eine ausführliche Bodenkartierung und sind daher von direktem Interesse für den Weinbauern beim Management seines Betriebs. Die Unterscheidung zwischen Bodenkarten von kleinem oder großem Maßstab kann beim Maßstab 1 : 25.000 liegen, jedoch kann die Festlegung dieser Grenze unter anderem von der Homogenität der Region, der Verfügbarkeit von Ressourcen oder der Erfahrung des Edaphologen abhängen. In der Bodenkarte ist nicht nur der graphische Teil wichtig, sondern auch die Zeichenerklärung bzw. die Begrifflichkeit, die dafür gewählt wird. Dies soll im folgenden Absatz Thema sein.

Die Weinbergsböden der Iberischen Halbinsel

Die sogenannte „siebte Annäherung“ (séptima aproximación) Ende der 1950er Jahre markiert den Beginn einer neuen Tendenz der Bodenklassifizierung. Heute koexistieren zwei große Schulen: eine, die salopp als „amerikanische“ bezeichnet wird, und die der FAO. Beide werden laufend überarbeitet und erweitert. Die zwei Elemente, die beiden Klassifizierungen gemein sind, sind die Bedeutung der Parameter, die zur Klassifizierung verwendet werden (Eigenschaften oder Merkmale und Diagnosehorizonte), und die mehr oder weniger zweigliedrige Struktur. Nichtsdestoweniger sind, genau betrachtet, weder die Diagnosegrundlage noch die innere Struktur die gleichen. Die an erster Stelle genannte Methode (soil taxonomy, 1975–2010) ist genau betrachtet die einzige, die man erfolgreich anwenden kann, sowohl bei der bereits erwähnten allgemeinen als auch bei der detaillierten Bodenkartierung. Daher dient diese für die vorliegende Untersuchung als Referenz.

Bei dieser Untergliederung werden mehrere Kategorien unterschieden: Ordnung (order), Unterordnung (suborder), Gruppe (great group), Untergruppe (subgroup), Familie (family), Serie (series), und mit ihr wurden mehr als 16.000 Böden auf der ganzen Welt bestimmt. Eine kurze Aufstellung der Boden‑Ordnungen, die auf der Iberischen Halbinsel vorkommen – 9 von insgesamt 12 – ist in wiedergegeben, die geographische Verteilung der entsprechenden Unterordnungen wird in Abb. 156 gezeigt.

Es ist aus zwei Gründen sehr wichtig, dass die Klassifizierung detailliert genug ist: erstens, weil die Pflanze selbst kleine Unterschiede zu unterscheiden vermag und damit ein Terroir vom anderen, zweitens, weil das angewandte Management, der traditionelle Weinbau, besonders aber der „Präzisionsweinbau“ dies verlangen.

In der schematischen Darstellung Abb.157 sind die wichtigsten Böden des traditionellen Weinbaus erfasst und um einige spezifische erweitert, die unter dem Gesichtspunkt des Weinbaus in den Tropen interessant geworden sind. Im Einzelnen zeigt sie die charakteristischsten Bodenprofile des traditionellen Weinbaus, basierend auf der Verwendung von nur drei für den Weinbau wichtigen Eigenschaften (organische Substanz, Tongehalt, Calciumcarbonat‑Äquivalente): Entisole (Psamment,Fluent), Inceptisole (Combixerept, Calcixerept), Alfisole (Haploxeralfs, typic und calcic), Andisole, Vertisole, Aridisole (Cambids, Calcids, Argids), und Ultisole (Xerults), sowie solche, die durch den tropischen Weinbau hinzukommen: Incepitsole (Ustepts), Alfisole (Ustalfs) und Oxisole. Die ersten beiden sind im Prinzip die gleichen, jedoch innerhalb der entsprechenden Feuchtigkeitsregime, während die Letzteren (Oxisole) eindeutig nur dem tropischen Weinbau zugeordnet werden können. Auf die Mollisole (mehr im traditionellen Weinbau von Bedeutung) und Spodosole (von Bedeutung im tropischen Weinbau) soll hier nicht weiter eingegangen werden.

Aufgrund des zuvor Gesagten ergibt sich, dass auf der von uns verwendeten allgemeinen Ebene weder die Ordnung noch die Unterordnung und nicht einmal die Gruppe als Grundlage geeignet sind; wir müssen bis auf das Niveau der Untergruppe gehen.

Letztendlich reicht selbst die Untergruppe nicht aus. Es gibt verschiedene Bodenprofile derselben Untergruppe  (kalkhaltiger Haploxeralf). Selbst mit bloßem Auge kann man deutliche Unterschiede erkennen: bei der Mächtigkeit der Bodenhorizonte und der effektiven Tiefe, beim Gehalt an Ton, Kalk und Bodenskelett usw., ganz zu schweigen von noch wichtigeren Merkmalen, die sich durch Laboruntersuchungen bestimmen lassen, wie organische Substanz, Korngrößenzusammensetzung, potenzielle und momentane Bodenfruchtbarkeit usw.

Erst wenn man ins Detail geht, kommen diese Unterschiede zum Vorschein. So hat der Vergleich der 46 wichtigsten Weinbergsbodenserien aus 10 verschiedenen untersuchten D.O.‑ Qualitätsweingebieten offenbart, dass die Unterschiede zwischen den verschiedenen D.O.‑Gebieten deutlicher sind als die zwischen den Bodenserien innerhalb der D.O.‑Gebiete. Aber auch im gleichen D.O.‑Gebiet können Weine ganz unterschiedlichen Charakters erzeugt werden.

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