MITTELALTER UND RENAISSANCE

Nach dem Fall des Römischen Reiches und dem der Westgoten brachten die neuen mohammedanischen Machthaber Beschränkungen für den Handel mit Wein, der in dieser Zeit in Frankreich und Deutschland aufblühte. Die christliche Kirche mit ihrem Bedarf an Messwein selbst in Gebieten ohne eigenen Weinbau war ein wichtiger Entwicklungsfaktor. Gemäß Amaral (1992: 60): „Der Bischof von Cahors zwischen 630 und 647, S. Didier, schickte seinem Kollegen Paulo, Bischof von Verdun, 10 Fässer eines wertvollen Weines. Teodolfo, Bischof von Orléans um das Jahr 800, trug den Spitznamen‚ pater vinearum’ (Vater des Weins).“

Karl der Große, Einiger des Reiches der Franken (771), widmete sich dem Weinhandel. In Burgund zeugt der berühmte Weinberg Corton Charlemagne vom Interesse der Krone am Weinbau. In Deutschland wurden 817 n. Chr. von Mönchen Weinberge in Lorch und im Kloster Fulda bewirtschaftet (Amaral, 1994: 58). Der Sohn Karls des Großen, Ludwig der Fromme, Erbe der Weinbauregionen am Rhein(Vertrag von Verdun 843), setzte die Arbeit seines Vaters fort und förderte den Weinbau der Klöster. Er wurde im Kloster zu Lorch beerdigt, damals das große Weinbauzentrum. Aus dieser Zeit sind dort die folgenden Rebsorten dokumentiert: Franken (Sylvaner), Heunisch und Alpen (Kleinberger) (Bassermann 1907: 78).

Vor allem der Wein aus Beaune erwarb sich in der mittelalterlichen Welt hohe Anerkennung. Die „Clos“, die ummauerten Weinberge in klösterlichem Besitz, wurden zu einem Qualitätsbegriff. Mit der Wahl und Präsenz des Gegenpapstes Clemenz V. 1308 kam es zu einem Höhepunkt im internationalen Ruf dieser Weine. Andere große Weine Dieser Zeit in Europa waren die Tokayer und der deutsche Johannisberger.

Im späten Mittelalter ereignete sich auch auf der Iberischen Halbinsel der wohl wichtigste technologische Sprung hin zum modernen Wein. Gemäß Bassermann (1907: 335) verwies schon der Römer Plinius auf Cato, der bereits Schwefel zur Weinstabilisierung verwendete, ohne dass hierfür weitere Beweise vorliegen. Aus viel späterer Zeit weiß man aus den Prozessakten eines Urteils von 1465 (Köln), dass Schwefel im Wein zur Vergiftung führen konnte und bestraft wurde. Gemäß Ambrosi und Rühl (1995: 15) wurde 1487 zum ersten Mal die Weinstabilisierung mit Schwefel zum Gesetz erhoben. Ein hoheitlicher Reichserlass „Vina quo casu sulphurari liceat“ regelte 1497 in Deutschland die Verwendung des Schwefels mit Angabe genauer technischer Regeln. Der konservierenden Wirkung des Schwefels verdanken die Rebsortenweine ihr charakteristisches Aroma. Der Schwefel ersetzte die seinerzeit traditionellen Mittel, wie andere chemische Konservierungsmittel (von denen auch einige giftig waren), Lederriemen, reichliche Beimischung von Honig oder Konzentrieren des Mosts durch Verdampfung (Diócorides und Galeno, zitiert nach Bassermann, 1907: 318), Räuchern in Spezialkammern (lateinisch fuminarium), Alkoholzugabe, Retsina und Apotheka (Columela), welche, wie auch das berühmte artemisia absinthium, völlig den Geschmack verfälschten. Mit der Verwendung des Schwefels konnte man die Qualitätsweinsorten im heutigen Sinne erkennen, und damit begannen sich die heutigen Vitis‑vinifera‑Genzentren geschmacklich noch stärker zu differenzieren.

Besonders wichtig für die Entwicklung des Weinbaus waren die Mönchsorden der Benediktiner und der Zisterzienser sowie einige Bischöfe in den wichtigen Stadtzentren. Die Selektion von Reben führte zu den großen Rebsorten wie Spätburgunder, Riesling, Cabernet und Traminer in Mitteleuropa.

Der Wein hatte ein sakrales Alibi als Messwein, was in Literatur und Malerei entsprechend gewürdigt wurde.

Dank des großen mozarabischen Bevölkerungsanteils und der Juden erhielt sich der Weinbau und damit wohl auch die autochthonen Rebsorten auch in der Zeit der arabischen Besetzung. Schon damals spricht Alonso de Herrera (1513) von der Sorte Torrentes. Über die Sorte Pedro Ximenez geht das Gerücht, ein Deutscher namens Peter Siemens habe sie im 16. Jahrhundert aus Deutschland mitgebracht, was sicherlich ein Missverständnis war, da die klimatischen Ansprüche dieser Sorte kaum dem 48. Breitengrad entsprochen haben dürften.

