Gesichtspunkte zur Abhängigkeit des Weinbaus von der Umwelt

Die bestimmenden und eingrenzenden Eigenschaften der Umwelt, die auf die Pflanze einwirken, sind verschiedenster Art und Inhalt vielseitiger Untersuchungen verschiedener Fachrichtungen, wie der Klimatologie, Geologie, Bodenkunde, Botanik, Biologie oder Hydrologie. Sie bestimmen das Verhalten und die Gesamtheit der Reaktionen der Pflanze, wie zum Beispiel Stoffwechsel und Wachstum.

Wie zuvor schon gesagt, haben sich Richtlinien herausgebildet, die das Verhältnis zwischen Umwelt und Rebe bestimmen, wonach das „Medium Natur“ (die Umwelt) eine der wichtigsten Einflussgrößen für die Qualität der Reben ist. Hierauf begründet sich der Begriff des Nukleus‑Terroir.

Das Medium Natur ist darüber hinaus auch noch ein Faktor für Ursprünglichkeit. Auf der Welt gibt es Regionen, die bessere Weine produzieren als andere, in Ersteren gibt es wiederum Jahre, in denen hervorragender Wein produziert wird, wobei einige Betriebe schlechter abschneiden als andere. Die Wiederholung der natürlichen Voraussetzungen, die diese besondere Qualität in einem Gebiet ermöglicht haben, ist in innerhalb desselben Gebietes schon schwer, praktisch unmöglich aber in anderen Gebieten, selbst wenn diese über ähnliche Anbaubedingungen verfügen.

Es ist einfacher, die Bedeutung einer einzigen Einflussgröße zu beobachten. In diesem Falle kann man sehen, dass ein biologischer Prozess sich innerhalb bestimmter Grenzen vollzieht, mit Höchst‑ und Niedrigstwerten und mit einem Optimalbereich dazwischen. Jedoch hängen die biologischen Vorgänge niemals von nur einer einzigen Einflussgröße ab, sondern es bestehen Wechselwirkungen, die der Grund dafür sind, dass sich die Einflussgrößen sehr unterschiedlich auswirken, abhängig vom jeweiligen Zustand der anderen. Darauf begründet sich das „Gesetz der begrenzenden Faktoren“, eine Erweiterung des klassischen „Gesetzes des Minimums“ in der Landwirtschaft.

In den folgenden Abschnitten werden die wichtigsten Einflussgrößen für den Weinbau, die Produktion und Qualität des Weines untersucht. Insbesondere sind dies das Klima und die meteorologischen Elemente (Temperatur, Niederschlag u.a.) sowie die standortabhängigen Umweltfaktoren der Erde – Geologie, Geographie, Geomorphologie und Topographie. Boden‑ und rebkulturbedingte Faktoren werden in den folgenden Kapiteln behandelt.

 

Das Klima 

Damit die Traube die gewünschte Perfektion und Harmonie erreicht, um ein Qualitätsprodukt daraus zu erzeugen, ist in der Regel ein optimales Klima notwendig. Dies ist jedoch nicht einfach, denn neben anderen Ursachen ist für alle Rebsorten das Verhältnis Klima – Ertrag – Qualität unterschiedlich.

Die klimatischen Bedingungen als Resultat der meteorologischen und geographischen Elemente eines Standortes sind schwer vorhersehbar. Darüber hinaus ist es unwahrscheinlich, dass sich bestimmte klimatische Bedingungen in gleicher Form in Zeit und Raum wiederholen. In dieser Hinsicht wurden Relationen zwischen den Eigenschaften des Umfeldes (Medium) und einiger kennzeichnender Werte der Produktqualität gesucht, was zu einer großen Zahl von (bio)klimatischen Kennzahlen geführt hat, die zur Bestimmung der Eigenschaften von Weinbaugebieten dienen. Dies führte generell zur Kenntnis und Bewertung der notwendigen Voraussetzungen für gutes Ausreifen der Trauben.

