Erneuerung des Weinbaus im Norden des Landes

NUNO MAGALHÃES (UTAD)

Der Weinbau des Nordens ist von der Tradition bestimmt. Verbundene Vielkulturenwirtschaft, oft ohne oder mit geringer Mechanisierung, unter weitgehender Verwendung natürlicher Dünge‑ und Pflanzenschutzmittel bei traditionellem Rebschnitt mit entsprechender Erziehungsart bestimmen die Praxis.

Ab Mitte des XXten Jahrhunderts, wandelte sich das Leben auf dem Lande stufenweise, aber unwiderruflich. Es begann mit der Landflucht der Inhaber grosser und kleiner Witschaftseinheiten in urbane Zentren (insbesondere im Dão und Minho), nach der Auswanderung ihrer Verwalter, Vorarbeiter und Hilfskräfte, und wurde noch verstärkt durch den Kolonialkrieg. Der Mangel an Arbeitskräften, insbesondere qualifizierten oder spezialisierten, in Verbindung mit einem allgemeinen Anstieg der Löhne selbst wenn diese im Vergleich zu anderen Branchen unverhältnismässig niedrig waren, bedingte oft Landflucht, oder Zwang zur Umstellung deren Kulturen und Techniken. Schliesslich konnte nur weitermachen, wer die verschiedenen Arbeitsprozesse mechanisierte und sich entsprechend den neuen Gegebenheiten anpasste.

In sehr langen Abschnitten, änderten sich generell auch im Norden die wichtigsten landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen und besonders der Weinbau mit indirekten Folgen, die durch die Einführung von Schleppern und Anbaugeräten hervorgerufen wurden.

Andererseits forderten Entbehrung und Schwierigkeiten die Erfindungsgabe der Tüchtigeren heraus und förderten die Entwicklung und Erprobung neuer Techniken, sowie die Erforschung von Ursache und Wirkung bei der Einführung neuer Kulturen und deren Anbaubedingungen. Notgedrungen wurden private und öffentliche landwirtschaftliche Institutionen geschaffen, die mit spezialisiertem Personal die Problematik angingen; diesen folgten private Dienstleister, deren Existenz sich zuvor nie gerechtfertigt hätte. Der Weinbau erfuhr seine erste grosse strukturelle Umwandlung vor über 50 Jahren mit der Gründung der Winzergenossenschaften, die praktisch in allen Weinbaugebieten erfolgte. So konnten im Grossen produziert und neue Märkte für grosse Weingebinde gesucht werden, um den individuellen oft problematischen Kleinverkauf zu ersetzen. Trotz einiger offensichtlich unvermeidbarer Schwachstellen in Verbindung mit diesem neuen System der Produktion und Vermarktung verbesserte sich hierdurch die Lage des Weinbaus. Mit einer nun adäquaten Anbindung an Markt und Fortschritt wurde die Grundlage für eine bessere Zukunft geschaffen.

Andere grosse Änderungen mit beachtlicher Auswirkung auf Politik und Weinbautechnik erfolgten in dieser Epoche.

In diesem Artikel sollen die vier wichtigsten Qualitätsweinbaugebiete des Nordens angesprochen werden.

Der Douro ist das älteste und sicherlich auch wirtschaftlich interessanteste Gebiet. Er wurde erstmals 1756, ausschliesslich als Portweingebiet abgegrenzt; erst in den 80er Jahren des XXten Jahrhunderts wurde er auch zum DOC Gebiet für Trinkweine erklärt.

Wie fast alle europäischen Weinbaugebiete (mit Ausnahme weniger Gebiete wie z.B. der Algarve) war der Douro in den letzten Jahrzehnten des XIXten Jahrhunderts durch die Reblaus ( und anderem Krankheitsereger die aus Amerika kamen wie Oidium und Peranospera) vernichtet worden. Obwohl die weit überwiegende Mehrheit des Gebietes der Reblaus zu Opfer fiel, erholte sich der Weinbau wieder. Ursache dafür war nicht nur die Veredlung der Reben auf reblausresistente Unterlagen, sondern vor allem aber wegen der Widerstadskraft der Winzer des Douros, die den Naturkräften Stirn boten und ihre Weinbergsanlagen erneuerten.