Portugal konnte aber wegen der islamischen Besetzung zunächst nicht an dem großen internationalen Aufschwung des Weinbaus teilnehmen. Es scheint, dass die neuen Herren zwar den Weinbau nicht verboten, denn er überlebte, aber der Handel, insbesondere der Außenhandel, war nicht möglich. Deshalb trat die iberische Weinwirtschaft erst sehr viel später auf internationalem Niveau in Erscheinung, ohne jedoch ihre bedeutende Stellung in der Landwirtschaft zu verlieren.

Später, im 12. Jahrhundert, ließ sich der Zisterzienserorden mit 129 Klöstern auf der Iberischen Halbinsel nieder. Hierdurch erfuhren der Weinbau und die Kellertechnik –
(z. B. das Kloster von Alcobaça) durch Forschung und fachliche Ausbildung der Gläubigen einen deutlichen Aufschwung. Bedauerlicherweise wurde der diesbezügliche Vortrag von Barbosa (1994) beim ISA‑Kongress, „Weinbau und Wein im ökonomischen Umfeld der heiligen Maria von Alcobaça“, nicht veröffentlicht und es existiert deshalb nur eine Zusammenfassung.

Kulturell gesehen bildete Portugal keine Ausnahme von den übrigen europäischen Ländern. Rebstock und Weinblatt, deren Schönheit andere Pflanzen übertraf und seit den Griechen als klassisch betrachtet wird, fand man im 12. Jahrhundert überall in Ornamenten. Dies erlebte im gotischen Stil einen Höhepunkt, der den römischen noch übertraf.

Die Rebe wurde zum bedeutendsten Motiv in der floralen Darstellung des Mittelalters. Vom Orient kommend, wurden sie in Gallien fast zum nationalen Symbol, das auch die Bildhauer beeinflusste (Darcheville, 1998: 26). Mehr noch, der Wein bekam eine spirituelle Grundlage als christliches Element: Gott ist der Winzer, der seinen Sohn bittet, seine Weinberge zu besuchen. Christus wird in eine Kelter versetzt und sein Blut wird zum Wein mit einer symbolischen religiösen Bedeutung, wie sie sich auch beim Abendmahl ausdrückt (Abb. 63).

Die langfristigen Verbindungen Portugals mit England standen immer auf der Grundlage des gegenseitigen Schutzes politischer und wirtschaftlicher Interessen im Verhältnis zu Nachbarländern. 1387 wurde mit der Heirat von König Johannes I. mit Donna Philipa, Tochter des Herzogs von Lancaster (England), eine Bindung intensiviert, die zuvor schon aufgrund logistischer Hilfe bestanden hatte, so bei der Schlacht von Aljubarrota (Sieg über Spanien 1385), als siegentscheidend „Cross bow“‑Schützen (deren Pfeile die Metallplatten der Rüstungen durchschlugen) zur Verfügung gestellt wurden, und beim Vertrag von Windsor 1386.

Vor dieser neuen Phase der Staatsverträge dominierte in England der Bordeauxwein die Märkte. Amaral (1994: 65): „1308–1309 exportierte Bordeaux 924.000 Hektoliter, und im Mittel der Jahre zu Anfang des Jahrhunderts lag er immer über 750.000 hl!“ Mit der Heirat von Alienor, Herzogin von Aquitanien, mit König Heinrich II. von England 1152 fielen die Weinberge von Bordeaux an die englische Krone, welche dieses Privileg bis zum Ende des Hundertjährigen Krieges nutzen konnte (1453).

Mit der neuen Konstellation intensivierte Portugal den Weinexport nach England und gewann dadurch später auch die Märkte der amerikanischen Kolonie. Ab dem dritten Quartal des 14. Jahrhunderts handelte auch die Hanse mit portuguieschen Weinen und brachte diese nach Deutschland, Holland, Irland und ins Baltikum. Als Transportmittel dienten „Vats (Fässer), Barriques, Tonnen und Amphoren“ (Marques, 1993: 82–84).

Der französische Weinbau litt während des Hundertjährigen Krieges (1337–1436) unter Verwüstung und verlor weitgehend den englischen Markt. Mit dem Kriegsende und dem dadurch bedingten Rückfall Aquitaniens an die französische Krone sowie der türkischen Besetzung der Mittelmeerinseln war der englische Markt von seinen alten Beschaffungsmärkten abgeschnitten. Dies erleichterte dem iberischen, vor allem aber dem portugiesischen Weinhandel den Weg ins englische und internationale Geschäft. Ab 1360 förderte England den Import der portugiesischen Weine. Dabei handelte es sich weniger um die leichten Tafelweine, die trotz allem weiter aus Frankreich (Bordeaux bis 1460) und Deutschland kamen, als um Dessertweine, insbesondere der bekannten Rebsorten Malvasier und Muskateller. Diese Sorten gehörten wohl zum Genzentrum der Vitis orientalis. Sie waren bis dahin bekannt als „griechische Weine“ und zuletzt von den venezianischen Kaufleuten vertrieben worden, von denen Portugal das Geschäft übernahm. Sie wurden in England auch als Malvasiere (Malmsey) oder Rumänen bezeichnet, wahrscheinlich kamen schon zu dieser Zeit diese Malvasier‑Typen auch aus iberischen Landen (Zurara, 1915: 73).

