URSPRUNG DeR RebeN

Die Familie der Vitazeen besteht aus 10 Gattungen tropischer „Lianen“; welche drei Untergattungen Muscadinia mit mindestens 72 Untergattungen der Vitis Tourn. mit jeweils 38 Chromosomensätzen einschließt. Alleweldt und Dettweiler (1992) gehen von 40.000 Sorten der Vitis vinifera L. aus, von denen etwas mehr als 15.000 beschrieben sind. Portugal hat (Verordnung 428/2000) 323 Rebweinsorten offiziell registriert.

Die Entstehung der Vitazeen liegt lange vor der des Menschen. Diese Gattungen stammen – mit gewissem Vorbehalt – aus dem Mesozoikum, dem Ende der Kreidezeit, vor ungefähr 65 Millionen Jahren.

Ihre Entwicklung wurde beeinflusst von einer wichtigen Veränderung unseres Planeten, der Kontinentalverschiebung, die erhebliche Veränderungen der Landschaften zur Folge hatte. Das Entstehen von Gebirgszügen hatte klimatische Konsequenzen, was wiederum die Flora beeinflusste.

Es fehlen Informationen über die späte Kreidezeit in Europa, die der Situation von Maastricht entsprechen, dem Zeitalter von in der Sorbonne in Paris ausgestellten Fossilien der Vitis balbiana. Übrigens scheint die Zuordnung dieser Spezies zur Gattung Vitis nicht gesichert zu sein. Schimper (1981: 578–587) stellt in seiner anspruchsvollen Untersuchung die Frage, ob die Fossilienteile aus der Kreidezeit der Gattung Cissus, Cissites und Ampelophyllum entsprechen, und äußert den Verdacht, dass sie aufgrund unzureichender Substanzmenge der falschen Familie zugeschrieben wurden.

In der Folgezeit trat eine Entwicklung gigantischen Ausmaßes ein. Es entstand schrittweise der Atlantik. Zunächst blieb der Superkontinent noch verbunden, aber schließlich trennte sich Amerika von Eurasien. Damit wurde das vorhergehende Phänomen der Entstehung des Tethis‑Meeres, aus dem das Mittelmeer entstand, bei Weitem übertroffen.

Portugal war damals weitgehend von Wasser bedeckt und hatte subtropisches Klima, wie man an paläontolo‑gischen Daten erkennen kann, die in großer Zahl zwischen Aveiro und Taveir0 erfasst wurden. Man fand Pflanzenreste, Mollusken, Fische, Schildkröten, Krokodile, einige der letzten Dinosaurier (geringer Körpergröße), Säugetiere und andere Lebewesen. Diese Daten sprechen dafür, dass hier ein Klima ähnlich wie in den Everglades in Florida herrschte. In diesem Zusammenhang überrascht es kaum, dass man Fossilien von Vitazeen vorfand, die weitgehend mit denen der Vorzeit Nordamerikas übereinstimmen.

Es steht außer Zweifel, dass tropische und subtropische Lebensformen einer allgemeinen Klimaverschlechterung zum Ende der Kreidezeit, verbunden mit erheb‑lichen Temperatureinbrüchen, zum Opfer fielen. Bestenfalls konnten einzelne Formen in klimatischen Nischen überleben oder nach Süden ausweichen, soweit dem keine unüberwindbaren Hindernisse wie Meeresarme, Wüsten oder Bergketten im Weg standen.

Im Vergleich zu Europa, das durch das Mittelmeer geologisch abgeschottet war, fiel den Lebensformen in Amerika die Migration leichter; damit war auch ihre Überlebenschance größer. Dies erklärt die höhere Erhaltungsrate der amerikanischen Arten im Vergleich zu den europäischen, insbesondere in Hinsicht auf die quartären Eiszeiten. Die wesentlich höhere Anzahl der Vitis‑Arten in Nordamerika, in geringerem Maße auch im Osten Eurasiens, ist Zeugnis für die oben beschriebenen Prozesse der besseren Migrationsmöglichkeit und Anpassung im Vergleich zum okzidentalen Eurasien.

