BEWAHRUNG DER IBERISCHEN REBSORTEN
Iberien kann auf eine einmalige Rebsorten‑Situation verweisen. Ihr Stammbaum basiert auf dem eiszeitlichen Refugium für Vitis vinifera subsp. sylvestris auf einer durch Meer und Gebirge abgegrenzten Halbinsel. Aus diesem originären „Genzentrum“ sind durch Selektion über 500 anerkannte Rebsorten, angepasst an das warm‑heiße Klima zwischen dem 36. und 41. Breitengrad, entstanden. Dieser monomorphe Genpool wurde angereichert und verschwägert durch jungholozäne Migration edler Vitis‑vinifera‑Sorten des frühen Orients und östlichen Mittelmeers. Man kann diese Rebsorten besichtigen (siehe Abb. 78‑81).
In Portugal wurde in der Weinbauforschungsanstalt in Dois Portos in den 1990er Jahren eine Sammlung aller Rebsorten, die offiziell anerkannt sind, in situ erstellt (verantwortlich Dr. Eiras Dias). In Spanien wurde von der Autonomen Region Madrid die Aufgabe übernommen, in der regionalen Forschungsanstalt El Encín die Sammlung der spanischen Rebsorten aller Autonomen Regionen in situ vorzunehmen (verantwortlich Dr. Félix Cabello).
Abb. 77 a und 77 b: Simon de Rojas Clemente (1777–1827) unternahm erste systematische Studien an Reben.
Abb. 78: Félix Cabello erläutert die nationale spanische Rebsortenkollektion der Finca “El Encin” bei Madrid.
(Foto: Hans Jörg Böhm/PLANSEL).
Abb. 79: Die Genzentren von Vitis vinifera. Die Iberische Halbinsel stellt ein eigenes Genzentrum dar. Die Frage der Genzentren wurde hier – aus dem Blickwinkel der russischen Autoren (Negrul und Wavilov) verständlicherweise – nur aus der Sicht des Orients betrachtet. Die Pyrenäen liegen auf dem gleichen Breitengrad wie der Kaukasus. Südlich von beiden Gebirgszügen spielte sich im Pleistozän und Holozän das gleiche Migrationsgeschehen ab, nur erfuhr die Domizilierung und Selektion der Kultursorten eine Zeitverschiebung.
Abb. 80: Die Rebsortenkollektion der spanischen Provinzen, zusammengefasst in der Finca “El Encin”.
Abb. 81: Rebsorten- und Vitazeen-Lehrpfad in der
Finca “El Encin”.