Der Wiederaufbau erfolgte abgesehen von der Reduzierung der Weinbergmauern mit den gleichen Kultivierungssystemen (hohe Pflanzdichte, Monokultur, gemischter Satz) und damit auch mit ähnlichen Qualitätsbedingungen wie zuvor.

Später danach, ab den 60/70 Jahren des XXten Jahrhunderts, nach dem oben beschriebenen Niedergang des Weinbaus, wurden Motorisierung und Mechanisierung der Weinbauarbeiten unvermeidbar. Limitierte Verfügbarkeit von Arbeitskraft und steigende Lohnkosten bedingen rationellere Arbeitstechniken, mit möglichst niedrigeren Kosten. Anfang der 70er Jahre, wurde vom Landwirtschaftsministerium in Regua die ‚Brigade der Mechanisierung’ geschaffen. Eines der Ergebnisse war die Einführung von Terrassen mit 3,5 bis 4 m Breite die entsprechend auf Höhenlinien angelegt waren und jeweils für 2 Weinbergszeilen Raum boten. Damit wurde die Mechanisierung mit Traktoren und entsprechenden Anbaugeräten in Hanglagen ermöglicht. Wegen der starken Hangneigung werden Abstände zwischen den Terrassen oft sehr hoch; auf den unproduktiven Flächen muβ Unkrautschutz betrieben werden, sei es manuel oder mittels Herbizide.

Eine wichtige Änderung erfuhr hierbei die Pflanzdichte, während sie einst bei 6.500 bis 7.000 Reben/ha lag, reduzierte sie sich drastisch auf weniger als die Hälfte. Diese Tatsache in Verbindung mit der Verwendung von neuen wüchsigen Unterlagsreben erhöhte die Erträge ( 2 – 3 mal grösser als die zuvor gebraüchlichen Aramon und Montícola), Die erhöhte Verwendung von Dünge‑ und Pflanzenschutzmitteln, kam noch hinzu mit der Folge einer Verdoppelung oder Verdreifachung des Stockertrags, der dem der nichtmechanisierten Weinbergen der Vergangenheit gleichkommt.

Als Konsequenz des Arbeitskräftemangels und der Mechanisierung änderten sich der Rebschnitt und die Erziehungsart hin zum Cordon Royal mit höherem Stamm und längeren Streckern. Mit dem Anstieg der Gescheine pro Pflanze wurde beim Schnitt die Augenzahl erhöht. Um bei den gestiegenen Stockerträgen auch eine adäquate Reife zu erreichen, wurde die Blattwand erhöht, damit wiederum erhöhte sich die Transpiration der Pflanze, was sich beim Bedarf an ohnehin knappem Wasser niederschlug.

Das in Jahrhunderten natürlich erworbene Gleichgewicht zwischen “Mittel‑Rebe‑Mensch” ist unterbrochen. Der Winzer sucht den “Dialog” mit der Natur und versucht neue einfache Gleichgewichtsformen zu finden, so wie dies einst der Fall war.

In den alten traditionellen noch nicht mechanisierten Weinbergen, beginnt der Boden seine Fruchtbarkeit zu verlieren; infolge des Arbeitskräftemangel, zerstören seit über 30 Jahren Pflanzenschutzmittel das mikrobiologische Leben und erhöht sich der Giftbestand im Boden.

Es gibt aber auch Entwicklungen in dieser Periode, die offenkundig vorteilhaft sind. Am Anfang wurden sie zögernd angenommen, haben sich jedoch mit einer Dynamik entwickelt, wie dies nur selten in der Geschichte des Douros beobachtet worden war.

In erster Linie ist bei Neuanpflanzungen eine erheblich gezieltere Auswahl der Rebsorten zu beobachten. Die traditionellen Pflanzungen berücksichtigten gut hundert Sorten, teils guter aber auch schwächerer Weinqualität. Sie wurden fast wie zufällig auf den Parzellen angepflanzt, meist nicht mehr als ein Dutzend (rote und weisse) Sorten, getrennt bestenfalls nach Terrassen.

