Kollektive Aktivitäten um sich der Marktwirtschaft zu nähern

Einzelaktivitäten versus Gemeinschaftsaktionen

Nachdem die richtige Sichtweise hergestellt war, mussten nun die Eckdaten für die Strategie einer marktgerechten gemeinsamen Weinbaupolitik festgelegt werden. Auf sektoraler und regionaler Ebene waren zu dieser Zeit Innovationsaktivitäten eingeleitet worden. Diese wechselten jedoch in ihrer Zielsetzung, endeten meistens mit der neuen Partei, die an die politische Macht kam und waren dann oft ohne Fortsetzung. Dies geschah ausgerechnet zu einem Zeitpunkt als die sogenannte neue Weinwelt mit einer ausgezeichnet koordinierten Weinwirtschaftspolitik die internationalen Zielmärkte überschwemmte.

Zum Gründungszeitpunkt (1993) von ViniPortugal, einer interprofessionellen Weinabsatzgesellschaft, befand sich die Krise des Berufsstandes auf dem Höhepunkt und es gab einen Überschuss an Trauben ohne Chance diese international als Qualitätswein absetzen zu können. Nach gewaltigen Investitionen mit EU Beiträgen in neue, marktorientierte Produktionsstrukturen verbesserte sich langsam die Situation im laufenden Jahrzehnt. Im Jahre 2003 erkannte die ViniPortugal, dass nunmehr der nächste Schritt zur Wettbewerbsfähigkeit eingeleitet werden musste, damit finanzierte sie ein neues Aktionsprogramm mit der Monitorgroup um das Weincluster Porters wiederzubeleben. Nach einer Serie von unterschiedlichen Konferenzen arbeitete die Monitorgroup das Zahlenmaterial der größeren Weinunternehmen auf. Ziel war ein Prioritätenplan im Sinne eines nationalen Weiwirtschaftsprogrammes. In sektoralen Arbeitsgruppen wurden die wichtigsten Themen erarbeitet und deren Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Vorschläge umfassten praktisch den gesamten Bereich des Weincluster, waren aber eindeutig auf den wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtet: „how to drive competitiveness into the Portuguese wine‑cluster“. Referenz zur dieser Konzeption war das Strategiepapier im Jahre 2003 der Australier und ihrer “Wine research and development corporation”.

Durch die Monitorgroup wurden 7 Etappen mit entsprechenden Kampagnen erarbeitet:

1 – Erarbeitung einer auf die Zielmärkte ausgerichteten Strategie:

  • Ausrichtung aller Aktivitäten auf diese Märkte
  • Bestimmung der Pilot‑Rebsorten, die in den Zielmärkten umworben werden sollen

 

2 – Investitionsförderung des Weinclusters:

  • Schaffung von größeren Unternehmen
  • Verbesserung der Weinqualität und der Verwaltungsstrukturen

 

3 – Festlegung von definitiven Standards in den Bereichen von der Rebe bis zur Weinvermarktung:

  • Regelung des Frühruhestands für Winzer nicht rentabler Betriebe
  • Qualitätsbezogene Bezahlung der Trauben
  • Verbesserung der Qualifikation des Managements
  • Vergrößerung der Weinbergsflächen pro Winzer

 

4 – Gründung einer eigenen Agentur für Innovation in der Weinwirtschaft:

  • Gründung der Agentur (maximal 2 bis 3 Personen) und Sicherstellung die Forschung zu fördern, welche auf Verbesserungen mit wirtschaftlicher Relevanz ausgerichtet ist.
  • Herausstellung strategischer Maßnahmen, die auf innovativen Gemeinschaftsaktionen beruhen (staatliche, private und parafiskale Mittel)
  • Schaffung einer stärkeren Verbindung zwischen Forschung und Wirtschaftsbetrieben
  • Sicherstellung einer Verbreitung der Forschungsergebnisse an alle Betroffenen des clusters

 

Beispiele benannter Innovationen

  • Begrenzung der Anzahl beworbener Rebsorten entsprechend der Aufnahmebereitschaft der Verbraucher
  • Herstellung von Premiumweinen mit stets verbesserter Qualität und in größerem Volumen
  • Selektion von Rebklonen mit bestimmten Eigenschaften und Terroir‑ Anpassung (anstelle von Museen zur Erhaltung aller mikro‑mutativen Abweichungen)
  • Strategien zur Bildung von Pilzresistenz bei Reben
  • Verbesserung der kulturellen Techniken (Bewässerung, Düngung und Bodenverbesserung)

 

5 – Traditionserhalt bei gleichzeitiger Innovation zu bestimmten Bedingungen:

  • Innovationsmassnahmen auf die Verbrauchergewohnheiten abstimmen
  • Effektivere Kontrolle von Qualitätswein
  • Festlegung von flexibleren Regeln zur Weinerzeugung (um eine rentable Mindestmenge zu garantieren)
  • Sicherstellung einer objektiv besseren Qualität der DOC‑Weine als die der anderen Kategorien

 

6 – Immer bessere Produkte entwickeln:

  • Erarbeitung neuer Weinprofile, die bei einer rentablen Erzeugung den Verbraucher ansprechen
  • Schaffung der Zugangsvoraussetzung für alle Erzeuger zu diesen Weintypen
  • Adaptationsstudien der Sorten zum jeweiligen Terroir

 

7 – Entwicklung einer Kultur des Qualitätsweins:

  • Überarbeitung der DOC‑Regeln bis hin zur objektiv besseren Qualität im Glas
  • Zusätzliche Qualitätskontrolle für den Export
  • Verhinderung von Verstößen

 

Die benannten Maßnahmen zur Verbesserung des Weinclusters, soweit diese nicht in Vergessenheit gerieten, befinden sich auf dem Wege zur Umsetzung.

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