Nachteilige Klimabedingungen sind eine grundsätzliche Ursache für Artenverluste, so zum Beispiel bei den Dinosauriern, die mit Ausnahme der fliegenden Arten verschwanden. Dabei konnten die neuen Lebensbedingungen für andere Lebewesen vorteilhaft sein, wie zum Beispiel für solche mit konstanterer Körpertemperatur, wie dies bei Säugetieren und Vögeln der Fall ist. Dieses Szenarium spielte sich zu Beginn des Känozoikums (Tertiär) ab und bestand bis zum Paläozän (auf dem Niveau des Thanetiums, vor 55 Millionen Jahren). Es dürfte damit das Wiederauftreten der Gattung Vitis ermöglicht haben. Man vermutet, dass die ältesten Fossilien dieser Zeit im Flussbecken von Paris im 19. Jahrhundert (Abb. 1) gefunden wurden.

Nach Gignoux (1960: 513) hatte sich ein Golf gebildet, der bis ins Landesinnere im Gebiet von Reims reichte.

S. 514: „… die Flora gestattet, wenn nicht ein tropisches, so doch mindestens warmes Klima zu vermuten …“.

S. 515: „Sur les bords du golfe se sont déposées des formations continentales: les exemples les plus célèbres se voient dans la région de Reims; c’est le calcaire lacustre de Rilly, (…): des sources calcaires ont déposé sur la rive de ce lac les fameux travertins de Sézanne, avec des insectes, des feuilles et des fleurs moulées dans leurs moindres détails (Sassafras, Magnolias, Lierres [= hera], Vignes).“

Einen anderen Hinweis findet man in der Abhandlung von Boule & Piveteau (1935: 521–522, fig. 863 R): „Vitis sezannensis, ein paläozäner Weinberg in der Nähe von Reims“.

Amaral (1997: 27) bezieht sich darauf, dass diese Wildform der Rebe auch in der deutschen und schweizerischen Literatur erwähnt wird und Ähnlichkeit mit Gattungen aus dem Südosten der USA hat, was wiederum der oben geschilderten Logik entspricht. Aber auch in der nördlichen Hemisphäre wurden viele Fossilien gefunden, die den Vitazeen entsprechen. So finden sich in Grönland Hinweise auf die Existenz von Vitis‑Arten, die Schlimper (1891: 581) mit fossilen Kernen als V. olriki Heer und V. arctica Heer belegt.

Vor der Teilung des Urkontinents durch den Atlantik begünstigte subtropisches und tropisches Klima die Expansion der Arten. Diese Ausdehnungsmöglichkeiten, welche auch die Gattung Vitis wahrnehmen konnte, werden durch die Anwesenheit von Säugetieren deutlich. Mit Erfolg wurden bestimmte Phasen der Wanderung mit dem Ende des Paläozäns bis zum Eozän nachgewiesen (Escarguel, 1999: 278):

– 1: ca. 56,5 Millionen Jahre, von Asien nach Europa und Nordamerika;

– 2: ca. 56 Millionen Jahre, von Nordamerika (und Asien) nach Europa;

– 3: ca. 55,5 Millionen Jahre, von Europa nach Nordamerika. (Es wurde festgestellt, dass ca. 54,1 Millionen Jahre im „Zeitalter von Silveirinha“ – einem Ort, über den im Folgenden berichtet wird – entsprechend der Methodologie desselben Autors (Escarguel, ibd.) dieses Phänomen nachgewiesen wurde.)

Danach kam die unwiderrufliche Trennung durch die Entstehung des Atlantiks. Die Landverbindung zum späteren Nordamerika wurde kurz darauf abgeschnitten.

Die Deutlichkeit der Entdeckungen in Portugal ist von größter Bedeutung: Man fand Vitis in Silverinha, Baixo Mondego, aus der Zeit des mittleren Eozäns (Antunes, 2003; Pais, 2003). Dies kann nicht überraschen: Die Verwandtschaft der Vegetation des heutigen Westeuropa mit jener der Vorform des heutigen Nordamerika war zu erwarten, wie dies auch am Beispiel der Fauna zu erkennen ist. Offenkundiges Beispiel sind die Hyracotherium‑Funde von Silveirinha, fernen Vorläufern des Pferdes, welche ebenfalls in Nordamerika gefunden wurden; auch dies kann als Hinweis auf subtropisches Klima gewertet werden.

Nachdem die Landverbindung für immer unterbrochen war, nahmen die Landlebewesen in Eurasien und Nordamerika eine unterschiedliche Entwicklung, mit wenigen Ausnahmen infolge Einwanderung aus Asien. In Westeuropa begannen sich im Eozän die klimatischen Bedingungen weiter zu verbessern bis hin zu tropischem Klima. Hiervon zeugt Vitis ampelophyllum in der Umgebung von Verona in Italien (Amaral, ibd.: 27).

