20 Jahre Ampelographie in Portugal

J. E. Eiras‑Dias

Das ampelographische Studium im modernen Sinn mit dem Aufbau von Rebsortensammlungen begann Ende des XIXten Jahrhundert, als Reaktion auf den Niedergang der Europäerreben infolge der Reblaus. Grundlagenforschung über die Erscheinungsform der Rebe mit detailliertem Studium ihrer Form und Gestalt sowie ihrer regionale Verbreitung wurde allerdings damals nicht lückenlos durchgeführt. Die hierzu erforderliche Rodung und der Aufbau von Versuchs‑ und Vergleichsanlagen erfolgte jedoch nur in geringem Umfang auf Grund analytischer Bestandsaufnahme und sie wurde vom vorherrschenden Zeitgeschmack bestimmt. Inzwischen wurden manche dieser Anlagen auf Grund wirtschaftlicher Zwänge gerodet. Erst als man erkannte, dass viele Sorten im Anbau verschwanden, wurden neue ampelographische Vergleichsanlagen erstellt, die sich wesentlich von den erstgenannten unterschieden. Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts begann man einige Sorten wissenschaftlich zu charakterisieren wie den Castelão (Synonym. Periquita, auch Trincadeiro und João de Santarém, oder Castelão Francês) oder den Fernão Pires (Synonym Maria Gomes). Infolge ihrer starken übergebietlichen Präsenz existieren für diese beiden Sorten regionale Synonyme. Die durch Synonyme aber auch durch Homonyme bedingte Unklarheit bei der Rebsortenbezeichnung der wichtigen portugiesischen Kultursorten hatte zuvor zu einer Vernachlässigung von Studien und Pflege dieses wichtigen vaterländischen Erbgutes geführt.

Um diese Unklarheiten zu beseitigen wurde 1981 ein nationales Projekt Ampelographie und Synonymie der Rebsorten ins Leben gerufen. Hiermit wurden die Voraussetzungen für ein intensives Studium geschaffen. Verschiedene ampelographischen Felder wurden im Rahmen der Beitrittsverhandlungen Portugals zur Europäischen Gemeinschaft (CEE), finanziert. Unter diesen war die Colecção Ampelográfica Nacional (CAN), die sich in der Estação Vitivinícola Nacional (EVN), in Dois Portos befindet, von besonderer Bedeutung. Das Projekt unter der Verantwortung von Dipl. Ing. Castro Reis förderte das Entstehen regionaler Arbeitsgruppen im gesamten Land. Hierdurch war es möglich die wichtigsten Rebsorten aller Weinbaugebiete zu charakterisieren (Antunes e Costa, 1986; Banza, 1986; Duarte e Eiras‑Dias, 1990; Eiras‑Dias et al., 1988; Faustino, 1986; Mota e Silva, 1986; Pereira e Duarte, 1986; Pereira e Sousa, 1986; Rocha et al., 1990; Vaz, 1987), eine gewissenhafte Bestandsaufnahme zu erstellen mit den regionalen Bezeichnungen und danach auch in den verschiedenen Gebieten regionale ampelographische Felder anzulegen.

Ein wesentliches Ergebnis dieses Projektes war die Veröffentlichung der regionalen Rebsortenkataloge und die schon oben erwähnte Erstellung der Colecção Ampelográfica Nacional (CAN), in der Estação Vitivinícola Nacional (EVN, Dois Portos).

Diese Arbeiten wurden unterstützt durch die Veröffentlichung der “Union Internationale pour la Protection des Obtentions Végétales (UPOV)”, 1977, und durch die “Organisation International de la Vigne et du Vin” (OIV),1983; sie erfolgte entsprechend international anerkannter Regeln, hinsichtlich der beschriebenen Eigenschaften der Sorten der Gattung Vitis. Diese Kodes sind Ergebnis intensiver Bemühungen, die Beschreibung der Sorten zu vereinheitlichen und damit vergleichbar zu machen. Mit ihnen werden die zu beobachtenden Eigenschaften und deren Intensität mit bestimmter Bandbreite und Eignung zur statisistischen Erfassung, festgelegt. Zur Vereinheitlichung und Abstimmung der Beschreibungskriteren empfiehlt sich, eine Sorte oder Gattung, welche diese spezielle Eigenschaft aufweist, als Bezugsgrösse herauszustellen.

Die erste Promotion in Portugal über Ampelographie, erfolgte 1982 durch Prof. Antero Araújo, an der Universität von Évora; sie betraf die Beschreibung der Rebsorten des Alentejo.

