DER IBERISCHE WEINBAU IN ANTIKE UND FRÜHMITTELALTER

In Aragón gibt es erste Referenzen für Weinbau aus der Zeit vor 500 v. Chr. Leocadio Machado schreibt: „In diesem Gebiet leben Kelten, freiheitsliebend und unabhängig, ihre Ernährungsgrundlage war Fleisch und dazu tranken sie honiggesüßten Wein …“ Im 12. Jahrhundert n. Chr. war hier der Weinbau schon ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, wobei Adel und Klerus eine besondere Rolle spielten. Die Rebsorten Cariñena, Garnacha Tinta und Garnacha Branca sowie Viura waren sehr früh bekannt.

Castilla y León wird von Strabon als Trockengebiet mit wenig Bewaldung in Feuchtzonen beschrieben. Er ging davon aus, dass die keltischen Bewohner dieser Zeit keinen Weinbau kannten. Auch Alain Huetz de Lemps (2005: 124) vermutet, dass der Weinbau erst mit den Römern eingeführt wurde. Man weiß, dass von westgotischen Klöstern und von verschiedenen Besitztümern im Flussgebiet des Douro Weinbau betrieben wurde. Das westgotische Steinfries von Sta. Maria de Quintella da Viña bei Burgos (siehe Abb. 46) ebenso wie die weinbezogene Malerei in den Klosterbüchern im Norden der Provinz (Abb. 73‑77) zeugen hiervon. Alain Huetz berichtet, dass der Weinbau sich mit dem Niedergang der Omajjaden‑Dynastie und der Vertreibung der Sarazenen im späten Mittelalter inzwischen überall in Castilla y León stark verbreitet hatte.

In Katalonien ist der Weinbau seit der griechischen Handelstätigkeit bekannt. Die Region stand sehr früh unter dem Einfluss des Weinhandels von Massilia (Marseille). Später hatten die Römer hier eine starke Militärpräsenz, man kann eine Garnison unter der heutigen Kathedrale (im gotischen Viertel) besichtigen, die untergraben wurde und wo sich auch eine Kellerei befand. Plinius der Ältere erwähnt den dortigen Weinbau in seiner „Historia Natural“. Von hier aus wurden Weine hauptsächlich aus Tarragona, aber auch aus dem Penedés und Priorato nach Rom verschifft. Die spanischen Sorten galten als feiner als die römisch‑etruskischen, die recht sauer sein konnten. Die Sorten Xarello und Mercastre waren Standard, die Malvasia‑Rebe kam später aus Griechenland. Beim Macabeo wird ein Zusammenhang mit den biblischen Makkabäern vermutet, man schreibt dieser Sorte ein Alter von weit über 1.000 Jahren zu. Wein wurde auch über die Via Augusta ins Reich exportiert, wo er gegenüber den säurereicheren etruskischen Weinen bevorzugt getrunken wurde.

Castilla‑La Mancha. Titus Livius weist auf eine römische Siedlung mit Weinbau hin. In der arabischen Zeit soll es im Kalifat von Toledo eine Bulle gegeben haben, die wegen der Einschränkungen des Korans notwendig war, um die „Manipulation“ des Weines zu regeln. Als später im Rahmen der Reconquista 1150 König Afonso den Templern Land übertrug, geschah dies mit der Auflage, ein Fünftel des Weins als Pacht zu zahlen. Die Weine von Valdepeñas galten neben jenen aus Toledo, Cuenca und Ranera y Santorcaz als besonders gut. Die vorherrschende Rebsorte Airén wurde schon gegen Ende des Mittelalters von Alonso de Herera als Lairén beschrieben.

Andalusien. Mediterrane vorzeitliche und antike Kulturen haben sich nachweislich hier niedergelassen und Weinbau betrieben: Tartessier, Phönizier, Griechen und Punier. Sie alle brachten wohl ihre eigenen Sorten mit, die dem heißen Klima der Region entsprachen. Guillén Robles geht in seiner „Historia de Málaga y su província“ davon aus, dass die Griechen sich schon um 600 in Málaga niedergelassen hatten und den Eingeborenen das richtige Schneiden der Weinreben beibrachten. Columela („De agricultura re rustica“) meint, die römische Sorte Falerno sei in Xerez angebaut worden. Besser dokumentiert ist der Weinbau unter den Römern, die in Hispania ulterior Baetica Städte wie Sevilla, Córdoba, Cádiz und Málaga neu gründeten. Tonamphoren und Mosaiken mit Weinmotiven zum Beispiel in Montilla‑Moriles zeugen davon. Der Hafen von Cádiz soll zu dieser Zeit neben Tarragona der grösste Weinexporthafen gewesen sein. Vandalen und Westgoten lösten die Römer ab und brachten ihren eignen Weinbau mit.

Aus der Zeit der suebischen und westgotischen Besetzung gibt es nur wenige Hinweise auf den Weinbau. Im archäologischen Museum von Ondrinas (Sintra) befinden sich zwei Keltergewichte aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. Es sind weiterhin zwei Säulen mit Traubenmotiven aus dieser Zeit bekannt; sie befinden sich in den Museen von Sintra und Beja. Laut Henar Gallego Franco (2000: 193 ff.) werden im „Lex Visigothorum“ Weinberge (vineae), die Weinfrucht/Traube (fructus vineae), die Ernte (vindimia) und der Wein (vinum) in Form direktiver Anordungen angesprochen. Dabei werden Formen und Art der Weinberge mit ihren Böden beschrieben. Der Autor schließt daraus, dass der Weinbau ähnlich wie bei den Römern die verbreitetste landwirtschaftliche Kultur darstellte. Die Weinberge waren Wirtschaftsgüter, die als Lehen vergeben, verkauft oder auch verpachtet werden konnten. Auf dem 2. Konzil von Toledo 527 war die Sonderstellung klerikaler Weinberge auf fremdem Gelände geregelt worden. Die Frage des Lehnsentgeldes wurde 683 auf dem 13. Konzil von Toledo angesprochen. Geregelt wurden die Umzäunung, das Anbringen von Gräben und Wegen, freie Durchgangsrechte, Schutz vor Hagel, vor Tieren und Dieben und die Erstellung neuer Pflanzungen. Die Ernte war auf die Zeit vom 15. September bis 15. Oktober beschränkt. Auf dem Konzil von Tarragona 516 war der Weinkonsum noch auf Privilegierte beschränkt. Peñin (2008: 134) bezieht sich auf das „Edictum de frutis relaxatis“ des Westgotenkönigs Erwig von 683, nach welchem der Wein seine hedonistische Aura aus der Zeit der Römer verlor und zum Bestandteil der täglichen Ernährung wurde. Es seien in dieser Zeit viele Weinberge angelegt worden, sogar in Höhenlagen bis zu 1.000 m. Der westgotische Weinbau war auf hohen Ertrag angelegt und sehr arbeitsintensiv. So stammen die ersten Vorschriften zum Schutz und Erhalt des Weinbaus aus dem „Codigo Visigota“ des Euricos (Peñin, 2008: 151), in welchem festgelegt wurde, dass für jede ausgerissene Rebe eine neue gepflanzt werden musste. Gallego (2000: 202) spricht davon, dass es verschiedene Weinarten gab: Layetanos, Lauronenses und Baleáricos. Auch wird von Tarraco und Tarraco Lauro gesprochen. Ein Rebsortenbewusstsein ist dabei jedoch nicht zu erkennen.

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