Rebpflanzguterzeugung in Portugal

Ricardo Andrade (VITICERT), Luis Fernandes (VITICERT), Hans Jörg Böhm (PLANSEL).

Vor dem Beitritt zur Europaischen Gemeinschaft (CEE) hatte Portugal, im Gegensatz zu den anderen Partnerländern noch keine spezifische Gesetzgebung für die Zertifizierung von Rebpflanzgut. Der Berufstand der Rebpflanzguterzeuger war damals nicht organisiert. Zu dieser Zeit wurden bei Weinbergsneuanlagen bewurzelte Unterlagsreben gepflanzt, die im folgenden Jahr am Standort veredelt wurden.

Auf Grund der Initiative einiger Rebpflanzguterzeuger, die sich der neuen Herausforderung durch den EG –Beitritt bewusst waren, wurde 1984 die VITICERT – ‚Der nationale Verband der zertifiziertes Rebpflanzgut produzierenden Rebpflanzguterzeuger’‑ gegründet. Die primäre Zielsetzung war der Zertifizierung zum Durchbruch zu helfen, und die Interessen der Rebpflanzguterzeuger gegenüber dem Staate zu vertreten.

In Zusammenarbeit mit dem zuständigen Amt wurde wurde 1986 auf Basis der EG – Pflanzgutverordnung ein internes, privates Statut geschaffen. Seine Aufgabe war es Material von Schnittgärten mit importiertem Vermehrungsgut der EG zu zertifizieren und und die Qualität dieses Material zu kontrollieren.

Die Direcção‑Geral de Protecção das Culturas (DGPC), die sich zuvor Centro Nacional de Protecção da Produção Agrícola (CNPPA) nannte, übernahm 7 Jahre später die Kontrolle des gesamten Prozesses der Zertifizierung von Rebpflanzgut. Diese Pflanzen konnten nun mit Etiketten, die zwar von der VITICERT, aber nach Massgabe der Genehmigung der DGPC vergeben wurden, vermarktet werden. Die Etiketten wurden gemäss der entsprechenden EG‑ Normen erstellt.

Nach dem EG – Beitritt schloss sich die Viticert dem ‘Comité Internacional des pépinieristes (CIP)’ an, um mitzuwirken bei der Harmonisierung der Gesetze der verschiedenen EU Mitgliedsländer, und um sicherzustellen, dass das portugiesische Rebpflanzgut dem der Altmitglieder gleichgestellt wird.

Der Wandel des Marktes hin zur Pfropfrebe erforderte eine neue Politik zu Gunsten der Verfügbarkeit von Edelreis‑materialien der gleichen Kategorie der erzeugten Unterlagen der Mitglieder, das heisst zugunsten von zertifizierten Vitis vinifera Klonen.

Trotz grosser Bemühungen zur Selektion solchen Materials von staatlicher wie auch von privater Seite, schieden sich bis Ende der 90er Jahre die Geister an der Frage der sanitären Selektion.

Hierdurch erfolgt die Pfropfrebenerzeugung der nationalen Rebsorten ausschliesslich in der herkunftsneutralen Kategorie Standard.

Einige Pflanzguterzeuger pflanzten Schnittgärten mit ausländischen Rebsorten, um “zertifizierte Pfropfreben” erzeugen zu können; die nationalen Rebsorten wurde von den Regionalniederlassungen des Landwirtschaftsministeriums als Material der Massenauslese “selecção massal de clones”, zur Verfügung gestellt, damit konnte allerdings nur “Standard” Material erzeugt werden.

Zu dieser Zeit wurden vom privaten Bereich offizielle wissenschaftliche Projekte, gemeinsam mit nationalen und internationalen Forschungsinstituten vorangetrieben um Klonenselektion der wichtigen nationalen Rebsorten einzuleiten. Diese Klone wurden unter Anleitung der Forschungsanstalt für Rebzucht in Geisenheim (Al) über 10 Jahren auf Ihre kulturellen Eigenschaften hin geprüft und nach den höchsten sanitären Anforderungen dieser Zeit auf 17 Virus – Serotypen getestet . 1994, wurde der erste Klon der ‚Comissão de Nacional de Exames de Variedades de Videira’ (CNEVV), ein Klone der Rebsorte Fernão Pires vorgestellt , er wurde anerkannt als “Fernão Pires cl.1 JBP (PT)”.

Man sollte berücksichtigen, dass zu dieser Zeit die Position der verschieden für den Weinbau zuständigen Ämter nicht immer die gleiche war. Erst als die DGPC sich durchsetzen konnte, war es möglich die europäischen Regeln für die Zertifizierung in grösserem Rahmen die Tat umzusetzen.

Die Verteidigung der Rechte und Pflichten des Berufstandes und die Erhaltung des Wettbewerbes aller Leistungen wurde immer von der VITICERT verteidigt und hatte letztendlich Erfolg: Seit dem Jahr 2000 werden weitere Rebklone mit der EU geforderten sanitären Reinheit endlich offiziell anerkannt. Die drei Züchter des Landes, ISA, EAN und JBP (PLANSEL) zertifizierten bis 2005 insgesamt 120 Klone der wichtigsten Sorten des Landes.

Es war eine einmalige Herausforderung des Berufsstandes, der enormen Steigerung der Nachfrage, die für den geförderten Wiederaufbau des portugiesischen Weinbaus notwendig war. insbesondere nach Pfropfreben gerecht werden zu können, Die finanziellen Anreize der Programme PAMAF, AGRO e VITIS die ab Ende der 90er bis 2006 liefen, liess die Nachfrage explodieren. Einige Pflanzgutvermehrer haben hierzu ihre Kapazität vervielfachen müssen.

Einer bessere Abstimmung der verschiedenen zuständigen Ämter untereinander und mit dem Berufstand, insbesondere hinsichtlich der Verwendung von Qualitätspflanzgut für zukünftiger Pflanzungen mittels Förderung der Verwendung von zertifiziertem Rebpflanzgut könnte sich ausserordentlich stark auf den Ertrag der auswirken. Die Weinberge könnten an den Durchschnittsertrag der anderen EU Weinbauländer herangeführt werden. Dies ist wohl die nächste grosse Herausforderung, nicht nur für die Rebpflanzguterzeugung, sondern für die ganze Branche.

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