Die Geographie des Weltweinbaus stellt ein offenkundiges Beispiel für die klimatische Begrenzung des Weinbaus dar. Es ist eindeutig, dass die Temperaturverteilung den Globus in parallelen Zonen umfasst (thermische Zonierung). Die äußersten Breitengrade für den Weinbau liegen bei 50° N und 40° S. Die Klimabedingungen spiegeln sich also in der unterschiedlichen Eignung der Region für den Weinbau wieder. So teilt zum Beispiel die Wagnersche Linie den europäischen Kontinent in eine nördliche Zone mit atlantischem Klimaeinfluss, in der Weine mit geringerem Alkoholgehalt, aber höherer Säure und höherer Fruchtigkeit produziert werden, und eine südliche Zone mit mediterranem Einfluss und Weinen mit höherem Alkoholgehalt, geringerer Säure und Aromen, die sich mit der Alterung des Weins entwickeln. In den nördlicheren Klimazonen liegen die begrenzenden Eigenschaften mehr beim Energieniveau, das der Pflanze zur Verfügung steht, das heißt Temperatur und Sonneneinstrahlung, wogegen in den südlichen Gebieten das thermoenergetische Niveau voll ausreicht, aber das Wachstum beschränkt wird durch längere Trockenheit, besonders in Gebieten mit heißen Sommern.

Es gibt ausgiebige Literatur zum Thema Klima und Weinbau (Coobe, 1987; Riou et al., 1992; W. Becker et al., 1994; Wilson, 1998 u.a.m.). Wir werden hier lediglich einige Abwägungen vornehmen, die es gestatten, die Bedeutung des Klimas auf den Weinbau einzuschätzen.

 

Energie und Temperatur. Die Rebe hat einen hohen Bedarf an Sonneneinstrahlung und ihre Photosyntheseleistung steigert sich mit der Wellenlänge des sichtbaren Spektrums. Unter wärmemäßig adäquaten Bedingungen liegt das Optimum zwischen 30.000 und 60.000 Lux (1.000 W/m2 = 96.000 Lux); bei Werten über 30 °C und 100.000 Lux schließen sich die Stomata der Pflanzen. Die Photosynthese‑Intensität und damit das Triebwachstum ist eng an die Entwicklung der Temperatur gebunden, das Maximum liegt bei 25–30 °C. Die Geschwindigkeit des Wachstums hängt ebenfalls mit der Photoperiode zusammen, und sie steigt, wenn die Tagesdauer dreizehn Stunden erreicht. Eine höhere Lichtintensität (bis zu einem gewissen Grenzwert) fördert das Wachstum und die Reife der Trauben.

Das Licht und die Temperatur (Abb. 131) spielen eine entscheidende Rolle bei der Befruchtung, indem sie den Differenzierungsprozess der Infloreszenzen verbessern. Besonders bei Temperaturen von 20–25 °C und Trockenheit wird die Blüte begünstigt. Wiederum schädlich wirkt sich kühles und nasses Wetter aus, dies sind Bedingungen, die zu einer schlechten Befruchtung führen (millerandage). Die Temperatur und die Lichtintensität fördern das Wachstum und die Reife der Beeren, indem sie die Photosyntheseaktivität erhöhen und damit die Zuckerbildung, die Synthese der Farbstoffe und der Aromakomponenten und letztendlich den Abbau der Säure fördern. Häufig kommt es zur asynchronen Entwicklung von Beeren und Trauben bedingt durch ihre unterschiedliche Belichtung, die zu geringer Trockensubstanz‑ und Polyphenolbildung bei stärkerer Beschattung führt.

Eine Lufttemperatur von 10 °C wird als Vegetationsnullpunkt der Rebe betrachtet. Die Augen‑Aktivität beginnt im Frühling, sobald die Luft diese Temperatur erreicht, und endet im Oktober, wenn die Temperatur wieder unter 10 °C zurückfällt. Dessen ungeachtet beginnt – in Abhängigkeit von Rebsorte und Anbaugebiet – der Austrieb bei Temperaturen zwischen 9 °C und 13–14 °C. Dies bedeutet, dass die Aktivität des Wurzelsystems vorher beginnt und später endet, da eine Bodentemperatur von 10 °C im Frühjahr vorher erreicht wird und im Herbst länger andauert.