Hinzu kam, dass 1978/79 im Douro mit der Selektion begonnen wurde. Diese Aktivität erfasste bald die meisten Sorten des Douro, aber weitete sich über alle Gebiete Portugals aus und gewann so den Charakter einer nationalen Bewegung.

Es wurde eine neue Methodologie zur (poliklonalen) Klonenzucht entwickelt, deren Richtigkeit durch Ergebnisse untermauert werden konnte. In der Region des Douros begann man das reiche genetische Nationalerbe der Sortenvielfalt einschlieβlich ihrer Intravariabilität, durch die Selektion ganzer Gruppierungen von Klonen mit unterschiedlicher Produktivität und anderen festgelegten Qualitätskriterien zu erhalten. Dadurch war es auch möglich alte unwirtschaftliche Qualitätssorten wieder in den Produktionsprozess einzuführen. Das deutlichste Beispiel hierfür ist der Touriga Nacional, der sicherlich nicht mehr bestünde, zumindest nicht auf seinem heutigen Niveau, ohne die oben beschriebenen Aktivitäten.

Weitere Umstellungen und technische oder humane Innovationen konnten in dieser Periode beobachtet werden.:

  • Es wurden funktionalere und mechanisierbare Systeme zur Weinbergsanlage entwickelt. Die Erosion wurde vermindert durch flache Terrassen mit nur longitudinaler Neigung. Andererseitz konnte bei Direktzuganlagen am Hang die alte Pflanzdichte wieder erreicht und die Qualität der Trauben gesteigert werden
  • Es wurden Mechanisierungsprogramme auch für Terassen mit altem Steingemäuer geschaffen, dies gestattete die traditionelle Pflanzendichte beizubehalten.
  • Es wurden Mechanisierungslösungen für Zugmaschinen und Anbaugeräte geschaffen die für den Steillagenweinbau geeignet sind.
  • Nach einer Phase des intensiven Pestizideinsatzes wendet sich der Weinbau in zunehmendem Masse einem umweltbewussteren Rebschutz zu.
  • Für die Erhaltung dieses landschaftsprägenden weinbaulichen Erbe hat sich die UNESCO mit der Anerkennung des Douros als Weltkulturerbe eingesetzt.
  • Die Entwicklung des Fremdenverkehrs durch das Schaffen von ‘Weinstrassen’ mit spezifischem ‘Önotourismus’ begleitet von der Einrichtung ländlicher Wohnmöglichkeiten, Hotels und Flussfahrten ist ein weiterer Anstoss mit sichtbaren Folgen.

Letztendlich, schloss sich der private Berufstand in neuen Verbänden und Institutionen zusammen, die Bedingungen der Landarbeiter verbesserten sich, die Weinbauforschung wird mehr und mehr durch Private bestimmt, insbesondere die UTAD (Universität des Douro), ADVID (Verband der Weingüter), CEVD (Interprofessionelle Weinbau und Prüfkammer) haben hierzu beigetragen.– Wesentlich jedoch ist der Anstieg des Bildungsniveaus im Douro; Weinbautechniker, Önologen, Betriebswirte und Marketetingspezialisten haben sich bei Gütern, Kellereien und Winzergenossenschaften, aber auch in den neuen Institutionen integriert und tragen mit dem stetigen Dialog über technische und wissenschaftliche Fragen zum Fortschritt der Weinbauregion Douro bei.

