Diagnose der Holzerkrankungen der Rebe

Helena Oliveira (Instituto Superior de Agronomia) e Cecília Rego (Laboratório de Patologia Vegetal “Veríssimo de Almeida”)

1. Die wichtigsten Holzkrankheiten der Rebe

Die Holzerkrankungen der Rebe bedeuten augenblicklich auf der ganzen Welt eine Bedrohung der stabilen Weinproduktion. Man findet sie bei Schnittgärten von Rebunterlagen, in Rebschulen, bei jungen und alten Reben; sie stellen den Erfolg von Pflanzungen in Frage genau wie die Lebensdauer von Weinbergen. Unter diesen Erkrankungen leiden insbesondere  junge Reben (bis zum Alter von 8‑10 Jahre), wie dies der Fall beim “Pé negro“ ist, welche man der Pilzgruppe der Gattung Cylindrocarpon und Campylocarpon (Schaubuld 1) zuordnet, sowie der Erkrankung „de Petri“, auch bekannt als “Esca der Jungen Reben”, “young grapevine decline”, oder “black‑goo”, verursacht durch Phaeomoniella chlamydospora e Phaeoacremonium spp. (Schaubild 2). Andere Holzerkrankungen wiederum treten hauptsächlich bei erwachsenen Weinreben auf, wie dies mit der Esca der Fall ist. Beim Erkrankungskomplex der Esca ist die Rebe zunächst mit Pionierpilzen oder Primärpilzen befallen, unter welchen sich Pa. chlamydospora, Eutypa lata, Botryosphaeria spp. abheben; in einer späteren Phase wird das Holz der Rebe von sekundären Schädlingen befallen, die für die endgültige Zerstörung der Holzstruktur sorgen, wobei die‚ Basidiomyzeten’ der Gattung Fomitiporia e Stereum dominieren. Es gibt weitere Holzerkrankungen, die sich sowohl bei jüngeren Weinbergen wie auch bei älteren einstellen können, mit der Folge, dass die befallene Pflanze entkräftet im Ertrag zurückfällt. Diesen können die Escoriose americana (Phomopsis viticola) die Pilzerkrankung der Gattung Botryosphaeria spp. zugerechnet werden.

Regelmässig bestehen Holzerkrankungen bei Reben aus einem Komplex verschiedener Pilze, ohne daβ ein dominantes Patogen zu erkennen ist die Symptome weisen auf eine simultane oder sequenzielle Aktivität der Erreger des Komplexes hin; dies geschieht besonders oft unter Stresssituation. Dadurch, dass die Diagnose dieser Krankheitstypen meistens nach traditioneller Methodik erfolgt, ist es unabdingbar, intensiv die gesamte Rebe zu untersuchen und dabei auch auf die Umwelteinflüsse zu achten, die diese Ausprägung der Symptome verursacht haben können.

 

2. Die Diagnose in den 80er Jahren

Die Diagnose und das Studium der Holzerkrankungen gewannen Anfang der 80er Jahre einen bedeutenden Aufschwung in Portugal. Es wurde die Eutypiose der Rebe mit ihrem Verursacher E. lata, identifiziert (Tomaz & Costa, 1983‑1984). Ebenfalls noch in den 80er Jahren entwickelte Ilídio Tomaz mit seinen Mitarbeitern eine Methode zur Erkundung und Bestimmung von Pilzerkrankungen, die mit der Holzerkrankung der Rebe in Zusammenhang stehen, und welche schon zu dieser Zeit für das Eingehen erwachsener Reben verantwortlich gemacht wurden. Hierbei wurden folgende Pilzkrankheiten benannt: P. viticola (escoriose americana), Fusicoccum sp. oder ex‑Macrophoma (escoriose europeia), E. lata (eutipiose), Cephalosporium sp., Stereum hirsutum und Phellinus igniarius (esca). Obwohl einige dieser Pilzerkrankungen schon erkannt und isoliert worden waren, Tomaz & Rego (1990) hatten schon eine Vorstellung, dass es sich um “Pilzkomplexe” handelt.

Die Untersuchungen dieser Zeit gingen von der Erforschung der äusseren Symptome der Holzerkrankung unter Berücksichtigung der Sorte aus, es wurde Jahresholz und erkrankte Triebe eingesammelt, und diese wurden dann im Labor auf die Erreger des befallenen Holzes hin untersucht. Die Diagnose der Erkrankung erfolgte nach klassischer Methodik, bei welcher Anwesenheit oder Nichtbefall des Pilzes bestimmt wurde; jedoch wurden die meisten Pflanzen nicht in ihrer Gesamtheit einschliesslich der Wurzeln untersucht. Damals war es auch nicht üblich mit Inzidenz und Genauigkeit das Verhältnis Erreger zu Pflanze zu quantifizieren.

 

3. Von den 90er Jahren bis heute

Die wesentlichen Veränderungen in der letzten Zeit machten sich bemerkbar durch eine verschärftes Auftreten der Holzerkrankungen in Verbindung mit neuen Formen des Verfalls, nicht bei reifen Pflanzen wie dies früher der Fall war, sondern in Junganlagen, in Schnittgärten von Unterlagen und in Rebschulen (Bild 2).

Im 9ten Jahrzehnt wurde zum ersten Mal in Portugal die Pilzkrankheit Cilindrocarpon Destructans festgestellt, in Verbindung mit dem Eingehen junger Pflanzen und und dem Absterben von Unterlagsreben im oberen Alentejo noch vor deren Veredlung (Rego, 1994). Im Nachhinein ähnlich wie in anderen Ländern wurde Pa. chlamydospora und Phaeoacremonium spp., diagnostiziert beim Pilzkomplex der für die Petri – Erkrankung bei Reben verantwortlich gemacht wird (Rego et al., 2000) und für Esca bei erwachsenen Reben (Chicau et al., 2000). Neben der klassischen Methode, die weiter für die Diagnose verwendet wurde, konnten biomolekulare Techniken entwickelt werden um Cylindrocarpon spp. (Nascimento et al., 2001) und Pa. chlamydospora bei der Rebe zu diagnostizieren (Ridgeway et al., 2004), allerdings kann man die Anwendung in Anbetracht der Komplexität der verbundenen Patogene noch nicht routinemässig durchführen. Um zum Beispiel den Pilzerreger Cylindrocarpon (“complexo C. destructans”) der den “pé negro” der Rebe verursacht, zu erwähnen, es wurde von uns mit klassischen und biomolekularen Studien gerade eine neue Art im Bereich der Gattung C. macrodidymum (Rego et al., 2005) bemerkt, was für das Phänomen erhöhter morphologischer Variabilität des C. Destructans sprechen könnte. Diese Ergebnisse wurden gewonnen mittels RAPD/ISSR Markern und Daten der Kernsequenzierung im Bereich ITS des ribossomalen DNS und oberhalb der Gene des β‑tubulina und von histona 4 (Oliveira et al., nicht veröffentlicht). Ebenfalls auf der Grundlage biomolekularer Techniken sowie dem Studium geschlechtlicher Vermehrung beruhend, war es möglich die Neonectria liriodendri zu beschreiben, sie ist teleomorph zu dem zuvor als C. destructans isolierten Substrat, es stellte sich zuletzt heraus, dass sie zur Gattung Cylindrocarpon liriodendri (Halleen et al., 2006) gehört. Diese Daten werden in Kürze erlauben neue Indikatoren zu zeichnen um mittels PCR Technik in der Lage zu sein die verschiedenen Komponenten des “Komplex C. destructans” zu unterscheiden welche in Portugal die Reben befallen: C. destructans, C. macrodidymum e C. liriodendri.

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