Extrem hohe Temperaturen haben ebenfalls ausgeprägte Auswirkungen auf die Pflanze. Bei Temperaturen über 42° C entstehen negative Effekte, und es kommt teilweise zu Trockenschäden, die zur Austrocknung von Blättern und Trauben führen. Bei Temperaturen über 55 °C sterben die ausgetrockneten Organe ab. (Abb. 136)

Bei extrem niedrigen Temperaturen erleiden die Pflanzen ebenfalls Schäden, und die grünen Pflanzenteile können zerstört werden. Bei Frost von –0,5 °C über eine halbe Stunde während der Blüte wird der Fruchtansatz beschädigt; ab –1,1 °C über eine halbe Stunde erfriert die Frucht; die krautigen Organe erfrieren ab –2,5 °C während einer Stunde; im Oktober können bei Temperaturen zwischen –8 und –12 °C schwere Organschäden auftreten, im Winter bei –16 bis –20 °C können auch die in Winterruhe befindlichen Organe zerstört werden. (Abb. 136).

In Abb. 131 ist die Verteilung der Sonnenstunden auf der Iberischen Halbinsel dargestellt, in Abb 132 die der mittleren jährlichen Temperaturen. Beim Vergleich dieser Karten mit den abgegrenzten Qualitätsweinbaugebieten (Abb 124) als Merkmal der Verteilung der Qualitätsweine lässt sich eine eindeutige Korrelation erkennen. Alle D.O.‑Gebiete befinden sich in Isothermen über 10 °C, in Regionen mit über 2.000 Stunden Sonneneinstrahlung und erreichen die höchste Konzentration in Regionen mit über 2.600 Sonnenstunden.

 

Der Niederschlag in Form von Regen ist von großer Bedeutung für die Entwicklung der Rebe, denn er beeinflusst entscheidend Menge und Qualität der Trauben. Im Zusammenwirken mit der Temperatur und der Bodenfeuchtigkeit bestimmt er die Wasserverfügbarkeit der Pflanze; somit besteht eine Wechselwirkung zwischen Klima und Boden.

Der Wasserbedarf hängt von der quantitativen und qualitativen Zielsetzung der Produktion ab. Traditionell hält man eine Zusatzbewässerung für vorteilhaft, wenn die gesamte Wasserzufuhr in der Vegetationsphase unter 360 mm liegt, sie wird als unnötig erachtet, wenn die Zufuhr über 500 mm liegt. Man kann davon ausgehen, dass ein Weinberg vom Austrieb bis zur Reife 300–500 mm Regen benötigt und 250–700 Liter Wasser für die Produktion von einem Kilo Trockensubstanz. Damit addiert sich der Wasserbedarf auf insgesamt 700–1000 Liter pro Rebstock.

Trockenphasen vermindern Wachstum und Ertrag. Sommerhitze verkürzt die Reifeperiode, reduziert die Säure, die Farbintensität, die Zuckerproduktion und fördert die Austrocknung. Exzessiver Regen hingegen kann Schäden hervorrufen wie Infektionen mit Krankheitserregern (Peronospora und Botritis), darüber hinaus kann es zu Bodenerosion kommen, zum Absterben von Wurzeln bei mangelnder Dränage oder auch zum Verrieseln der Blüte und Platzen der Beeren in der Reifephase.

In Abb. 133 wird die mittlere Niederschlagsmenge auf der Iberischen Halbinsel erfasst. Vergleicht man diese Karte mit der Verteilung der D.O.‑Gebiete (Abb.124) wird man feststellen, dass die Niederschlagslinie von 700 mm ein gutes oberes Limit für den Anbau von Qualitätsweinen darstellt, auch wenn hier die Relation nicht so klar ausfällt wie im Falle der Temperatur. Die untere Grenze ist nicht signifikant, da sich zu niedrige natürliche Niederschlagsmengen leichter korrigieren lassen.

 

Andere Klimafaktoren. Unter den vielen meteorologischen Phänomenen mit Bezug zum Weinbau treten vor allem die relative Luftfeuchtigkeit, der Wind und der Hagel hervor.

Die optimale Photosynthese erfolgt bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60 bis 70%. Ein niedrigeres Feuchtigkeitsregime kann zu Wachstumsdepression führen, insbesondere, wenn ein Wasserdefizit besteht. Deshalb ist es interessant, Perioden mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von unter 40% zu untersuchen. Hohe Luftfeuchtigkeit (über 80%) ist im Hinblick auf das Risiko kryptogamer Infektionen von Interesse, auch wenn sie in besonderen Fällen eine zusätzliche Wasserzufuhr für die Rebe bedeuten kann. Der Wind ist in doppelter Hinsicht wichtig: zunächst, weil er positiv oder negativ auf die anderen meteorologischen Komponenten einwirken kann (Feuchtigkeit, Frost, Krankheiten usw.), zum Zweiten als direkter mechanischer Verursacher von Verlusten an Trieben, Blättern und Infloreszenzen. Der einzige wirksame Schutz ist der Aufbau eines Windschutzes, der jedoch mit Aufwand bei der Errichtung und Unterhaltung verbunden ist.