Es handelt sich hier um ein bedeutendes Vorkommen von Fossilien, u. a. Fische, die aus dem jüngeren und mittleren Eozän (unteres Lutetian, ca. 49 Millionen Jahre) stammen. Es finden sich hier sehr gut erhaltene Blätter, welche Ampelophyllum noeticum Massalongo zugeschrieben wurden, einer Art (Spezies) der Familie Ampelidea, die zu den Reben gehört (Sorbini, 1983: Tav. 105).

Diese Art erfuhr jedoch im oberen Eozän (zwischen 43 und 34 Millionen Jahre) einen Niedergang, der sich in der folgenden Periode, im Oligozän – insbesondere dem unteren Oligozän – verstärkte. Aus der Zeit vor weniger als 34 Millionen Jahren wurden Fragmente, meist von Kernen, an vielen tertiären Fundstätten entdeckt; nach Schimper (1891: 581–582) bestehen jedoch Zweifel an der genauen zeitlichen Zuordnung.

Die leichte Klimaverbesserung im oberen Oligozän (ca. 27–23,5 Millionen Jahre) gestattete das Auftreten von Vitis praevinifera im Ardèche in Frankreich (Amaral ibd.: 28). Es kann weiterhin auf die Anwesenheit von Blättern der Vitis teutonica A. Brong. (verwandt mit V. vulpina) im oberen Oligozän bei Salzhausen in Deutschland hingewiesen werden. Auch wurden Kerne aus dem Oligozän in Bovey Tracy in England gefunden. Insgesamt dürfte es sich um die bis zum oberen Miozän am weitesten und am längsten verbreitete Gattung handeln (Schimper, 1891: 581).

Die Gattung Vitis wird zur Zeit der oberen Phase des mittleren Miozäns gefunden (ca. 14.000–13.000 Jahre), zum Beispiel in der Póvoa de Santarém (Pais, 1978). Die Veröffentlichung der Daten der paläoökologischen und paläoklimatischen Untersuchung erfolgte durch Pais (1979/1986).

Zeitlich naheliegend zur Póvoa de Santarém wurde in der „Unidad intermedia“ des mittleren Miozäns in der Ebene von Madrid eine andere Vitazeen‑Art gefunden, Ampelopsis cf. malvaeformis – cf. Marrón et al. (2004: 203).

Es gibt dagegen keine dokumentierte Grundlage für die Anwesenheit der Gattung Vitis im Pliozän, einem Zeitabschnitt, aus welchem häufig weniger genau datierte Fossilien herrühren. Nicht veröffentlicht ist ein besonders reichhaltiger fossiler Fund in Rio Maior, der dem Pliozän, aber auch dem Pleistozän zugeschrieben wurde. Das gleiche Problem besteht mit mehreren quartären Fundstellen.

In Eurasien, im Westen des Altai‑Gebirges, erschien dann eine einzige Spezies, Vitis vinifera L., von der die Unterarten V. (E.) vinifera sylvestris, V. (E.) vinifera caucasica und V. (E.) vinifera sativa abstammen. Schimper schreibt hierzu (1891: 582): „… les restes fossiles quaternaires de V. vinifera L. sont des survivants de la flore tertiaire qui se relient à la flore actuelle“.

Es gibt Hinweise auf prähistorische Arten in Frankreich, der Schweiz, Deutschland und Italien (Amaral, 1992). Die quartären Eiszeiten waren von enormer Bedeutung. Sie waren von gewaltigen klimatischen und geographischen Veränderungen begleitet, welche die Überlebensbe‑
dingungen in Frage stellten. In Abb. 3–5 sind drei Phasen mit den paläogeographischen Konsequenzen dargestellt: zwei eiszeitliche Situationen und eine Zwischeneiszeit mit der Darstellung der Festlands‑ und Gebirgs‑Eiskalotte (inlandsis) in Weiß, dem nicht eisbedeckten Land in Grau und dem Meer in Blau sowie den Migrationsbewegungen von Flora und Fauna in Gestalt von gelben Pfeilen.

Während der Riß‑Eiszeit (~ 250.000–120.000 Jahre) verschwanden die Reben nahezu aus Zentraleuropa. Sie überlebten nur in ökologischen Nischen mit milderem Klima oder Mikroklima. Hierzu meint Branas (1974: 61): „Il est admissible que ceux‑ci [die ökologischen Nischen] correspondent au pied de montagnes qui bordent la mer Mediterranée: Pyrenées, Cévennes, Alpes, Balkans, Caucase, etc. … Mais il est très hasardeux de rattacher les
vignes cultivées à ces refuges“.