PORTUGAL

Lissabon. Die ersten Exportschlager Portugals waren die Weine aus der Gegend von Monção (Vinho verde) und die Dessertweine „Osoye“ und „Bastardo“. Zu dieser Zeit sprach man noch nicht vom „Muskateller von Setúbal“, der wohl dem Osoye entsprechen dürfte. Johnson (1990: 166) schreibt hierzu: „…Es begann mit dem Verkauf der Weine des Nordens. 1430 gewann bedingt durch den Umschlagplatz Lissabon der ‚Osoye’ an Bedeutung, schließlich kam der Bastardo dazu. (…) Es gibt keinen Zweifel um den Osoye des 14. Jahrhunderts, es war der Dessertwein von Azóia, einem kleinen Hafen südlich des Tejo‑Flusses in der Nähe von Setúbal.“ Marques (1992: 83) kennt folgende Synonyme für den Osoye: Ansoye, Azoy, Asoy oder Azoie. Kuske (in Marques 1992: 83) schreibt dazu: „Ansoye ist ein Wein, der aus getrockneten Trauben gemacht wird, der Bastardo hat seinen Namen wegen seiner unsicheren Färbung.“ (Dion, 1959: 321‑322) Franco (1938: 6) schreibt: „Es waren berühmte Weine dieser Gegend, bedingt durch ihre hervorragende Qualität, die sich als besonders reichhaltig und edel erwiesen.“ Diese Aussagen lassen vermuten, dass die Rebsorten dieser Weine die gleichen sind, die einst die Phönizier nach Alexandria (Ägypten), Kelibia (Tunesien) und wohl auch nach Setúbal brachten, wo sie ihren Weinen die Charakteristik der sogenannten griechischen Weine gaben.

Obwohl die Weinberge im 12. Jahrhundert von den Almohaden (Jacup el Almansor) vernichtet worden waren, konnte sich der Weinbau erholen und bald wieder diesen außergewöhnlichen Wein erzeugen, der so große Nachfrage fand (Franco, 1938: 7).

Zur Zeit Manuel I. war die Rebe ein wichtiges Ornament. So finden wir in Montemor unter anderem in der Kapelle des Heiligen Petrus am Fluss eine Rebe als Umrandung der Apsismalerei, die auf 1511 datiert ist. Sie stellt ein überaus interessantes Dokument des Rebsortenreichtums dieser Zeit dar. Jorge Muchagato (1994) hat dies in besonders wertvoller Form mit zahllosen Beispielen untermauert.

Der Sonderzoll, mit dem William III. (1693) den Import französischer Weine belegte, hatte zur Folge, dass die englischen Kaufleute ihr Interesse noch stärker dem portugiesischen Wein zuwandten. Später, als 1703 die englischen Interessen in Portugal mit dem Vertrag von Methuen weiter abgesichert worden waren – Portugal sollte in Zukunft auf seine eigene Textilwirtschaft verzichten und im Tausch Wein gegen Kleidung nach England exportieren –, wurden hunderttausende Hektar neuer Weinberge großenteils im Alentejo angelegt. Die Engländer hielten sich allerdings nur kurze Zeit an ihren Teil des Abkommens.

Gegen Ende des Mittelalters stellte Portugal die größte Handelsflotte der damaligen Welt. Gewürze, Seide und Porzellanwaren (siehe Photos‚ Biombos, Abb. 65) führten sie bis nach Japan, und Sklaven aus Afrika wurden nach Brasilien gebracht, um dort Gold und Edelsteine für Portugal ausbeuten zu können. Es existieren sogar Dokumente über Piraterie an portugiesischem Wein in dieser Zeit. Marques, (1992: 84) schreibt: „Weine, die für Deutschland bestimmt waren, wurden von englischen Seeräubern aus Sandwich aufgebracht.“ Die Strafexpedition von 1471, zu der König Afonso V. den späteren Marquis von Montemor beauftrag hatte, entfiel durch den Tod des englischen Königs Heinrich IV., in dessen Dienst der verantwortliche Korsar Focumbridge stand (Fonseca, 2010: 29).

Ein interessantes Phänomen war die Stabilität der genetischen Grundlage der portugiesischen und spanischen Rebsorten. Sie behielten ihre „endemische“ Eigenständigkeit bei, wobei diese durch neue Sorten angereichert wurde, die bei Völkerwanderungen und über die Handelsverbindungen immigrierender Nationen wie Phönizier, Römer und Griechen und später die spanischen Habsburger mitgebracht wurden.