Hagel beeinträchtigt die Pflanze in anderer Form in Abhängigkeit vom Vegetationszyklus: Er kann Knospen und Triebe zerstören; später sind die Blätter und Blüten die empfindlichsten Organe. Hagel kann schwere Verluste am photosynthetisch aktiven Laub hervorrufen, wobei die Beiaugen des alten Holzes und der restlichen Triebe einen gewissen Ausgleich schaffen können. Neben Schäden am Fruchtansatz und an der Blattoberfläche kann es zur Verletzung der jungen Triebe und Früchte kommen, die schließlich teilweise eintrocknen können. Schäden am Traubenstiel stören den Saftfluss und können zum Verlust oder zur Qualitätsminderung führen. Je näher die Reife liegt, umso schlimmer sind Schäden durch Bruch und Fäulnis. (Abb. 126)

 

Evapotranspiration und Feuchtigskeitsdefizit. Das Evapotranspirationspotenzial (ETP) nimmt einen wichtigen Platz in der Klimaanalyse ein, da es das Element ist, das gemeinsam mit dem Niederschlag Feuchtigskeitsdefizit und ‑überschuss bestimmt.

Obwohl die Evaporation sich direkt mittels Evaporimeter messen lässt, wird meist auf rechnerische Methoden zurückgegriffen, um das ETP zu bestimmen. Die Methode von Thornthwaite (1948) basiert auf der Bestimmung des ETP ausgehend von den Temperaturmittelwerten, mit einer Korrektur in Abhängigkeit von der astronomischen Dauer des Tages und der Anzahl der Tage des Monats. Häufig angewendet wird die Methode in der Hydrologie sowie bei Kennzahlen zur Klimabestimmung, gleichwohl hat sie gewichtige Nachteile bei der Planung und Abwägung der Risiken.

In Abb. 134 sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen D.O.‑Gebieten in Hinsicht auf das ETP dargestellt. Es existieren drei gut getrennte Zonen: Die nördlichste ist begrenzt durch die Niederschlags‑Isolinie von 750 mm; sie folgt dem Tejo‑Fluss und grenzt im Norden an die Iberischen Kordillieren und das Ebro‑Flussbecken. Die südliche Zone ist im Norden durch die Isolinie von 900 mm begrenzt und folgt ungefähr dem Lauf des Guadalquivir bis Valencia. Dazwischen befindet sich die mittlere Zone (750–900 mm).

Um die „hydrologische Bilanz“ zu erstellen, müssen wir das Niederschlagsdefizit als Summe der positiven Differenzen zwischen ETP und Niederschlagsmenge errechnen. Dieser Index ist aus weinbaulicher Sicht sehr wichtig, da verschiedene Abweichungen, wie zum Beispiel bei der Dauer der Vegetationsperiode, Auswirkungen auf die Qualität des Weines haben. Abb. 135 zeigt die geographische Verteilung des mittleren jährlichen Niederschlagsdefizits und welche der Zonen sich für unsere Betrachtung am besten eignen.

 

Organisation und Datenvorbereitung. Auf den meteorologischen Informationen aufbauend können große, relative uniforme klimatische Einheiten abgegrenzt werden, die Makroklimata. Häufig wird auf diese Einheiten mit Gattungsbezeichnungen Bezug genommen, wie beispielsweise polares Klima, gemäßigtes (ozeanisches oder kontinentales), tropisches und Mittelmeer‑Klima. Zum Zweck der Vergleichbarkeit erscheint es jedoch sinnvoller, spezifische Unterteilungen zu wählen, die eine Quantifizierung der verwendeten Elemente gestattet.