Im Minho wurde1908 das Weinbaugebiet ‘Vinho Verde’ abgegrenzt. Das landwirtschaftliche Konzept dieses Gebietes rührt praktisch unverändert, bis in die letzten Jahrzehnte, aus der Zeit der ‚Revolution des Maises’ her. Zu dieser Zeit wurde die damals neue ertragsintensive Getreideart als Ersatz für die arbeitsintensiveren traditionellen Sorten eingeführt. Sie hatte jedoch erhöhten Wasser‑ und Düngerbedarf und brauchte zur Lagerung und zum Trocknen eigene Räumlichkeiten. Trotz seiner geringen Grösse ist der minhotische Landwirtschafts‑betrieb Selbstversorger. Er erzeugt Brot, Kartoffeln, Bohnen, Gemüse und Früchte, Futter für das Vieh, Milch, Käse und Fleisch. Um die Speisen zu begleiten und den Sommerdurst zu stillen muss auch Wein erzeugt werden. Wegen seiner geringen Fläche muss die dritte Dimension genutzt werden; so stehen den Reben die baumbestandenen Parzelleneinfassungen zur Verfügung; Sie geniessen hier vom Dünger der Kulturen und von der Bewässerung, wachsen bis 5 ‑6 Meter an Bäumen hoch. Dies stellt die Erziehungsart: ‚uveiras ou vinha de enforcado’ dar. An Wegen, und zur Begrenzung der Parzellen findet man häufig auch Reben in Pergola‑ und Dachlaubenerziehung.

Generell ist der Wein rot, alkolarm, sauer und astringierend. Dies ist das Lieblingsgetränk des minhotischen Bauern und kompensiert ausgezeichnet das Fett beim regionalen Speiseangebot. Aber dank seiner Eigenarten wird dieser Wein im Erzeugergebiet getrunken, während er ausserhalb davon wenig Freunde findet, ausgenommen von dem Rotwein von Monção der seine traditionellen Abnehmer schon von vor der Zeit des Portweins in England hat. Eine Ausnahme bildet der weisse Vinho Verde, der von Grossunternehmen ins ganze Land aber auch ins Ausland geliefert wird.

In der Zeit seit Mitte des letzten Jahrhunderts gab es wichtige Neuentwicklungen von Kellereien. An erster Stelle steht hier die Vercoop der Zentralkellerei der Genossenschaften, welche die Ernte der Kleinstbetriebe zu vermarktungsfähigen Einheiten zusammenfasst und in Flasche oder Korbflasche verkauft.

Wenig später wurden richtungsweisende, ja sogar visionäre Modernisie‑rungsmassnahmen des Weinbaus von der ‘Comissão de Viticultura da Região dos Vinhos Verdes’ unter der Leitung des Eng.º Amândio Galhano eingeleitet. Um am Markt bestehen zu können, muss der Vinho verde weiss sein, er gewinnt eine einmalige Persönlichkeit durch seinen niedrigen Alkohol, seine säurebetonte Frische, vor allem aber die rebsortenspezifischen Aromen. Bedingt durch das ungewöhnliche Ökosystem und die kulturelle Praxis wird an keiner anderen Stelle der Welt ein vergleichbarer Wein erzeugt.

Die Auswahl der Rebsorten mit der höchten qualitativen Eignung ist für die Subregion von grösster Bedeutung. Durch die rebsortenreine Verarbeitung von höchstens einem halbend Dutzend weisser Sorten war es möglich dieser Anforderung zu entsprechen (Monção und Melgaço mit dem Alvarinho; in Ribeira Lima, dominiert der Loureiro; in Amarante und Basto, ist der Azal unverzichtbar; in Marco und Baião vermag der Avesso am besten seine Eigenschaften zu entwickeln).

Gleichzeitig wurden in den Betriebsanlagen der oben erwähnten ‘Kommission’ die adäquade Technologie für Gärung und Weinausbau erforscht. So entstanden die ersten grossen Weissweine wie die des Weingutes S. Cláudio (aus der Nähe von Esposende) oder vom ‚Palácio da Brejoeira’, in Monção.

Im Weinbau gab Eng.º Artur Pinho den grossen Anstoss zur Erneuerung, schliesslich war es die ‘Estação Agrária do Porto’ die mit der ‘selecção varietal e massal’ (polyklonale Klonenzucht) der regionalen Sorten begann und damit die Voraussetzung zum modernen Weinbau schuf. Als Erziehungsform wurde die Dachlaubenerziehung (Pergola) gewählt, als intelligente Lösung um die starke Wüchsigkeit unter diesen Umfeldbedingungen (Boden und Klima) zu kontrollieren.