Die Algarve war neben Lissabon im 15. Jahrhundert eines der wichtigsten Exportzentren für Wein. Die Weine des Alentejo wurden über den Guadiana von der alten Binnenhafenstadt Mértola aus an die Algarve verschifft, von wo aus sie dann vermarktet wurden.

Von Madeira gibt es Dokumente über den ersten Weinexport 1456 nach England. Johnson (1999: 245) bezieht sich dabei auf António Cordeiro (1717: 79). Von 1557 gibt es Dokumente, nach denen der deutsche Landsknecht in portugiesischem Dienst, Hans Staden („Warhaftige Historia“, 1557) auf die beiden Haupterzeugisse Wein und Zuckerrohr hinweist. 1578 beschreibt Duarte Lopez den Wein als wichtigsten Exportartikel, und der französische Konsul bezeichnet 1669 die Weinerzeugung als bedeutendste Erwerbsquelle der Insel. (A. Vieira, 2002: 1089) Mit der Heirat Carlos II. (England) mit der Herzogin von Braganza und durch Cromwells Krieg gegen Spanien rückten die portugiesischen Archipele ins Zentrum des militärischen Interesses der Engländer. In der englischen königlichen Anordnung von 1665 steht: „Wines of the growth of Maderas, the Western Islands or Azores, may be carried from thence to any of the lands, islands, plantatinos & colonies, territories or places to this majesty belonging, in Asia, Africa, or America, in english built ships.“ (A. Vieira, 2002: 1091).

Nach der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Madeira‑Weins durch die Verwendung „griechischer“ Rebsorten wurde der „Malmsey“ (Malvasia) zum Favoriten der Engländer. König D. Afonso V. hatte weitblickend dazu Pflanzen unter anderem der Rebsorte Malvasia aus Candia (Kreta) holen lassen (Cordeiro, 1717: 79). Der Madeira gewann zunehmend an Bedeutung, denn er trug dazu bei, die Lücke zu füllen, die durch den Wegfall der Verfügbarkeit von „griechischen Weinen“ entstanden war. Diese für Portugal und Spanien vorteilhafte Situation war durch die Besetzung der Insel Kreta durch die ottomanischen Türken im 15. Jahrhundert entstanden. Der gleiche Exodus wie einst der des iberischen Weinbaus nach der arabischen Besetzung wiederholte sich hier, diesmal jedoch zum Vorteil der iberischen Weinbauregionen. Iberien avancierte dadurch zur Weinbaugroßmacht mit den „griechischen Weinen“ vergleichbaren Produkten, die zuvor dank der venezianischen Kaufleute höchste Weltgeltung erlangt hatten. Mit der Eroberung Konstantinopels (1453) durch den Osmanen‑Fürsten Mehmet II. und später des Balkans brach die Bedeutung der dortigen Weinwirtschaft einschließlich des Vertriebs durch die Dogen ein. Dies öffnete den iberischen Weinbauern, die im Gegensatz zu Frankreich und Deutschland natürlich süße Dessertweine herstellen konnten, ein neues bedeutendes Marktsegment. Die Muskateller‑Dessertweine aus Osoye, Portwein, Madeira und Pico‑Weine, Sherry, Málaga und Tarragona‑Dessertweine waren Dessertweintypen, die gezielt auf das so wichtige Marktsegment der zuvor von den Venezianern vertriebenen sogenannten griechischen Weine im Norden Europas ausgerichtet wurden. Die jahrhundertelange Herrschaft der Osmanen verhinderte ein Wiederaufkommen der originären „griechischen Weine“ als Marktfaktor. Hinzu kam, dass mit moderner Kellerei‑ und Konservierungstechnologie der Geschmackstrend hin zu leichteren Weinen dieses Marktsegment an Bedeutung verlieren ließ.

Der Name Madeira hatte auch schon lange zuvor bei Shakespeare dermaßen an Klang gewonnen, dass er zum Beispiel (in „Richard III.“) den wegen Mordes zum Tode verurteilten Bruder König Eduard IV., dem man wegen seiner gesellschaftlichen Stellung die Wahl der Todesart anbot, sich für Ertränken in Malmsey entscheiden lässt. Er erwähnt den portugiesischen Wein wiederholt, so auch in „Heinrich IV.“, wo Falstaff seine Seele dem Teufel für ein Glas Madeira vermacht.

Der englische Einfluss stieg nach der Dynastie der spanischen Könige Philipp II. und III. und der Wiederherstellung der Unabhängigkeit von Portugal. „… Die Beziehungen zu den Engländern waren jedoch so einseitig, dass sie bald ein Gefühl der Beklommenheit erzeugten“ (Johnson, 1999: 220). Nach der Hochzeit des englischen Königs Karl II. mit der portugiesischen Prinzissin D. Catarina de Bragança 1662 „waren Bombay, Tanger und der Hafen von ‚Galle’ auf Ceylon ein mehr als nur großzügiges Brautgeschenk.“

„Es wurde klar zwischen den Tafelweinen und den Malvasiern unterschieden. (…) Bei den trockenen Weinen war der ‚Sercial’ der beste, (…) bei der Wahl zwischen den besten halbsüßen war es jener, der aus den Trauben der Rebsorten ‚Bual’ oder ‚Boguale’ gewonnen wurde und würzigen Geschmack hatte; und dann gab es noch die Trauben der Sorte ‚Verdelho’ (damals auch als Vidonia bezeichnet), diese brachte die harmonischsten Weine hervor. Ein weiterer sehr guter Wein bestand aus einem Verschnitt der Rebsorten Malvasier mit einer Sorte, die ‚Terrantez’ hieß . Die einfachen Tafelweine wurden aus einer Sorte mit dem Namen ‚Tinta’ gemacht.“ (Johnson, 1999: 247).