Die Unterteilung von Köppen wird in der Geographie am häufigsten verwendet. Die Grundidee ist, dass die Vegetation einen guten Indikator für das Klima darstellt. Dementsprechend werden gemäß Temperatur und durchschnittlichem Niederschlag verschiedene Klimatypen definiert durch Gruppe, Untergruppe und eine weitere Untergliederung. Die erste Klimakategorie formiert fünf Klimagruppen, benannt mit einem Großbuchstaben und folgenden Gattungs‑Charakteristika: A = regenreiche Tropen, B = trocken, C = gemäßigt feucht, D = gemäßigt kalt und E = polar. Die Untergruppen unterteilen diese Gruppen und unterscheiden sich durch einen zweiten Buchstaben, der Bezug nimmt auf die saisonmäßige Verteilung des Niederschlags: f = Fehlen einer Trockenperiode, s = trockene Saison im Sommer, w = trockene Wintersaison, m = Monsunregen, W = Wüste, S = Steppe, T = Tundra, F = ewiges Eis. Abschließend gestattet diese Unterteilung, das thermische Regime durch einen dritten kleingeschriebenen Buchstaben zu nuancieren (a, b, c, d, h, k). Auf der Iberischen Halbinsel finden wir die folgenden Typen: B (BW, BSh, BSk), C (Csa, Csb, Cfa, Cfb) und D (Dsb, Dfb).

Beim Vergleich der Klimakarte nach Köppen (Abb 129) mit jener der Herkunftsbezeichnungen (Abb 124)  lässt sich erkennen, dass drei Klimazonen für die Qualitätsweinproduktion in Frage kommen: BSk (Steppenklima, kalt und trocken), Csa (gemäßigtes Klima mit trockenen, heißen Sommern) und Csb (gemäßigtes Klima mit warmen und milden Sommern).

Das BSk charakterisiert Klimate mit wenig Niederschlag, aridem oder semiaridem Charakter und mittleren Temperaturen unter 18 °C in weitläufgen Gebieten um Badajoz, im Ebro‑Tal und südlich von Madrid, in den Provinzen Toledo und Ciudad Real, im südlichen Streifen der Levante und auf den Inseln Mallorca und Ibiza.

In der Gruppe C liegt die mittlere Temperatur des kältesten Monats zwischen –3 °C und 18 °C. In dieser Gruppe lauten die Untergruppierungen Csa (gemäßigtes Klima mit trockenem und heißem Sommer, bei mittleren Temperaturen im heißesten Monat über 22 °C) und Csb (gemäßigtes Klima mit trockenem und warmem Sommer, bei mittleren Temperaturen des wärmsten Monats unter 22 °C, aber mindestens vier Monaten über 10 °C). Beide Untergruppen von Cs (gemäßigtes Klima mit heißer Saison im Sommer) sind von größtem weinbaulichem Interesse und nehmen einen großen Teil der Iberischen Halbinsel ein. Die Untergruppierung Csa betrifft den Südwesten von Portugal, die Hälfte von Spanien mit Ausnahme der Enklave BSk und im Norden der Inseln Mallorca, Menorca und Ibiza. Die Unterregion Csb kennzeichnet den nordwestlichen Teil Portugals, den Süden Galiziens, Castilla und León, Zentral‑Iberien und höher gelegene Gebiete in Ost‑Andalusien.

Innerhalb der makroklimatischen Einheiten differenzieren sich die Mesoklimata aufgrund bestimmter Eigenschaften wie Wärmespeicherfähigkeit und Frostrisiko, womit diese die Zusammensetzung des Rebsortenspiegels beeinflussen. Die mesoklimatische Charakterisierung, das heißt die Bestimmung des lokalen Klimas durch seine geographischen und geomorphologischen Eigenschaften (Flussbecken, Hochebene, Gebirge, Küste usw.), kann vernünftigerweise für die jeweils angesprochenen Areale erfolgen, hängt jedoch vom Vorhandensein meteorologischer Stationen ab.

Wie das Makroklima, so erlaubt auch das Mesoklima eine Bestandsaufname der Begrenzung bestimmter Regionen in weinbaulicher Hinsicht. Der besondere Charakter des Terroir‑Bodens kann jedoch nur durch das Mikroklima bestimmt werden.

Das Mikroklima bezieht sich auf das Umfeld, das die Rebe unmittelbar umgibt. Es kann durch weinbauliche Praktiken wie Rebschnitt, aber auch Beschattung, Windschutz, Bewässerung und Dränage modifiziert sein.