Die Weinberge hörten zunehmend auf nur Begrenzung der Felder zu sein und wurden in geschlossenen Anlagen an sonnigen Hängen in weniger fruchtbaren Böden angelegt, um dort zu einheitlicher Reife zu kommen ohne dabei die besonderen Eigenschaften des Vinho verde zu verlieren. Die Feldarbeiten konnten damit weitgehend mechanisiert werden und auch die manuellen Tätigkeiten wie Ernte und Rebschnitt (in der Höhe von 1,7 – 1,8 m) konnten wesentlich vereinfacht, und ohne Leiter durchgeführt werden.

Später in den 80er Jahren wurde von der ‘Comission’ eine eigene ‘Estação Vitivinícola Amândio Galhano’, angrenzend an die Gemeinde von Ponte da Barca geschaffen. In deren Gelände, wurden wichtige Forschungsergebnisse in der Praxis erprobt, wie z. B. über neue Erziehungsformen oder die Klonenzucht. Wichtig war hier die Einrichtung einer Versuchskellerei als konsequentes Kontrollinstrument der erzeugten rebsortenreinen Trauben. Studien über Rebsorten und die Pfropfrebenproduktion folgten, es wurde damit auch eine Liefermöglichkeit von Pfropfreben dieser Sorten für die Winzer geschaffen. Berufsfördernde Massnahmen und die systematische Vorstellung der Versuchsergebnisse an Meinungsbildnern sind weitere Aufgaben dieses Institutes.

In den zurückliegenden Jahrzehnten hat sich neben dem weiterhin recht bedeutenden traditionellen Weinbau viel geändert. Vor allem bei vielen kleineren Weinbaubetrieben, den selbstfüllenden Gütern, oder bei grösseren Unternehmen findet man heute moderne, mechanisierte geschlossene Weinberge, bepflanzt mit sortenreinem selektioniertem Rebmaterial. Die produzierten Weine, insbesondere die weissen haben an Qualität gewonnen und sind wettbewerbsfähig. Letztendlich ist das Bildungsniveu der Techniker, Absolventen verschiedenster Universitäten und Fachhochschulen anzahl‑ und kompetenzmässig deutlich gestiegen.

Das Weinbaugebiet Dão erfuhr ebenfalls in den 50er und 60er Jahren mit dem Aufbau eines Genossenschaftswesens und der Zentralkellerei (UDACA) grosse Veränderungen. Mit dem Aufkommen dieser Unternehmen verschwand hier die individuelle Winzerweinproduktion. Bis in die 90er Jahre litt dieses Gebiet unter wirtschaftlicher Schwäche. Die Winzer lieferten zu niedrigen Preisen Trauben an ihre Genossenschaften, diese vermarkteten die erzeugten Weine mit niedrigem qualitativen Niveau direkt, zum grossen Teil jedoch belieferten sie Handelsbetriebe ausserhalb des Gebietes; diese verwenden jedoch ihre eigenen Marken.

Die ‘Sociedade Vinícola do Vale do Dão’ (Sogrape), erwarb 1990 die Quinta do Carvalhais mit der Absicht, dort Weine zu produzieren und zu vermarkten.

Auf ihren 50 ha Weinbergen legten sie mit moderner Weinbautechnik die qualitativ hochwertigsten Rebsorten der Region an.

Die hierzu erbaute Kellerei mit einer Kapazität von 8 Mio. kg Trauben wurde nach modernster Technologie errichtet und wird von führenden Önilogen des Landes betrieben. Es werden zwei Produktlinien produziert; die erste zur Erzeugung von Spitzenweinen aus den Trauben des eigenen Gutes und zugekauften Trauben von Verbundwinzern, die zweite für kommerzielle Weine mit grossem Volumen und entsprechender Technologie. Die ‘Vinícola do Vale do Dão’ hat sich damit als Pionier selbsterzeugter Weine profiliert und von den Handelskellereien abgegrenzt. Dieser Initiative folgen nun andere Unternehmen und veranlassen Winzerbetriebe, Verbundverträge mit festgelegten Rebsorten und Anbauberatung abzuschliessen. Dies führt zu einer deutlichen Verbesserung des Weinbaus und der Weinqualitäten selbst bei Konsumweinen. Gleichzeitig entstehen die ersten erfolgreichen selbstfüllenden Weingüter mit eigener Weinvermarktung. Viele dieser Betriebe tragen mit hoher Weinqualität auf nationalen und internationalenVergleichsproben zum besseren Renommee des Landes bei.

