Festlegung von Regeln für die Pflanzguterzeugung

Maßnahmen

Aufgrund von fehlenden EU‑konformen Normen für Reberzeugung konnte Mitte der 80er Jahre kein Rebpflanzgut exportiert werden. Dies bedingte unerfreuliche Nachteile für den Berufsstand, aber auch für die Selektionsarbeit der Reben, da die Ziele des EU Zertifizierungsschemas unterschiedlich interpretiert wurden. Die mit der Rebselektion befassten staatlichen Stellen (RNSV, Netzwerk Rebselektion) sprachen sich eindeutig für eine neue Selektionsmethodologie (die sogenannte „massal de clones“) aus, untersuchten deren Leistungsfähigkeit mit einer speziell für Kleinstmengen entwickelten statistischen Methode und sahen als Zuchtziel den Erhalt der genetischen Vielfalt innerhalb der Sorten. Andere Ämter (plant protection service) verfolgten die sanitäre Schule und standen der ICVG (international councel of grapevine virus) nahe.

Letztere arbeitete auf ein hohes sanitäres Niveau wie im Falle der fortschrittlichen EU‑Weinbauländern und der neuen Weinwelt hin. Diese Zieldiskrepanz verzögerte die Gesetzgebung, was PLANSEL dazu veranlasste den Berufsverband durch eine private Regelung zu ordnen, die sich an die EU‑Richtlinie anlehnte und mit der über ein halbes Jahrzehnt „zertifiziert” wurde. Ende 1991 erschien dann mit der portaria 1137/91 das offizielle Gesetz. In dieser Veröffentlichung wurden die letzten wissenschaftlichen Erkenntnisse der ICVG berücksichtigt. Demnach musste die Abwesenheit von 17 Virustypen nachgewiesen werden, was wiederum der Klonenanerkennung der staatlichen Züchter im Wege stand, da weder die Testmethoden noch die entsprechenden Reagenzien hierzu im Lande verfügbar waren.

Zu diesem Zeitpunkt stellte PLANSEL, die Ihre Klone mit Hilfe verschiedener ICVG Mitglieder (Prof. Denis Gonsalves/Universität Cornell Geneva, NY, Prof. Gugerli/Bioreba Schweiz, Prof. Martelli/Universität Bari, Frau Dr. Ibach und Dr. Rüdel/Forschungsanstalt Neustadt‑Mussbach) serologisch und per Veredlung mit Indikatorreben gegen alle Virosen getestet hatte, versuchsweise 1993 die ersten Klone zur Klonenanerkennung gemäß dem neuen Gesetz vor. Die zuständige Behörde aber umging einen Konflikt mit der RNSP und verzögerte das Anerkennungsverfahren mehr als ein Jahrzehnt. Eine Beschwerde über den internen Rechtsweg der europäischen Kommission verlief im Sande. Erst eine Klage vor dem Europäischen Parlament (Straßburg) führte dank Dr. Cruz Vilaça zu einem Ergebnis. Die portaria von 1991 wurde umgeschrieben, so dass auch die staatlichen Klonenzüchter berücksichtigt werden konnten. Es entstand eine sanitäre Regelung auf dem niedrigen Mindestniveau der EG‑Richtlinie von 1968. Im Jahre 2005 konnten dann Klone der wichtigsten Rebsorten offiziell anerkennt werden.

  1. Aufbau einer privaten Zertifizierungs‑ und Rebzuchtregelung (1985) durch den Fachverband VITICICERT; erarbeitet von PLANSEL mit Hilfe des Weininstitutes (bis 1992 in praktischer Anwendung).
  2. Beschwerde bei der europäischen Kommission (1994‑1998) aufgrund der fehlenden Anwendung der europäischen Gesetzgebung bei Rebpflanzgut (PLANSEL versus Dr. Happle).
  3. Anfrage beim europäischen Parlament (Ende 90er Jahre) zugunsten richtiger Anwendung der Richtlinien in Portugal (EU Richtlinie 193/68). (PLANSEL/Prof. Rosado Fernandes versus Landwirtschaftskommissar Fischler).

 

Verbreitungsmassnahmen

  • 1998: Workshop in der ’Caixa Agrícola Montemor’ – Zertifizierung der autochthonen Rebsorten Portugals. Treffen des Berufsstandes mit der zuständigen Verwaltung, Ziel war eine gemeinsame Regelung zur Zertifizierung von Reben.
  • 2000: Workshop in der CAP (Landwirtschaftsverband) – Vorstellung des Selektionsschemas von PLANSEL vor dem Rebschulenverband und den involvierten Organisationen des Landwirtschaftsministerium von den mit PLANSEL zusammenarbeitenden Wissenschaftlern.

 

Veröffentlichungen

  • Gibt es Probleme mit dem Rebpflanzgut? Hans Jörg Böhm; Revista do agricultor (Oktober 1991)
  • Unser Wein: Wunderbares Ei kranker Hennen ohne genetische Stabilität? Hans Jörg Böhm; Vida rural (Januar 1999)
  • Das Virus des Brüssler Fundamentalismus, zur Anfrage des Europadelegierten Prof. Rosado Fernandes im Europaparlament. Hans Jörg Böhm, Vida rural (Dezember 1997)
  • Portugal und der Fortschritt in Weinbau und ‑erzeugung. Hans Jörg Böhm; Expresso (29. November 2003)
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