Es gibt zahlreiche Kennzahlen, die dazu dienen, das klimatische Potenzial eines Ortes zu bestimmen. Dies betrifft die photosynthetischen Möglichkeiten, die wesentlich von der Lichteinstrahlung, Temperatur und Wasserverfügbarkeit abhängen. Weitere sind:

• Dauer der aktiven Vegetationsperiode: Anzahl der Tage, an denen die Temperatur über 10 °C liegt (0‑Punkt der Vegetation).

• Thermisch aktives Integral (ITa): Summe der mittleren Tagestemperaturen über 10 °C während der aktiven Vegetationsperiode. Es existiert eine Skala von Anforderungen der Rebsorten an die Temperatursumme von 2.720 °C bis über 3.190 °C (Puillat & Angel); andere Autoren nehmen eine andere Einteilung vor und kommen zu Werten von 4.000 bis 5.000 °C.

• Das thermisch wirksame Integral (ITe) von Winkler und Amerine: Summe der mittleren Tagestemperaturen vom 1. April bis zum 30. Oktober mit vegetativer Aktivität. Die effektive Temperatur Te ist die Temperatur über 10 °C (Te = Ta – 10 °C). Dies ergibt fünf Zonen mit unterschiedlicher Eignung in Abhängigkeit von diesem Integral: <1.371,81 bis >2.204,01 °C.

• Der heliotherme Index von Hüglin (IH): Das Verhältnis der mittleren und maximalen täglichen Temperaturen während der vegetationsaktiven Periode und ein Längengrad‑Koeffizient, der mit dem Breitengrad variiert. Die Bemessung erfolgt anhand der monatlichen Klimadaten während der aktiven Wachstumsperiode der Pflanze.

• Nächtlicher Kälteindex (IF): Eine Variable der Nachttemperaturen, berücksichtigt die durchschnittlichen nächtlichen Temperaturen während des Monats, in dem die Reife erfolgt. Die Entwicklung der feinen Aromen bestimmter Sorten ist nur möglich, wenn es kühle Nächte gibt. Die Berechnung erfolgt mit dem Kälteindex IF = mittlere Mindesttemperatur der Luft im Monat September in °C (auf der Südhalbkugel: März)

• Trockenheitsindex (IS): Gibt Hinweis auf die Wasserverfügbarkeit im Boden, wobei das Trockenheitsniveau eines Gebietes während der gleichen 6 Monate wie für die Berechnung des IH berücksichtigt wird. W = Wo + P – Tv – Es; hierbei ist „W“ die geschätzte Wasserreserve im Boden am Ende einer vorgegebenen Periode, „Wo“ die ursprüngliche für die Wurzeln nutzbare Wasserreseve im Boden, „P“ die Niederschlagsmenge, „Tv“ das Transpirationspotenzial der Rebe und „Es“ die direkte Evaporation des Bodens (alle Angaben in Einheit mm).

• Die Multikriteriumklassifizierung (CCM), Weinbaugeo (Tonietto & Carbonneau, 2000, 2004): Aufbauend auf der Integration der verschiedenen Klassen der oben benannten drei bioklimatischen Kennzahlen (ICH, IS, IF) begründet dieser Index das Weinbauklima einer jeden Region, die dadurch gruppiert und klassifiziert wird. Auf diese Weise gestattet dieses System das Erkennen ähnlicher Klimasituationen.

Die Anwendung dieser Methode in Spanien und Portugal ist in Abb. 138  dargestellt.

 

Die Geosituation und das „Medium“ 

Mit den Standortgegebenheiten oder dem „Medium“ werden in diesem Abschnitt wichtige Elemente der natürlichen Umgebung beschrieben, die offensichtlich nicht in der Beschreibung des Klimas, des Bodens und der Pflanze berücksichtigt werden und Teil der Kernaussage des Terroirs sind. Im Konkreten meint dies die geographische Situation, die geologischen (Lithologie und Natur des Gesteins) und die geomorphologischen (Landschaft, Neigung, Exposition und Ausrichtung) Elemente, welche die Eigenheiten des Bodens, aber auch die gegenseitigen Beziehungen und hierdurch verursachte Veränderungen bedingen.

Das Verhältnis von Geologie und Qualität versteht man als einen Tatbestand mit Referenzcharakter. Ohne Zweifel hängt die Eigenheit des Weines mit der Bodenschichtung zusammen, die die aromatisch‑geschmacklichen Eigenschaften der Weine sowie ihre Farbe beeinflusst. Diese können sehr unterschiedlich sein, entsprechend der Herkunft der Böden, die sich über unterschiedlichen Ausgangsmaterialien gebildet haben.