In der folgenden Zwischeneiszeit (Riß‑Würm, ~ 120.000–100.000 Jahre) breitete sich die Spezies wieder neu aus. Dies wiederholte sich nach der letzten Eiszeit, insbesondere von Transkaukasien aus, einer durch das Kaukasus‑Gebirge geschützten Zone. Von dort aus verbreitete sie sich nach Mesopotamien, Nordafrika und auf die Mittelmeerinseln.

Der Homo sapiens des Paläolithikums sammelte wohl noch nicht die kleinen, sauren Früchte der Wildrebe Vitis (E.) vinifera sylvestris, vermutet Amaral (1994: 29). Erst der Mensch des Neolithikums erkannte ihren Wert als Lebensmittel. Branas (1974: 62) erwähnt das konzentrierte Erscheinen der Wildrebe in Westeuropa, Jugoslawien, Nordafrika und Russland (Krim, Kaukasien, Taschkent und Turkmenistan). Auch Negrul (1959, zitiert von Turkovíc, 1961: 84) begrenzt die Anwesenheit der V. sylvestris auf den Mittelmeerraum, erweitert auf das Schwarze Meer, Transkaukasien, das Kopet‑Dag‑Gebiet, Turkmenistan und den Iran (Ararat‑Gebirge).

Johnson (1989, in der Übersetzung der Litexa Editora Lda., 1999: 17): „Die bisher ältesten Kerne kultivierter Reben wurden in Georgien entdeckt und nach der Carbon‑14‑Methode der Zeit 7.000–5.000 Jahre v. Chr. zugeschrieben.“

Möglichweise war damals der Wein schon bekannt. Ein Hinweis darauf sind Tonkrüge, in denen Trauben oder Most spontan vergären konnte. Die ältesten gefundenen Behälter stammen aus Transkaukasien und wurden als kwevri bezeichnet. Die gleichen Tonbehälter nannten später die Griechen phito und die Römer dolium. Bis in die heutige Zeit haben sie sich in Portugal mit den thalhas und ânforas in Form und Material erhalten.

Fossilien von Vitis findet man in fast allen Ländern Zentral‑ und Südeuropas. Aus dieser Zeit dürften auch die ersten Hinweise im Alten Testament stammen, zum Beispiel: „Noah aber, der Ackermann, pflanzte als Erster einen Weinberg.“ (Genesis 9,20).

Johnson (1989: 17) geht einen Schritt weiter, indem er die Kulturrebe als eine Zivilisationsform der Wildrebe erkennt. Die Wildrebe (V. sylvestris) ist zweihäusig, das heißt es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Der Mensch selektionierte jedoch zunächst nur weibliche Pflanzen, da nur diese Früchte trugen. Als man die Unfruchtbarkeit der Monokultur erkannte, begann man, Vitis sativa zu selektionieren. Dies ist die seltene hermaphrodite (Zwitter‑)Form der Wildrebe, die sich selbst befruchtet. Auf diese Weise entstanden die ersten Vitis‑vinifera‑Kulturreben.

Auch Turkovic (1961: 81, 82) begründet den Unterschied der Unterart Vitis vinifera subsp. sativa von der subsp. sylvestris mit der Diözie (Zweihäusigkeit). Darüber hinaus unterscheidet er sie durch Form und Größe der Kerne, die kräftiger und kürzer sind als bei V. sylvestris, und offene Stilbucht. Auch hat V. sylvestris weniger kompakte Trauben und die Beeren sind rund, blau und nur selten weiß, die Reiser sehr fein und kaum abstehend.

Branas (1974: 63), sieht Ähnlichkeiten zwischen der Morphologie der Wildrebe und Kultursorten der Regionen: Im Falle der Rhein‑Gegend betrifft dies den Spätburgunder, im Nevretva‑Tal (Jugoslawien) den Kadarka, Blatina etc., des Weiteren die Sorten im Kaukasus oder am Schwarzen Meer. In Portugal konnte mittels der Methode der „numerischen Taxonomie“ eine erhebliche Übereinstimmung der regionalen Rebsorte Marufo mit Pflanzen der natürlichen Population der Wildrebe in Castelo Branco festgestellt werden (Dias, 2004: 6). Die Existenz der Wildrebe wurde in Spanien von Ocete Rubio untersucht (1999).