Mit der Seefahrt des 18. und 19. Jahrhunderts wurden die iberischen Inselgruppen zur obligatorischen Zwischenstation der Völker mit kolonialem Interesse wie Engländer, Holländer, Portugiesen und Spanier auf ihren Interkontinentalfahrten. Nach dem Frieden von Utrecht 1713 hatten sich die portugiesischen Archipele schon einen so guten Ruf erworben, dass ihre Weine weiterhin geladen wurden und nicht die der spanischen Kanarischen Inseln, was bei Letzteren wegen des fehlenden Weinabsatzes zu schweren Wirtschaftskrisen führte (A. Vieira, Actas 2002: 1091). Auch aus den USA gibt es Nachweise für die Wertschätzung des Madeira‑Weins aus einem Gespräch von George Washington(Mai 1759) mit John Adams (A. Vieira 2002: 1101).

Viana de Castelo. Im Minho gibt es seit über 2.000 Jahren Weinbau. Wegen der Ferne vom arabischen Machtzentrum konnte Afonso Henriques bei der Gründung des Staates Portugal in seiner Heimat schon auf ausgedehnten Weinbau blicken. Der Wein zeichnete sich durch leichten Alkohol und Frische aus und wurde im Jahr nach der Produktion getrunken, da er kaum lagerfähig war. Die wohl noch aus römischer Zeit stammende „arbustrum“‑Erziehungsform an Bäumen (siehe Abb. 69), die in Randgebieten übrigens heute noch üblich ist, bedingte den niedrigen Alkoholgehalt bei voller Reife auf natürliche Weise und bestimmte den Weintyp, der heute kaum mehr zu finden ist. Wegen seiner besonderen geographischen Situation wurde Viana ein wichtiger Exporthafen. Geschichtskundig wurde er durch erste Niederlassungen englischer Händler. „Die Engländer hatten sich mit enormen Sonderrechten in Portugal installiert, so war es naheliegend, dass sie während ihres Krieges mit Frankreich von Portugal ihren Wein bezogen; gewissermaßen so, als würden sie nun ihren eigenen Wein beziehen. (…) Im Jahrzehnt nach 1660 gab es drei englische Handelsniederlassungen in Portugal: Die ‚feitorias‘ von Lisboa, Porto und Viana (…). In Viana wurde bacalhau (Stockfisch) gegen Rotwein getauscht, den sie nach England brachten. (…) in Monção wurde besserer Weißwein, wohl der Rebsorte Alvarinho, gehandelt.“ (Johnson, 1999: 221).

Der Portwein. Aus der Vorzeit zeugen Bildzeichen im Tal der Foz Côa von paläolithischer Besiedlung. Im Douro‑Tal gab es schon vor den Römern Weinbau. Aus römischer Zeit weisen heute noch die in den Fels gehauenen Keltern auf den Weinbau hin. Im 13. Jahrhundert zeugen Dokumente von den Weinen „Riba‑Douro“. Sie wurden über den Douro verschifft, in den Häfen von Porto und Gaia entladen und dort von Händlern vemarktet, unter denen Afonso Martins Alho als Erster aktenkundig wurde. Diese Sonderposition aufgrund der Unzugänglichkeit des Weinbaugebietes für die Händler führte spätestens mit der weitgehenden Übernahme des Marktes durch die Briten zu Problemen. Gegen die einseitige Politik der Engländer empörte sich Sebastião José de Carvalho e Melo, Marquês de Pombal. Er schrieb hierzu: „… die Engländer aus Porto waren im Begriff, die wichtigen Qualitätsreben am Douro und deren Ernte zu zerstören; sie drückten die Weinpreise dermaßen (…), dass die Winzerfamilien auf das niedrigste Niveau der Armut zurückfielen und gezwungen waren, ihren Hausrat zu verpfänden oder zu verkaufen. Die Ausbeutung gipfelte schließlich in der Forderung zur Unzucht mit den Töchtern“ (Johnson, 1999). Unter dem finanziellen Zwang, als nach dem Erdbeben von 1755 Lissabon wieder aufgebaut werden musste, ordnete der Marquis von Pombal die Regelungen für den Portwein neu. Dazu schuf er mit dem Portweinerlass die erste geographische Abgrenzung eines Weinbaugebietes in der Geschichte (siehe Abb. 71, Grenzstein), darüber hinaus mit der Gründung der „Companhia Geral da Agricultura das Vinhas do Alto Douro“ ein königliches Monopol. Die Statuten garantierten die lückenlose Exportkontrolle und eine Zweiteilung der Weine in die Kategorien vinho do ramo, die nach Brasilien exportiert wurden, sowie vinhos de feitoria, die für den reichen Norden Europas, insbesondere England, bestimmt waren (Johnson, 1999: 227). Durch diese Maßnahmen war es möglich, Qualität und Preise marktkonform zu steuern – nach einem System, das im Prinzip auch heute noch besteht. Interessanterweise wurden hierbei die Rebsorten nicht offengelegt, wie dies beim Madeira‑Wein geschah, sie blieben ein wohlgehütetes Geheimnis der feitorias (Weingüter) des Douro. Der Export erreichte seinen Höhepunkt mit dem schon oben erwähnten Vertrag von Methuen 1703. Der „feine Wein“ (Portwein) wurde zum Lieblingsgetränk der Engländer, während der „Pico‑Wein“ der Azoren Ansehen am russischen Hof gewann.