Einigen der Genossenshaften gelang der Anschluss an die neue Zeit nicht, andere jedoch investierten in Kellereitechnologie, vor allem aber in qualifiziertes Personal.

Forschung und Versuche in Weinbau und Kellertechnik werden auf breiter Basis von Privatunternehmen, Genossenschaften und dem ‚Centro de Estudo Vitivinícolas do Dão’ durchgeführt dies lässt sich an der Anzahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen erkennen.

Das Weinbaugebietes Bairrada wurde trotz jahrhundetealter Tradition und Renommee erst 1979 abgegrenzt. Aber schon viel früher gingen entscheidende Massnahmen von diesem Gebiet aus, wodurch es zu einem der bedeutendsten Weinbaugebiete des Landes wurde. Als Reaktion auf die Reblaus‑Krise, wurde hier schon vor mehr als einem Jahrhundert die ‘Escola Prática de Viticultura e Pomologia’ (Obst und Weinbauschule) gegründet; seit den 30er Jahren des XX. Jahrhunderts wurden in dieser Weinbauschule önologische Kurse durchgeführt. Man kann diese Schule als den ersten Vorläufer zur professionellen Berufsausbildung der portugiesischen Winzer bezeichnen.

Obschon die der Sektproduktion ebenso hier Tradition hat wie die Erzeugung ganz besonderer Rotweine, wird heute hauptsächlich die Rebsorte Baga angepflanzt. Nachteilig sind im Bairrada vor allem die kleinen Rebflächen; laut Statistik der 80er Jahre, etwa 98% des Weinbergsbesitze waren kleiner als 1 ha, für die Mechanisierung problematische Erziehungsformen, das hohe Alter der Rebstöcke, zu geringer Stockertrag und häufig noch Rebflächen im gemischten Satz mit unterschiedlicher Sortenqualiät.

Die Erneuerung der Weinberge begann Anfang der 90er Jahre des XX Jahrhunderts und hatte drei Ziele: Anpassung der Erziehungsform an die Mechanisierung, ausschliessliche Verwendung von im Gebiet empfohlenen Rebsorten, sowie einheitliche und sortenreine Pflanzung. Mit ca 10% der Gesamtfläche, tragen diese Massnahmen in bescheidener Form erste Früchte,

Die neue Anpassung der Gesetzgebung bei welcher die Qualitätsrebsorten noch einmal besonders herausgehoben wurden hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Weinqualität sich verbesserte. (Bairrada DOC, Bairrada Clássica e Bairrada Clássico DOC).

Wie auch bei den zuvor angesprochenen Weinbaugebieten entstehen in der Bairrada neue Produktionseinheiten, einige mit beachtlicher Grösse und mit modernen Weinbergen und Kellereien, sowie mit technisch kompetenter Beratung. Dies lässt die berechtigte Hoffnung aufkommen, dass dieses Gebiet in baldiger Zukunft wieder eine bedeutendere Rolle spielen wird.

Der nationale Weinbau insgesamt, insbesondere jedoch der des Nordens befindet sich weiterhin in einer wirtschaftlich und sozial schwierige Phase, die sicherlich mit auf die tiefgreifenden Veränderungen in der Weinwirtschaft zurückzuführen ist. Viele Unternehmen sind auf dem Wege zur technologischen Erneuerung, zur Anpassung an die Gesetzgebung und zur Verbesserung Ihrer Reaktionsfähigkeit. Die Entwicklung der zwei bis drei letzten Jahrzehnte mit all Ihren grundliegenden Veränderungen gestattet die Hoffnung, dass sich der Sektor auf einem neuen Nineau konsolidieren wird.

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