ERSTE SCHRIFTLICHE NACHWEISE

José Ángel Zamora López (mündliche Mitteilung, 2011, Konferenz von Almendraleja) stellt fest, dass die ältesten schriftlichen Hinweise auf Weinbau in Syrien gefunden wurden (Tontafeln):

Ebla Stadtstaat, Syrien, 3. Jahrtausend v. Chr. – Dort fand man 20.000 erhaltene Keilschrifttafeln mit ersten Hinweisen auf Weinwirtschaft. Wein war jedoch rar und ausschließlich ein elitäres Getränk des Adels.

Mari Syrisches Mesopotamien (heute: Tell Hariri), 2.– 3. Jahrtausend v. Chr. – 25.000 Keilschrifttafeln berichten von starkem Vorkommen und großer Bedeutung von Wein im Handel mit dem persischen Golf und dem Mittelmeerraum.

Ugarit Stadtstaat (heute: Ras Shamra) in Syrien, Bronzezeit. – Die Erstbesiedlung geht auf das 6. Jahrtausend zurück, es hatte aber seinen wirtschaftlichen Höhepunkt 1450–1200 v. Chr. In dieser Zeit wurde auf Keilschrifttafeln dokumentiert, dass auch hier starker Weinbau und internationaler Handel betrieben wurden. Um 1200 wurde die Stadt von Seevölkern eingenommen und geschleift.

Herodot verweist in seiner Historia neben anderen Kulturen auf den Wein in „Babilonien“. Interessanterweise beschreibt er dabei auch den Weinimport dieser Zeit aus Syrien, Armenien und dem Iran.

Neben seiner Zuordnung zu sozial höhergestellten Klassen ist die kultische Nutzung des Weines in Kunst und Religion in den meisten Kulturen der Vorzeit zu erkennen.

Es gibt zahlreiche Hinweise in der Bibel, unter anderem die Episode vom Berg Ararat, wo Noah seinen ersten Weinberg pflanzte. Der Hinweis auf den Berg Ararat fällt damit mit dem ältesten vorgeschichtlichen Weinbau südlich des Kaukasus zusammen. Insgesamt sind die Folgen des Weingenusses in der Bibel eindeutig negativ dargestellt, was wiederum auf einen sehr ausgedehnten und intensiven Weinbau im Vorderen Orient im ersten Jahrtausend v. Chr. hinweist. Es gibt aus dieser Zeit Hinweise auf Alkoholverbote, aber auch auf kultische Verwendung bis hin zum Dionysos‑ oder Epikureer‑Kult.

Die Bedeutung der Rebe im täglichen Leben ist in der Mythologie zu erkennen, insbesondere durch eigene Gottheiten für den Wein. So kennen die Ägypter Osiris, die Griechen Dionysos und die Römer Bacchus. Dies ist dokumentiert auf Geschirr, ornamentalen Vasen und zeitgenössischen Fresken. Amaral (1994: 38) erwähnt weiter: „Bei Ausgrabungen in Abydos (oberes Ägypten) wurden die bedeutendsten Gräber der Tintina‑Epoche (3000 v. Chr.) gefunden. Die alten Ägypter nannten den Wein irp. Es gab hier Kammern für die Aufbewahrung von Wein, der die Toten auf ihrer Reise ins Jenseits begleiten sollte.“ Durch spektral‑ und massenchromatographische Analysen (von Rosa M. Lamuela‑Raventos, Univ. Barcelona, 2006) von Rückständen in Amphoren, die man in Tutenchamuns Grab gefunden hatte, konnte die Anwesenheit von Rotwein (wie schon bekannt), aber auch von Weißwein nachgewiesen werden.

Aus dem Jahr 2470 v. Chr. (5. Dinastie) fand man Hinweise, dass die Weinproduktion schriftlich abgerechnet wurde; hierbei wurde über sechs Weinbauregionen Register geführt. Weiterhin kennzeichneten die Ägypter ihre Amphoren schon mit Beschriftungen im Sinne unserer heutigen Weinetiketten. Im Folgenden einige der Weintypen mit ihren technischen Bezeichnungen und Sortenhinweisen (Amaral 1994: 37, bezieht sich auf Ateneu 200 v. Chr. und Plinius)

– Taenioticus: Weiß bis grünlich, süß, reich, aromatisch, herb

– Mareoticus: Weiß, süß, hart, mit feinem Bouquet

– Sebennyticum: Weinart, die zum Teil aus Thasos‑Trauben produziert wurde, die andere Sorte hieß fuligem (rußig); weiterhin wurde Pinienharz zugesetzt

– Anthylla: Kam aus dem Nil‑Delta, aus der Nähe von Alexandria

Da der Wein zu dieser Zeit begann, als Wirtschaftsgut an Bedeutung zu gewinnen, war der Hinweis auf die Rebsorte in vielen Fällen ein wohlgehütetes Berufsgeheimnis. So begann man, die geographische Herkunft als Weinbezeichnung anzugeben, und nur selten wurde die Rebsorte erwähnt.

In Italien blühte etwa 1000 v. Chr im Raum um Bologna die eisenzeitliche Villanova‑Kultur auf, aus welcher die der Etrusker entstand. Durch reiche Erzvorkommen kamen diese mit den entwickelten Kulturen des Vorderen Orients in Handelskontakt. Sie züchteten aus den stark säurehaltigen Wildreben dieser Region später auch autochthone Weinreben.

Diese Wildreben benannte man zunächst als Labrusca‑Reben. Ähnliche Rebbezeichnungen findet man in verschiedenen Variationen in Europa. Man kann vermuten, dass sie anfangs unter römischem Einfluss generell als Bezeichnung für Wildreben (V. sylvestris) verwendet wurden. Im römischen Italien spricht Cato (234–149 v. Chr.) von Vitis labrusca, er bringt sie in Zusammenhang mit der Baum‑Erziehung „arbustrum“ der Etrusker (Amaral, 1994: 44), was für die Herkunft als Wildrebe spricht. In Portugal kennt man beim Vinho Verde des Nordens, wo die Baum‑Erziehung üblich ist, die Rebsorte Labrusco (Nº 156 da Portaria 428/2000), und in Rumänien wird die Wildrebe generell als „Laurusca“ bezeichnet (Turkvíc, 1961: 89).

Ein Hinweis auf die vorzeitliche Präsenz der Rebe auf der Iberischen Halbinsel ist das auch heute noch reiche Vorkommen von Vitis sylvestris (siehe Artikel Rafael Ocete, Kapitel II) das wohl kaum – wie in den Gebieten nördlich des 40. Breitengrades – auf Rückwanderung im Holozän zurückgeführt werden kann. In Spanien berichten hierzu Colmeiro und Caballero, Roja Clemete (Luis Hidalgo 1999: 27) und andere Autoren.

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