 

SPANIEN

Rioja. Obwohl man davon ausgeht, dass schon vor (Keltiberer) und in römischer Zeit Wein angebaut wurde, stammt das älteste bekannte Dokument mit Bezug auf den Weinbau aus dem Jahr 873 n. Chr. Es betrifft das Cartulario de San Millán und dessen Schenkung an das Kloster de San Andrés de Trepeana. Mit den Pilgerwegen nach Santiago de Compostela widmeten sich einige Klöster dem Weinbau, offiziell zur Messweinerzeugung. So ist bekannt, dass die Weinberge von Nájera um 1024 dem Kloster von Millan gehörten. 1102 erkannte König D. Sancho I. die gesetzliche Existenz der Weine aus „Rioja“ an, wobei erst 1352 (Peñin, 2008: 39) der Name des Weinbaugebietes benannt wurde.

Im Mittelalter lag Logroño auf dem Pilgerpfad (französische Route) und erlebte mit Hilfe der Klöster einen deutlichen Aufschwung. Fernando Andrés (2000: 83 ff.) liefert hierzu eine detaillierte Aufstellung. Mit einer königlichen Verordnung wurde 1574 die Einfuhr der Weine anderer Regionen verboten. 1770 wurde der Anbau des Carignan auf den fruchtbaren Böden der Region wegen der dürftigen Qualität seiner Weine untersagt. 1650 wurde zum ersten Mal erwähnt, dass Rioja für Weine dieser Bezeichnung einen Schutz bekam. Erst mit der industriellen Entwicklung des 19. Jahrhunderts gelang Rioja der Aufschwung dank verschiedener Großkellereien. Haro war ein Standort, bald folgte Logroño mit weiteren Kellereien. Bilbao wurde der Verschiffungshafen. Marqués de Riscal war eines der ersten ganz großen Häuser. Da die „amerikanischen Plagen“ erst später nach Rioja kamen, wurde der Export nach Bordeaux – wegen der Ähnlichkeit der Weine – zu einem Wachstumsimpuls für die Branche. Erst ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Weinbauregion Rioja zum international wohl wichtigsten Weinexporteur bis in die heutige Zeit (Abb. 94). Die traditionellen Standardsorten sind Garnacha Tinta und Tempranillo

In Kantabrien, dessen Kultur weitgehend unbeinflusst von den arabischen Eroberern blieb, wurden im Kloster von San Beato de Liébana bedeutende mittelalterliche Malereien (772 n. Chr.) mit Darstellungen der Weinlese gefunden. Da in den anderen Gebieten christlich‑religiöse Dokumente dem Missionsdrang fundamentalistischer Herrcher und deren Militär zum Opfer fielen, sind diese Darstellungen aus so früher christlicher Zeit eine große Besonderheit auf der Iberischen Halbinsel, die sich durch die Faksimile‑Reproduktion der mittelalterlichen Mönche noch bis heute an verschiedenen Orten erhalten hat (siehe Abb. 73, Bestand der Museumsbibliothek der Universtät von Valladolid).