Diego Riera und Michael Walker, Univ. Murcia (1989: 205–237), verweisen auf Clemente (1807: 143,153, 171–173), der bei der spontanen Vitis (Wildform) schon fünf Formen unterscheidet.

Auf jeden Fall war das Überleben in milderen Klima‑nischen selbst während der Eiszeit möglich.

Die geographische Situation von Iberien, durch die Pyrenäen gut geschützt vor den Eismassen des Nordens und unter maritimem Einfluss (Atlantik und Mittelmeer), ist sehr ähnlich der in Georgien (41–39° n. Br.), Aserbaidschan und selbst im Süden von Turkmenistan (Gebiete südlich des Kaukasus und des Kopet Dag und mit maritimem Einfluss durch das Schwarze und das Kaspische Meer). So liegt der Schluss nahe, dass Vitis vinifera sich auch in Iberien halten konnte.

Die Klimasituation änderte sich mit dem Holozän
(< 10.000 Jahre BP [= before present, vor heute, definitionsgemäß vor 1950]). Die Mehrzahl der Hinweise wurde allerdings noch nicht nach den wissenschaftlichen Regeln der Archäologie verifiziert.

Maria‑José Iriate‑Chiapusso von der Universität des Baskenlandes (Vitoria‑ Gasteiz) schreibt: „Die älteste Evidenz von Wildreben in Spanien ist aus dem Quartär. In der Gran Dolina de la Sierra de Atepuerca (Burgos) wurden Vitis‑Pollen gefunden (García‑Anton, 1989), datiert auf 780.000 BP (zwischen mittlerem und Alt‑Pleistozän, zur Zeit der magnetischen Reversion von Brunhes‑Matuyama). Es gibt ebenfalls in der Fuente de Jumilla (Murcia) Hinweise aus dem mittleren Pleistozän. Im jüngeren Paleolithikum wurden Kerne von Vitis sylvestris (Montes 1992) gefunden. In der Tubera de Padul (Granada) wurden ebenfalls Vitis‑Pollen gefunden, doch es bestehen gewisse Datierungsschwierigkeiten; Florschütz et al. (1971) haben sie dem Beginn des Jung‑Pleistozäns vor der Zwischeneiszeit der Eem‑Warmzeit (Prä‑Würm) zugeordnet.

Aus der letzten Eiszeit‑Periode (Würm/Weichsel) gibt es an verschiendensten Stellen Nachweise von Vitis, so karbonisiertes Rebholz in Abric Romaní (Anoia, Katalonien) 70.000 BP (Burjachs, Julia 1994; Ethel 2002; Buxó, Piqué 2008), fossile Rebkerne in Mediona I, Alto Penedés, Katalonien), und in der valencianischen Grotte von Les Mallaetes (Barx) wurden Rebfossilien aus der Zeit um 30.000 BP gefunden (Dupré, 1988). Seit dem Beginn des Holozän (nach der letzten Eiszeit, unsere Periode) gibt es zahllose Nachweise für die Existenz der Vitis sylvestris. Konkrete Nachweise der Domizilierung der Rebe auf der Iberischen Halbinsel in der Jungsteinzeit kennt Iriate‑Chiapusso nicht, aber sie weist darauf hin, dass schon im 5. Jahrtausend v. Chr. ein bierähnliches Alkoholgetränk in campaniformen Krügen in der Grabstätte von de la Sima (Mino de Medinaceli, Soria; durch Rojo et al. 2006) nachgewiesen wurde. Sie vermutet, dass der Wein ab dem 2. Jahrtausend von seefahrenden Kulturvölkern importiert wurde.

Diego Riera und Michael Walker, Univ. Murcia( 1989: 205–237) erbringen in ausführlicher Form den Nachweis der Vitis sylvestris auf der Iberischen Halbinsel. Dabei verweisen sie – neben den oben erwähnten Funden und vielen anderen – auf einen von ihnen identifizierten Rebkern von 10.750 BP in der Cueva de Caballo (Catagena) in Murcia sowie auf Pollen von 4.800 BP von El Prado de Jumilla in Murcia, des Weiteren auf Rebkerne von 4.500–4.000 BP aus Cueva del Calor bei Cehegin und Stammfragmente aus der gleichen Zeit von Cueva del Monte in der Nähe der Rambla de Libilla, Murcia.

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