Die Literatur widmet sich ausgiebig der Beziehung Geologie/Qualität und der Bedeutung der Lithostratigraphie innerhalb des Terroirs (z.B. Pomerol, 1985; Milson, 1998; Fanet, 2002), weshalb wir uns nicht weiter mit deren Analyse aufhalten wollen.

Die Geomorphologie beeinflusst das Terroir über wichtige Faktoren: als Gestalter der Landschaft (Asselin & Roussy, 2003) und durch seine formenden Elemente, hauptsächlich Geländeneigung, Exposition (Licht), Ausrichtung und Höhe. Diese Komponenten beeinflussen den Weinberg und die Qualität des Weines in differenzierter Form, wobei für uns die Wechselbeziehungen wichtig sind.

Der Einfluss der Topographie wird seit dem römischen Reich als eine den Wein bestimmende Eigenschaft angesehen. Insbesondere sind die Hanglagen durch ihre Exposition, Orientierung und Neigung wesentliche Einflussgrößen für die Qualität in kühlen Regionen, in denen die Temperaturen im Grenzbereich der Ansprüche einer Rebsorte liegen. Die Sonnenausrichtung der Hänge ist mitbestimmend für das Frostrisiko, die Sonneneinstrahlung und die Wärmeverfügbarkeit, den Bodentyp und die Wasserverfügbarkeit und beeinflusst deswegen die Ausprägung der Beeren, den Reifeprozess, die Phänologie der Trauben und somit letztendlich die Qualität des Weines.

Generell hat die Höhe, vor allem aufgrund ihrer Auswirkungen auf die Temperaturen, Einfluss auf die Vegetationsdauer und die Weinqualität. In dieser Hinsicht neigen verschiedene Autoren dazu, Weine in einem gegebenen Gebiet aus höheren Lagen als qualitativ besser einzustufen und Weine aus tieferen Lagen mit einem Verlust an Komplexität und Nachhaltigkeit in Verbindung zu bringen. Darüber hinaus behaupten sie, dass die Weine von Standorten nördlicher Ausrichtung eine höhere Komplexität aufweisen, obgleich in nasskalten Jahren die Südausrichtung zu besseren Ergebnissen führe.

Die Topographie. Die Iberische Halbinsel ist ein Territorium unter atlantischem und mediterranem Einfluss, zwischen 36°00’08‘‘ und 43°47‘36‘‘ nördlicher Breite und zwischen 3°19‘05‘‘ und 9°30‘2“ westlicher Länge gelegen (ohne die Inseln).

Das Landschaftsrelief zeichnet sich hinsichtlich der geologiegeschichtlichen Strukturen durch wesentliche Kontraste aus, im Effekt noch verstärkt durch das Zusammenspiel von atlantischen und mediterranen Klimaeinflüssen. Gebirgszüge mit ausgeprägtem Relief wechseln ab mit mittleren Höhen und sanften Erhebungen, getrennt durch Absenkungen, die sich bisweilen zu tiefen Tälern ausprägen und zweifelsfrei weinbauliche Eignung besitzen.

Um dieses Relief zu beschreiben, ist es wichtig, auf zwei seiner Eigenschaften einzugehen: Die Höhe und die Ausrichtung. Die mittlere Höhe des Reliefs der Halbinsel liegt bei 650 m, sie wird nur noch von der Schweiz übertroffen (Frankreich einschließlich der Alpen erreicht nur eine mittlere Höhe von 340 m).

Die Ursache dieser großen Höhe ist das zentrale Hochland (Meseta Nord und Süd), das ringsum eine leichte Neigung von 3% hinunter zum Atlantik aufweist. Dabei verläuft die Neigung vom inneren Kern aus in leichten Wellen bis in die Niederungen von Ebro und Guadalquivir.

Die Topographie ist gekennzeichnet durch mehrere Bergketten und Gebirgsmassive, die an die Meseta grenzen: im Nordwesten die Montes Galaicos mit ihrer Verlängerung nach Portugal durch den Gebirgszug der Serra de Marão und Montemuro; im Norden und Nordosten das Kantabrische Gebirge und die Pyrenäen (1000–2500 m) und der katalanische Küstengebirgszug; im Osten das Iberische System in Richtung NW–SO; im Süden die Betischen Kordilleren (3.481 m) und die Sierra Morena. Spanien ist also durch Bergmassive gekennzeichnet, zwischen denen sich das Zentralsystem befindet, die Gebirge von Toledo mit ihren Verlängerungen nach Portugal, wie die Serra da Estrela.