Castilla y León. Aus dem 12. Jahrhundert zeugen romanische Fresken im Panteon von S. Isidor in León vom Weinbau (siehe Abb. 72). Der Verdejo aus Medina del Campo war schon bekannt. Wie Peñin (2009: 184) schreibt, war Bierzo durch seine Lage am Pilgerweg kurz vor Santiago schon im 10. Jahrhundert dem Weinbau verbunden, hier begann die kirchliche Weinbau‑Epoche. Im 13. Jahrhundert waren die Flächen am Ribera del Duero intensiver genutzt als heute, sie stiegen bis zu 1.000 Höhenmeter auf. In Cigales soll schon seit der Römerzeit Weinbau betrieben worden sein. Im Mittelalter widmeten sich hier zahllose Schlösser und Klöster dem Weinbau, vor allem die Zisterzienser, wie die Mönche des burgundischen Ordens von Cluny. So waren es im 13. Jahrhundert die „Claretes von Cigales“ die einen Ehrenplatz an der königlichen Tafel einnahmen. Anfang des 14. Jahrhunderts übertrug Alfons XII. die Weinberge von Toro an die Kathedrale von Santiago de Compostela, um den Bedarf der Diözese an Wein zu decken. Die Ordonanz von Oviedo (1274) bat die Händler, ihren Wein in Toro zu erwerben. Im 13. Jahrhundert (Huetz, 2000: 12) hatten andere Klöster, wie Arbes, Valdedíos Meira usw., ebenfalls ihr Weinlegat in Toro. 1437 gab es ein Gesetz, auf Grund dessen Krankenpfleger in Toro Wein bekamen. Alonso Herrera kannte im 15. und 16. Jahrhundert viele bedeutende Weinbaugebiete wie Toro, Valladolid, Bierzo, Aranda del Duero, Tordesilla und andere. Die Heirat Heinrich VIII. mit Katharina von Aragón Anfang des 16. Jahrhunderts schuf neue Handelsbeziehungen nach England. Alain Huetz de Lemps (2000: 11) weist darauf hin, dass im 18. Jahrhundert der Weißweinanbau am spanischen Douro deutlich größere Ausdehnung hatte als heute. Die Weißweinrebfläche der Tierra de Medina umfasste damals 26.000 Hektar gegenüber nur 9.000 Hektar des Rueda von heute. Rueda war damals von einem Labyrint an Kellereien durchzogen. Die Rosé‑(Clairet‑)Produktion der Gegend um Burgos lag schon im 16. Jahrhundert bei über 50.000 hl. Auch die Rotweinregion von Toro war größer, allerdings lagen bei Rot‑ und Weißwein die Hektar‑Erträge unter 1.000 Liter. Damals lagen viele Weinberge in Stadtnähe. Zu dieser Zeit war die Rebsorte Verdejo schon im Gespräch, obwohl die Weißweine nach dem Geburtsort der katholischen Königin Isabel als vino de Madrigal bezeichnet wurden. Er war auch der Wein am Hof der Könige.

Mit den „amerikanischen Plagen“ brach der Weinbau dieser Region drastisch ein. Nach einer kurzen Zeit des starken Aufschwungs durch den Nachfrageboom aus dem früher reblausbefallenen Frankreich mussten am Ende des 19. Jahrhunderts auch hier die Weinberge ausgerissen werden. Die Neuanpflanzung erfolgte meist mit den neuen französischen Hybriden, womit es zu einem starken Einbruch der Weinqualität kam. In Rueda ging der Anbau auf etwas über 1.000 Hektar zurück.

Valencia konnte nach der Reconquista auf eine lange Weinbautradition aus vorrömischer und römischer Zeit zurückgreifen, die unter der arabischen Besetzung nicht ganz verloren gegangen war. Im Mittelalter beschreibt Jaume Roig (1460) die Sorten Monastrell und Bobal neben Ferrandella und Negrella (Garnacha), die in den Anhöhen von Valencia und Cuenca in Höhenlagen zwischen 600 und 1.000 Meter angepflanzt wurden. Eine Innovation dieser Zeit war zum einen die Aguadente‑Destillation mit einer neuen Apparatur, die Alambique genannt wurde. Die Erzeugung der sogenannten „griechischen Weine“ (aufgespritet und mit aromatischen Kräutern versetzt) mit dem „Fondillon de Alicante“ war eine Antwort auf die türkische Invasion auf den griechischen Inseln mit entsprechenden religiösen Restriktionen für den dortigen Weinbau. Auch hier wurde die Malvasier‑Rebe aus Griechenland eingeführt, wie Ramón Muntaner, Señor de Xirivella, berichtet. (Juan Piqueras Haba, 2000)

 

Sherry aus Jerez de la Frontera. Die Weine im Süden Sevillas fanden früh das Interesse von ausländischen Händlern (Tartessier, Phönizier, Griechen, Römer). Die Weine aus Jerez kamen nach England, als Heinrich VIII. in erster Ehe mit Catalina von Aragón verheirated war. Shakespeare lässt in seinem Werk über Heinrich IV. (1608) Falstaff einen große Lobrede auf den Jerez‑Wein anstimmen. Zur Regierungszeit von Eduard VII. (England) wurden erste Handelsverträge für die Weine von Jerez abgeschlossen. Unter seiner Tochter Maria, die mit Philipp II. verheiratet war, gab es einen neuen kurzfristigen Aufschwung, der allerdings mit der Machtübernahme ihrer Halbschwester Elisabeth I. eine deutliche Trübung erfuhr. Cádiz war im 16. Jahrhundert, als die Seefahrt nach Amerika aufblühte, der bedeutendste Exporthafen Spaniens, wo sich auch internationale Handelshäuser niederließen – an erster Stelle Franzosen (meist aus Limoges), dann Italiener, aber auch Hansemitglieder, so dass man fast von einer ausländischen Kolonie sprechen konnte (Cañin, 2008: 237). In dieser Zeit wurde Cádiz zu einer der reichsten Städte Spaniens und oft Ziel groß angelegter Piraterie, auch durch englische Korsaren, wobei 1587 Francis Drake 3.000 Barriquas „Sack“ erobert haben soll. Später gewann auch Porto de Santa Maria wegen seiner Nähe zum Weinbaugebiet für die Weinverschiffung an Bedeutung. Die Weine hatten 12–16 % vol. Alkohol, waren weiß und aus den Rebsorten Torrontés, Fergusano und Albillo. Die ersten großen Kellereien waren im Besitz britischer Familien, die diese Weine wegen ihrer Lagerfähigkeit schätzten.