Dipl. Ing. Luís Cruz Carneiro, Forscher der Estação Agronómica Nacional, folgte 1987 mit seiner Dissretation über die Anwendung der Technik der numerischen Taxonomie gemäss der Methode von Acúrcio Rodrigues. Diese Arbeit ist eine markante Weiterentwicklung dieser Methode, da sie zum Schluss kommt, dass es ampelometrisch unwesentlich ist die Informationen im Feld am grünen Blatt vorzunehmen, oder zuhause mit botanisierten Blättern. Hierdurch konnte die Möglichkeit der Datenerfassung zeitlich wesentlich gestreckt werden. Eine andere Erkenntnis war die Tatsache, dass die Öffnung der Stielbucht und der Blattbuchten morphologische Kriterien mit grosser Unterscheidungskraft darstellen.

Dipl. Ing. Eiras Dias promovierte 1994 mit einer Disstertation über die Verwendung isönzymatischer Polimorfismen als Kriterium zum bestimmen der Rebsorten. Trotz deutlicher Vorteile dieser Methode wurde diese jedoch schnell ersetzt durch neue Methoden der Molekularbiologie.

Em 1999, Der Gebrauch von Mikrosatelliten bei der molekularbiologischen Bestimmung der portugiesischen Rebsorten begann 1999 mit der Untersuchung von 49 Rebsorten mittels 11 Mikrosatelliten (Lopes et al., 1999). Hierdurch konnten Synonymien, die zuvor entdeckt worden waren, bestätigt werden: (1) ‘Fernão Pires’ = ‘Maria Gomes’, (2) ‘Moscatel de Setúbal’ = ‘Muscat of Alexandrie’, (3) ‘Malvasia Fina’ = ‘Boal da Madeira’ = ‘Boal Cachudo’, (4) ‘Síria’ = ‘Crato Branco’ = ‘Roupeiro’ e (5) ‘Castelão Francês’ = ‘Periquita’ = ‘João de Santarém’ = ‘Trincadeira’. Drei Sorten, die bisher als unterschiedlich galten, konnten unterschieden werden. Der ‘Verdelho der Azoren’, der ‘Verdelho von Madeira’ und der ‘Verdelho Roxo’ zeigten ein identisches Profil bei Mikrosatelliten die an 17 loci beobachtet wurden, wobei letzterer eine Mutation der Beerenfarbe aufweist. Weiterhin konnte festgestellt werden, dass der ‘Boal Ratinho’ Abkömmling einer Kreuzung des ‘Malvasia Fina’ mit ‘Síria’ ist.

Auf dem nun erworbenen Kenntnistand wurde der nationale Rebsortenkatalog (Portaria nº 428/2000, de 17 de Julho), für Weintrauben erstellt. Darin werden 341 unterschiedliche Sorten mit ihrer nunmehr gültigen Bezeichnung erwähnt.

Das Erforschen der molekularen Eigenschaften der Vitis vinifera ssp. sylvestris (Gmeli) Hegi wurde 2002 fortgesetzt an Hand dreier Populationen mit den Standorten Mourão, Valverde e Alcácer do Sal (Santos, 2002). Diese Arbeit deckte interessante Beziehungen zwischen Wildreben und Kulturrebsorten auf. Hierzu wurden 121 Rebsorten, 5 Unterlagsreben, 3 Gattungen Vitis und 40 Wildreben, anhand von 16 Mikrosatelliten untersucht. Wie festgestellt werden konnte sind einige Alellgruppen typisch, andere sind dies wiederum nicht. Von insgesamt 141 unterschiedlichen Alellen die insgesamt bei den untersuchten Populationen vorgefunden wurden, waren 4 konstant bei allen Wildreben, 18 bei den Kultursorten und 80 fand man bei den Unterlagen und anderen Gattungen. Von den 95 Alellen die bei den Kultursorten gefunden wurden, waren 65 auch bei den Wildsorten vorhanden (68%), was die Bedeutung dieser Genreserve für die Entwicklung unserer nationalen Sorten bewies.

In der gleichen Periode identifizierte eine Arbeitsgruppe von Forschern des Instituto Nacional de Investigação Agrária e das Pescas (INIAP), des Instituto de Biologia Experimental e Tecnológica (IBET), des Instituto Superior de Agronomia (ISA) und der Universität von Trás‑os‑Montes e Alto Douro (UTAD) alle 341 in Portugal zugelassenen Rebsorten. Diese Arbeiten wurden durchgeführt mit den 6 Mikrosatelliten, die auf Grund des EU Projektes GENRES 081 festgelegt wurden und auch von der OIV als molekulare Marker für Vitis übernommen wurden. Auch im Rahmen dieses Projektes wurden neue Synonyme gefunden, die in zukünftigen Gesetzen die Anzahl der zur Weinproduktion zugelassenen Rebsorten in Portugal reduzieren werden.

Zur Zeit gliedern sich verschiedene spezifisch ausgebildete Arbeitsgruppen Portugals in das International Grape Genome Program (IGGP) ein. Molekulare Marker werden bestimmt, das „mappieren“ von Genkarten mit Funktions‑ Analise (transcriptómica) insbesondere hinsichtlich abiotischen Stress, soll unter anderem mit Hilfe des Micro arrays erfolgen.

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