Diese komplexe Orographie ist die Ursache für die Ausbildung von bedeutenden Inseln und bewirkt die Veränderungen der geographischen Bedingungen, vor allem der klimatischen Standorteigenschaften.

Beim Vergleich der topographischen Karte der Halbinsel (Abb 140) mit der Verteilung der Qualitätsweinbaugebiete (Abb 124)  kann man feststellen, dass drei recht unterschiedliche Situationen bestehen, die zu bedeutenden regionalen und überregionalen Eigentümlichkeiten geführt haben. Der Standort, seine Ausrichtung und die Besonderheiten der orographischen Einheiten trennen den atlantischen vom mediterranen Einfluss, die Zonen des maritimen Einflusses von denen mit kontinentalen Merkmalen und die höheren von tieferen Lagen.

In Hinsicht gute Beispiele sind die D.O.Ca Rioja und die D.O. Ribeira del Duero. Bei Ersterem zeigt sich, dass der Anbau der Rebsorte Tempranillo nicht über die Höhe von 600 m hinausgeht; zwischen der nördlichen und der südlichen Region bestehen aber Unterschiede, indem beim zweiten D.O.‑Gebiet der Anbau die 1000‑m‑Grenze überschreitet. Im Verhalten unter extremen kontinentalen Bedingungen ist der Tempranillo im Vergleich zum Verdejo der D.O. Rueda wegen der unterschiedlichen Ausprägung seiner Besonderheiten ein interessantes Beispiel.

 

Lithologie. Ein weiteres Element des Mediums von wesentlicher Bedeutung für die Verteilung der Weinbaugebiete ist die Gesteinsnatur, das heißt die Zusammensetzung der Gesteine in Verbindung mit der geologischen Vergangenheit. In diesem Sinne und auch innerhalb des oben beschriebenen morphologischen Schemas können drei große Einheiten unterschieden werden: Das hercynische Massiv, die alpinen Systeme und die großen Niederungen (Abb. 139)

Das hercynische Gebirgsmassiv befindet sich im westlichen Teil der Halbinsel im Einzugsbereich der Serra Morena, Serra de Estrela, des Gebirges von Toledo, des Zentralsystems und des Iberischen Gebirgsmassivs und besteht gesteinskundlich hauptsächlich aus älterem silikatreichem Material, überwiegend aus Ergussgesteinen wie Granit und metamorphem Gestein wie Schiefer, Gneis, Glimmer und Quarzit.

Beim Vergleich dieses Szenariums (Abb 139) mit der Lage der Qualitätsweingebiete (Fig 124) lässt sich feststellen, dass – unabhängig von der fast allseitigen Anwesenheit von Reben – ein Großteil der D.O.‑Gebiete (Abb 124) im Zentralkern der Halbinsel liegt, auf den nördlichen und südlichen Hochebenen und an deren Ausläufern. Darüber hinaus existieren Pflanzungen in den Becken der wichtigsten Flüsse und ihrer wichtigsten Nebenflüsse, wobei es Täler mit unterschiedlichster Ausrichtung und Exposition (Sonneneinstrahlung) gibt, die eine Vielfalt an klimatischen, gesteins‑, landschafts‑ und bodenbedingten Eigenschaften hervorbringen. Auch findet man Weinberge in bestimmten Küstenlandschaften, weshalb wir sie sowohl auf Meereshöhe wie auch bis in Höhen von 1.800 m (Tenerifa) finden können.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Spannbreite von geographischer Breite und Höhenlage in Verbindung mit vielfältigen standortökologischen Situationen, Gesteinsarten, Landschaften, Neigungen und Ausrichtungen der Weinberge, unter verschiedenen Klima‑ und Bodenbedingungen und verbunden mit einem enormen Sortenreichtum, eine Vielzahl unterschiedlicher Terroir‑Situationen auf der Iberischen Halbinsel zur Folge hat, die zur größten Vielfalt unterschiedlicher Weintypen auf der ganzen Welt führt.

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