Ab dem 18. Jahrhundert veränderte sich der Wein entsprechend dem heute noch vorherrschenden Geschmackstyp mit Restsüße und 18–20 % vol. Alkohol, ähnlich den Port‑ und Madeira‑Weinen. Die Lagerkapazität der Weinkellereien Haurie, Gordon, Beigbeder, Lancaster und Harkon soll 1796 schon 1,5 Millionen „Arrobas“ (historisches spanisches Hohlmaß unterschiedlicher Größe, 1 arroba entsprach bei Wein 16 Litern) betragen haben (Cañin, 2008: 242 ff). Später waren es die Familen Pedro Domecq (1822 Erwerb von Haurie) und Barbadillo, der Conde de Burgos, Fernando Gónzalves sowie William Garvey (ein Ire), Duff Gordon und Osborn, González Byass und viele andere.

Im viktorianischen England hatte der Sherry einen besonderen Stellenwert. (Katharina Groëssl, Actas 2000: 113) Von 1858 (Arquivo Gonzáles Byass) stammen folgende Kategorien: Sherry Wine, Old Wines, Los Royal Pale, Los vinos de marca Romana. 1866 wurde der Sherry besonders hoch eingeschätzt und zusätzlich in unterschiedliche Farbtypen untergliedert: Pale, Golden und Brown. Ansonsten kam es auf die Marke an. Später folgte die Klassifizierung in Amontillada, Pajarete, Pedro Ximénez und Very Choice Wines. Der Ruf nach einer gesetzlichen Festlegung des Anbaugebietes, seiner Rebsorten und der Weintypen als „marcas de origem“ erfolgte erst zur Zeit des Einbruchs der „amerikanischen Plagen“, also in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

 

In Katalonien gibt es Dokumente mit Hinweisen auf die große Pest von 1348, wonach die Weinberge verwilderten. (Xavier Soldevila, 2000: 207 ff.) In zahllosen Dokumenten (Lehensbriefe und Notariatsakte) wird in der davorliegenden Zeit Weinbau bis zurück ins 10. Jahrhundert nachgewiesen. Im 13. und 14. Jahrhundert gab es viele Neupflanzungen. Die meisten Weinbergsparzellen waren klein. Feudalherren konnten Weinberge für ein Viertel der Ernte vergeben, aber die Bauern mussten sich zur Ernte und zum Rebschnitt auf dem herrschaftlichen Gelände verpflichen. Der Wein wurde gehandelt; es gibt Dokumente von 1305, aus denen der Export nach Mallorca und selbst nach Nordafrika hervorgeht.

Mit der Überahme Portugals durch die habsburgischen Spanier endete auch die iberische Vormachtstellung im Weinhandel. Der Standort Amsterdam mit seinen Handelsgesellschaften im Orient – wie im Westen unterstützt von handelserfahrenen sephardischen Juden, die nach den Pogromen in Iberien hierhin geflohen waren, und französischen Hugenotten, die ebenfalls das tolerante Klima der Niederlande der alten Heimat vorzogen – bedingte eine wahrhaftige Erneuerung der „Geographie der Getränke“ (G. M. Pereira 2011). Im 16. und 17. Jahrhundert entwickelte sich die Mode der fortifizierten Weine, wie der Süßweine. Es war die Zeit der sogenannten „kalibrierten Weine“ (mit weinfremden Zusatzstoffen versetzt). Das Interesse des Händlers lag darin, billige Grundweine anzureichern und zu verbessern. Darunter zu leiden hatte der Douro, aber auch die anderen iberischen Qualitätsweingebiete.

Schließlich kam es im 17. Jahrhundert zum „Krieg“ um die wirtschaftlichen Richtlinien beim Handel mit Wein. Mit dem französisch‑holländischen Krieg 1672–1678 verschlechterten sich die Chancen Frankreichs durch ein Importembargo. Der Vertrag von Methuen von 1703 zwischen Portugal und England in Verbindung mit dem spanischen Erbfolgekrieg 1702–1714 stärkte den portugiesischen Weinexport, was dazu führte, dass zwei portugiesische Weine die Handelsnetze von London bis Ohio beherrschten: der Port und der Madeira‑Wein.

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